Heppenheim. Die Kreisstadt wächst, vor allem im Norden. Aber hält auch die Infrastruktur mit, wenn immer mehr Einwohner letztendlich auch für immer mehr Verkehr sorgen? Diese Frage stand jetzt im Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss im Raum, als es um die neuerliche Änderung des Bebauungsplans für das Neubaugebiet Gunderslache ging.
Eine Änderung, die mit deutlicher Mehrheit – neun Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und einer Enthaltung – beschlossen wurde.
Auf der Fläche zwischen den bereits realisierten Neubauten entlang der Karl-Busch-Straße mit ihren 158 Wohnungen und dem Gewerbegebiet Gunderslache soll es weitergehen mit dem Bau von fünf Mehrfamilienhäusern mit noch einmal etwa 130 Wohnungen, die nicht verkauft, sondern vermietet werden sollen.
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Entstehen sollen sogenannte Punkthäuser, die einige Meter südlich des bestehenden Gewerbegebietes und in Sichtweite des Jochimsees hochgezogen werden sollen. In Anbetracht der Anzahl der künftigen Bewohner dringend notwendig ist ein weiterer geplanter Bau: der eines Parkdecks, das zwischen den fünf Punkthäusern und dem Gewerbegebiet Gunderslache entstehen soll.
Das Gebäude wird ebenerdig auf vier Ebenen 276 Stellflächen bieten, womit voraussichtlich der eine oder andere Parkplatz für Bewohner anderer Häuser abfallen dürfte. Gedacht ist der Riegel auch als Lärmschutzwand zwischen Gewerbegebiet und Wohnbebauung. Ein Blick in die Straßen dieses Neubaugebietes zeigt das gleiche Bild, das sich auch in der Nordstadt II ergibt: Überall da, wo dies möglich (und manchmal auch unmöglich) ist, wird geparkt. Und wenn nicht geparkt wird, sind die Fahrzeuge im Viertel unterwegs. Was aus Sicht von Susanne Marx (FDP) und Ulrike Janßen (LIZ.LINKE), insbesondere in der Gunderslache für Probleme bei der Zuwegung sorgen könnte, müsse der Großteil des Verkehrs doch vor allem über die Vala-Lamberger-Straße abgewickelt werden.
Christine Bender (SPD), Erste Stadträtin und Baudezernentin, verwies dagegen darauf, dass ein in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten belege, dass die Verkehrserschließung gesichert sei. Trotzdem werde man eine neue Verbindungsstraße von der Bürgermeister-Kunz-Straße zum geplanten Kindergarten am Jochimsee bauen, die dann auch Verkehr aus der Gunderslache aufnehmen könne.
Einbahnstraßen-Regel als Versuch
Erst wenn der realisiert sei, wolle man den Weg entlang des Sees wie geplant zurückbauen. Außerdem sei die Einbahnstraßenregelung für die Bahnunterführung der Gunderslachstraße lediglich ein „Versuch“, der nach einer Verkehrszählung auch zu einer alternativen Regelung führen könne.
Trotz dieser und anderer Bedenken – Franz Beiwinkel, Grüne, verwies beispielsweise auf die „knappe Schul- und Kita-Situation“ – wollten die Ausschussmitglieder das Projekt Gunderslache mit Blick auf den Wohnungsmangel „zum Abschluss bringen“, wie Jürgen Semmler (CDU) formulierte. So wie zwei weitere Projekte: Der Neubau eines Lebensmittelmarktes in Kirschhausen und die baurechtliche Absicherung von drei ursprünglich als Wochenendhäuser entstandenen, aber seit Jahrzehnten als Wohnhäuser genutzten Gebäuden in der „Bärenhecke“.
Janßen verwies auf 26 Einwendungen von Bürgern gegen den geplanten Norma-Markt sowie „einige nicht begeisterte Träger öffentlicher Belange“ und zog in Zweifel, dass der Bau tatsächlich ohne Auswirkungen auf das Klima sein werde. Jürgen Semmler führte demgegenüber die Vorteile für die Bewohner auf, zu denen auch die Möglichkeit zählen werde, Bargeld abzuheben.
Baufällig und unbewohnbar
Kritik wurde auch beim Beschluss zur Bärenhecke laut. Janßen sprach von einem „klaren Verstoß gegen das Baugesetz“ und „Gefälligkeitsplanung für eine Privatperson“: Die Wochenendhäuser waren – mit Genehmigung durch den Kreis, nicht die Stadt, wie Bender betonte – im Lauf von Jahrzehnten ausgebaut worden.
Eines ist inzwischen allerdings baufällig und unbewohnbar. Hier soll ein Neubau hin, weswegen der Flächennutzungsplan geändert, und ein Bebauungsplan erstellt werden muss. Alternativ, so Semmler, stünde nur ein Abbruch zur Debatte. Den aber wollen weder Ortsbeirat noch die Ausschussmehrheit, die den Anträgen zur Bärenhecke und Norma zustimmte. jr/ü
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