Unterkunft

Mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Haus am Maiberg

Das Miteinander im Viertel wird laut Tobias Kleiner, pädagogischer Leiter, als positiv empfunden. Im Haus am Maiberg leben mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge als geplant.

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rid/ü
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Die maximale Unterbringungskapazität liegt im Haus am Maiberg bei insgesamt bei 39 Plätzen. © Christopher Frank

Heppenheim. Rund ein dreiviertel Jahr ist mittlerweile ins Land gegangen, seit die ersten unbegleiteten minderjährigen Ausländer – kurz: „umA“, in der Regel sind es Geflüchtete – in das Haus am Maiberg gezogen sind.

Wie ist die Zwischenbilanz von VisioPart, dem Betreiber der Einrichtung der stationären Jugendhilfe? Der pädagogische Leiter, Tobias Kleiner, zieht ein durch die Bank positives Fazit.

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Vor dem Einzug der Heranwachsenden war die Unterbringung der umAs im Villenviertel kontrovers diskutiert und von vielen Anwohnern als Bedrohung eingeschätzt worden. Im Rahmen einer Anwohnerversammlung konnten viele Fragen geklärt werden, VisioPart versprach Transparenz und ein jederzeit offenes Haus. Wie hat sich diese Situation entwickelt?

Das Miteinander im Villenviertel beurteilt Kleiner als positiv. Die von den Anwohnern anfangs geäußerten Befürchtungen seien nicht eingetreten. „Wenn interne Festivitäten stattfinden, ist mal etwas mehr los, aber es gab keine größeren Auswüchse, außer den üblichen Kleinigkeiten, die es gibt, wenn Jugendliche zusammen wohnen“, so das Fazit des pädagogischen Leiters. Und er betont: „Es gab noch keinen einzigen Polizeieinsatz.“ Schade findet er es, dass immer wieder „von Einzelnen“ Dinge interpretiert und unterstellt würden, die nicht den Tatsachen entsprächen, „statt das bei uns zu hinterfragen.“

Immer auf der Suche nach Fachpersonal

Sehr verändert haben sich inzwischen die Zahlen: Anfangs hieß es, dass maximal 23 umAs in das Haus am Maiberg ziehen. Mittlerweile sind es über 30. Einige von ihnen sind dieser Tage nach Birkenau umgezogen, wo VisioPart in der Hauptstraße eine weitere Wohngruppe für junge Geflüchtete eröffnet hat. Hier ist Platz für neun junge Menschen.

„Es ist richtig, dass zunächst die Unterbringung von 23 unbegleiteten minderjährigen Ausländerinnen bzw. Ausländern (umA) im Haus am Maiberg erfolgte. Inzwischen sind 33 umAs dort untergebracht. Die maximale Unterbringungskapazität liegt insgesamt bei 39 Plätzen. Sechs Plätze von den 39 werden für sogenannte Selbstmelder für die Erstversorgung bereitgestellt. Eine Verteilung der jungen Menschen auf andere Einrichtungen ist, bis auf die sechs Notplätze, nicht angedacht und auch nicht möglich“, so zusätzliche Informationen von der Pressestelle des Kreises Bergstraße. Das sei bisher nicht nach außen kommuniziert worden, so zwei befragte Anwohner verärgert. Insgesamt seien in beiden Häusern 32 Angestellte beschäftigt, in Teil- und Vollzeit. Man sei jedoch immer auf der Suche nach pädagogischem Fachpersonal, so Kleiner.

"Ich will hier kein Luftschloss aufbauen"

Plant VisioPart weitere Unterkünfte? An dieser Stelle nickt der pädagogische Leiter. „Wir versuchen, weiter zu wachsen und weitere Angebote zu machen, die Unterkünfte in Heppenheim und Birkenau werden voraussichtlich nicht die Letzten bleiben. Allerdings wollen wir nicht nur Wohngruppen für umAs anbieten, sondern auch Intensiv-Wohngruppe, Wohngruppen für Inobhutnahmen, Tagesgruppe für Kinder und Jugendliche – alles im Bereich der Jugendhilfe.“ In der Kreisstadt sei jedoch keine weitere Unterkunft für unbegleitete minderjährige Ausländer geplant, was auch vom Kreis so bestätigt wird.

Die jungen Geflüchteten im Haus am Maiberg, unter ihnen auch vier Mädchen, kommen aus Afghanistan, Bulgarien, Somalia, Syrien, der Türkei und der Ukraine. Die meisten hätten mittlerweile sehr große Fortschritte beim Sprechen der deutschen Sprache gemacht. Davon kann man sich selbst überzeugen, wenn man das Gespräch mit den jungen Leuten sucht. Neben der Schule besuchen alle zusätzlich noch Deutschkurse – und „machen das gerne“, so Kleiner. Mittlerweile gibt es ein sogenanntes „Verselbstständigungsstockwerk“ im Haus am Maiberg: In die dritte Etage darf ziehen, wer gute Deutschkenntnisse hat, selbstständig und zuverlässig ist. Hier gibt es ein eigenes Wohnzimmer und die Bewohner kochen, putzen und waschen ihre Wäsche selbst. „Das soll sie vorbereiten auf ein selbstständiges Leben, wenn sie hier rauskommen“, erklärt Kleiner. Immer wieder unterstreicht Tobias Kleiner, dass man die Heranwachsenden auf die mitunter harte Lebensrealität vorbereiten möchte: „Ich will hier kein Luftschloss aufbauen.“

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Tatjana Bojic
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So werde den Jugendlichen auch stets erklärt, warum sie sich hin und wieder mit ausländerfeindlichen Reaktionen konfrontiert sehen. „Wir erklären ihnen, dass viele Menschen hier Angst haben, weil sich hierzulande viel verändert hat.“ Als Beispiele nennt er den Ukraine-Krieg, die steigenden Preise, den Fachkräftemangel und mehr.

„Wir versuchen, bei den Jugendlichen Verständnis zu erwirken. Und wir erklären ihnen, dass Deutschland bares Geld aus den Steuern der Menschen für sie in die Hand nimmt. Das müssen sie wissen. Sicher haben sie ein Stück weit Rechte als Asylbewerber, und das Jugendamt muss sie unterbringen. Aber es entstehen Kosten, die andere Menschen erarbeiten. Und sie bekommen die Leistungen bedingungslos.“ Daraus resultiert für Kleiner: „Die Bewohner müssen sich an Regeln halten und einen eigenen Beitrag leisten, den wir hier auch einfordern.“ rid/ü

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