„Bahnstadt“

Sechs Häuser mit 42 Wohnungen sollen an der Kalterer Straße entstehen

Der Ausschuss hat für die Änderung des Bebauungsplans gestimmt. Sie sollen sozial gefördert werden und sind vor allem für junge Familien mit kleinen Kindern gedacht.

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jr/ü
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Hier, an der Kalterer Straße in Heppenheim, sollen sechs Mehrfamilienhäuser gebaut werden. © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Dass sechs Mehrfamilienhäuser noch nicht die von Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) anvisierte „Bahnstadt“ sind, weiß man im Rathaus. Trotzdem ist das Projekt der Karlsruher Dr. Lickert GmbH ein Schritt in diese Richtung: Nur wenige hundert Meter von Heppenheims Bahnhof entfernt sollen auf früherem Gewerbegelände an der Kalterer Straße 42 Drei-, Vier- und Fünfzimmerwohnungen entstehen, sozial gefördert und vor allem für junge Familien mit kleinen Kindern gedacht.

Die hierfür notwendige Änderung des Bebauungsplans durch die Stadtverordnetenversammlung dürfte Formsache sein: Im Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss stimmte lediglich Ulrike Janßen (Fraktion LIZ.LINKE) gegen den Änderungsantrag, alle anderen Ausschussmitglieder stimmten mit Ja.

Der Mangel an – bezahlbaren – Wohnungen ist auch in der Kreisstadt ein großes Problem. Weshalb der Entwurf des bundesweit tätigen Karlsruher Unternehmens, der am Dienstagabend im Sitzungssaal des Rathauses von Herbert Lickert vorgestellt wurde, ausgesprochen positiv aufgenommen wurde.

Geplant sind sechs viergeschossige Gebäude mit Flachdächern, in denen 15 Dreizimmerwohnungen mit Wohnflächen von 75 Quadratmetern, 20 Vierzimmerwohnungen mit jeweils 88 Quadratmetern sowie vier Fünfzimmerwohnungen mit 103 Quadratmetern, aber auch drei Wohnungen für Rollstuhlfahrer vorgesehen sind.

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Parallel zur Kalterer Straße sollen drei der Häuser stehen, dahinter in Richtung Friedensstraße drei weitere. In jedem der Häuser werden sieben Wohnungen, alle mit Balkonen oder Terrassen, zur Verfügung stehen. Das Grundstück, auf dem nach dem Abbruch der alten Gewerbebauten zurzeit noch mehrere Hügel mit recyceltem Baumaterial zu finden sind, ist etwa 5000 Quadratmeter groß; bebaut hiervon wird etwa die Hälfte der Fläche, die andere Hälfte soll so wie ein Teil der Flachdächer begrünt werden. Zur Ausstattung gehören Photovoltaik und Wärmepumpen, und auch sonst sind die Häuser auf Energieeinsparung getrimmt, laut Lickert handelt es sich um die Kategorie „Effizienzhaus 40 Plus“.

Für die Bewohner sollen knapp 150 Abstellplätze für Räder (84 davon in geschlossenen Räumen), Parkplätze, auf denen das Regenwasser versickern kann, Abstellräume im Parterre (auf Unterkellerung wird aus finanziellen Gründen verzichtet) und ein Gemeinschaftsraum, in dem Platz für Familienfeiern oder Kindergeburtstage ist, zur Verfügung stehen. Gegen Lärm von den nahen Bahngleisen sollen Lärmschutzfenster helfen, außerdem die Schlafräume auf der Ostseite angelegt werden, vor der prallen Sonne sollen Alu-Rollläden schützen.

Start wenn möglich noch 2023

Wie hoch die Miete sein wird, war im Bauausschuss nicht zu erfahren, der Investor machte aber deutlich, dass er vorzugsweise noch in diesem Jahr mit dem Bauen beginnen würde. An den Mandatsträgern, so jedenfalls der Eindruck im Bauausschuss, sollte das nicht scheitern: Hier war von einem „ansprechenden Projekt“ (Sonja Eck, SPD) die Rede, von einem „überzeugenden Konzept“ und „innovativer Planung“ (Jürgen Semmler, CDU) und davon, dass man angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt dankbar sei für ein Stück sozialen Wohnungsbau (Franz Beiwinkel, Grüne).

„Wirklich enttäuscht“ äußerte sich lediglich Ulrike Janßen, die sich „etwas Schöneres“ hätte vorstellen können und von „Plattenbauten“ sprach. Sie regte an, vor der Umsetzung über eine „burgartige“ Randbebauung des Areals nachzudenken, um eine größere grüne Innenfläche zu erhalten und den Lärmschutz für die künftigen Bewohner zu verbessern.

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Das von Susanne Marx (FDP) vermisste Gesamtkonzept, das auch ein nördlich angrenzendes, nur von einer Villa bestandenes Grundstück hätte umfassen können, wäre auch im Sinn der Verwaltung gewesen, scheitert bislang aber an zu hohen finanziellen Forderungen einer Erbengemeinschaft, wie Lickert sagte. Die GmbH hätte diese Fläche gerne einbezogen, musste aber auch mit Blick auf die Pläne für sozialen Wohnungsbau verzichten.

Damit man auf die dringend benötigten Wohnungen nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag warten muss, so Heppenheims Erste Stadträtin Christine Bender (SPD), hatte man sich im Magistrat deshalb dazu durchgerungen, auf den großen Wurf zu verzichten und den Bebauungsplan zumindest für diesen Teilbereich zu ändern.

Immerhin kommt man so der Vision von der „Bahnstadt“ ein wenig näher, für die der Bürgermeister am liebsten das ganze, östlich von Bahnlinie und Kalterer Straße gelegene Viertel überplanen würde. jr/ü

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