Soziales

Neues Konzept für das Haus am Maiberg in Heppenheim

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rid/ü
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Das Bistum Mainz will das Haus am Maiberg an ein Unternehmen vermieten, das sich als Träger der stationären Kinder- und Jugendhilfe bezeichnet. © Sascha Lotz

Heppenheim. Die Spatzen pfiffen es schon länger von den Dächern, jetzt kam auch die Bestätigung vom Bistum: Die Zukunft des Haus am Maiberg steht fest. Viel ist es allerdings nicht, was die Pressestelle auf wiederholte Nachfrage antwortet: „Das Bistum Mainz beabsichtigt, das Haus am Maiberg ab 1. Januar 2023 an die VisioPart GmbH zu vermieten. Ein Vertrag dazu ist in Vorbereitung und wird noch vor Weihnachten unterzeichnet“, so die Antwort von Pressesprecher Tobias Blum. Unter anderem werden bis zu 23 unbegleitete geflüchtete Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 18 Jahren in das Anwesen in der Ernst-Ludwig-Straße einziehen.

Start im Januar

Andreas Kaldschmidt, Geschäftsführer des Unternehmens, dessen Gründung am gestrigen Donnerstag beim Notar vollzogen werden sollte, bestätigt, dass Mitte/Ende Januar die ersten unbegleiteten Flüchtlingskinder in das Haus einziehen werden. Derzeit befinde man sich in Gesprächen mit dem Jugendamt, es gehe nur noch um das Klären von Details im Konzept. Nicht alle 23 Plätze werden umgehend belegt, der Einzug erfolgt nach und nach. Die Küche des Hauses wird von da an exklusiv für die Geflüchteten genutzt. Für andere Veranstaltungen soll ein Caterer herangezogen werden.

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VisioPart, das sich auf der Homepage als Träger der stationären Kinder- und Jugendhilfe bezeichnet, sucht aktuell noch Mitarbeiter, wie der Geschäftsführer mitteilt. Einige konnten bereits eingestellt werden und beginnen ihren neuen Job ab Januar. Ein Blick auf die Homepage von VisioPart zeigt: Es werden Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und Erzieher gesucht, die „mit Kindern und Jugendlichen, die aus einem Kriegsgebiet flüchten mussten“, arbeiten. Diesen soll „eine Zukunft in Deutschland ermöglicht“ werden. Die „Gesichter vor Ort“ sind Andreas Kaldschmidt und der pädagogische Leiter Tobias Kleiner.

„Wir wollen auf keinen Fall das Label Flüchtlingsheim bekommen“, betont Kaldschmidt. Das Wohngebiet sei das „optimale Umfeld“, die Kinder und Jugendlichen seien nicht „irgendwo im Ghetto, sondern mittendrin“. Auch Bürgermeister Rainer Burelbach habe ihm in Gesprächen im Vorfeld immer wieder bestätigt, dass das Haus am Maiberg der ideale Ort für die Integration von Flüchtlingskindern sei. „Wir sehen uns als offenes Haus, wollen auch mit den Anwohnern ins Gespräch kommen“, ergänzt der Geschäftsführer. „Integration, Teilhabe und Begegnung sollen nicht nur Worte sein.“ Titus Möllenbeck, derzeit noch kommissarischer Leiter des Haus am Maiberg, wolle bei der Kontaktaufnahme mit den Anwohnern helfen.

Befürchtungen bei Anwohnern

Wie wichtig es ist, diesen Kontakt zu suchen, zeigen Äußerungen von einigen Maiberg-Bewohnern, die befürchten, dass sich die Erfahrungen mit dem Lighthouse-Hotel in Bensheim aus dem Jahr 2015 und 2016 nun in einem geschlossenen Wohngebiet mit denkmalgeschützten Gebäuden wiederholen. In Bensheim waren ebenfalls unbegleitete Flüchtlinge untergebracht, die von einem privaten Träger betreut worden waren. Sie verwüsteten die Einrichtung des Hotels.

Im Haus am Maiberg wird mit dem Einzug der Kinder und Jugendlichen zwischen 22 Uhr am Abend und 6 Uhr morgens eine Security nach dem rechten schauen, wie Kaldschmidt berichtet. „Wir wollen nichts verheimlichen, wir sind offen, Inklusion soll gelebt werden.“

Entstanden ist die VisioPart GmbH aus der Softdoor GmbH heraus, deren Firmensitz bisher in Bensheim war. Softdoor wird den Sitz künftig auch in das Haus am Maiberg verlegen. VisioPart hat einen Mietvertrag von vier Jahren unterschrieben, mit der Option, um ein Jahr zu verlängern.

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Auch Seminarangebote soll es künftig am Haus am Maiberg geben. Darüber hinaus will man das Haus auch für Vereine und Institutionen öffnen. Tobias Kleiner habe sehr gute Beziehungen zum Fußball – bis hin zum Hessischen Fußballverband und zum DFB. So könnten beispielsweise Schiedsrichterlehrgänge im Haus am Maiberg stattfinden.

Die Kapelle soll als Raum ebenfalls wieder mit Leben erfüllt werden. Vorstellen könne man sich beispielsweise After-Work-Treffen für bestimmte Zielgruppen. Im Großen und Ganzen sei man jedoch noch in der Findungsphase.

Ende September 2020 hatten die Verantwortlichen des Bistums Mainz verkündet, dass man das Haus am Maiberg, eine international bekannte und renommierte Einrichtung für politische Bildung, aus Spargründen schließen werde. Zwischenzeitlich hatte der Fürther Verein Kubus Interesse am Tagungshaus gezeigt.

Auch wollten mehrere Investoren das Haus am Maiberg käuflich erwerben. Dies scheiterte an den Preisvorstellungen des Bistums, wie von einem der potenziellen Investoren zu erfahren war. rid/ü

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