Erbach. Die Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg Heppenheim (TVG) lud gemeinsam mit dem Mundartverein Heppenheim in den Multifunktionsraum der Mehrzweckhalle Erbach ein. Es war der dritte „Babbelowend“, den die Volkstanzgruppe organisierte. Zweimal gastierte Gerd Grein aus Otzberg in Heppenheim, dieses Mal ging es um die südhessische Sagenwelt und die hat einiges zu bieten.
Sagen aus der Region, quasi ein Abtauchen in die Tiefen des südhessischen Sagenschatzes, das versprachen die Erzählerinnen und Erzähler vom Heppenheimer Mundartverein. Dabei ging es unter anderem um den „Schatz unnerm Herd“ oder die Geschichte „vum goldene Abbel“.
Die Protagonisten des Abends waren Thomas Maul, Vorsitzender der Trachten- und Volkstanzgruppe Starkenburg, aus dem Lautertal, Gerlinde Bannert, Vorsitzende des Mundartvereins aus Erbach, Irene Drayß aus Lorsch mit Heppenheimer Wurzeln und Peter Blessing aus Seidenbuch (Glashütte). Das Besondere an diesem Abend: Die Sagen und gereimten Verse wurden in Dialekt übersetzt.
Drayß, Pressewartin des Mundartvereines, übersetzte die Lorscher und Heppenheimer Geschichten ins hiesige Idiom. Die wörtliche Rede wurde von Maul beigefügt. Auf diese Weise entstanden zwischen den vier Erzählern, die die verschiedenen Rollen in den Texten übernahmen, zum Teil spannende, aber auch witzige Dialoge.
Das Publikum, dem das heimische Idiom durchaus vertraut ist und das es selbst noch spricht, freute es. In einer 20-minütigen Pause zur Stärkung mit einem Imbiss im Ausschankraum sprachen denn auch die meisten Anwesenden sprichwörtlich „so, wie ihnen der Schnawwel gewachsen war“. Kein Mühen nach hochdeutscher Sprache war vonnöten, die viele ältere Menschen quasi als erste Fremdsprache sprechen.
Unter den Gästen begrüßte Maul auch den Kreisbeigeordneten Volker Buser, der in Vertretung des Landrates gekommen war. Der frühere Bezirks- und Geschäftsleiter der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege aus Nieder-Liebersbach ist der heimischen Tradition sehr verbunden, engagiert sich im Kerweverein und der Trachtengruppe. Vor zehn Jahren gehörte Buser zu den Mitgründern des Liebersbach-Wikis. Dabei handelt es sich um den Versuch, Brauchtum und heimische Sprache online zu überliefern. In dem „Wiki“ wurde auch ein Mundartwörterbuch angelegt. Dies erzählt Buser dieser Zeitung – dem Anlass entsprechend – im fließenden Dialekt.
Wie unterschiedlich selbst die Sprache zwischen dem „Ourewällerisch“ aus dem Odenwald und dem Hepprumerisch aus Heppenheim und Umgebung sein kann, zeigte schon die Begrüßung des TVG-Vorsitzenden, der zum gemeinsamen „Schwätze“ begrüßte. „Des haaßt ‚babbele‘“, kam es prompt aus dem Publikum. „Bei uns im Lautertal dun mer ‚schwätze‘“, antwortete Maul.
In Knoden sage man zu einer Suppenkelle übrigens „Boll“, anderenorts heißt das Küchenutensil „Scheppkell“ oder „Scheppleffel“. Häufig ist in den vorgetragenen Sagen von Schätzen in Geheimverstecken die Rede und von weißen Frauen als Hinweisgeberinnen. Im Falle Knodens präsentierte das Quartett die Sagen um einfallende Franzosen, die die Höfe (Howets) plünderten, aber aufgrund des durchaus mit allen Wassern gewaschenen „Schoofnickels“ ohne diese in Angst und Schrecken fluchtartig das Lautertal in Richtung Heidelberg beziehungsweise Frankreich wieder verließen. dj/ü
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