Innenstadt

Kein Parkhaus an der Heppenheimer Siegfriedstraße

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fran/ü
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Die städtischen Pläne für ein Parkhaus auf dem brachliegenden Grundstück an der Heppenheimer Siegfriedstraße (B 460) sind aus Sicht von Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) gescheitert. © Christopher Frank

Heppenheim. Es waren Worte, die im Sommer 2020 potenziellen Häuslebauern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen: „Zu verkaufen: attraktive Lage am Fuße des Schlossbergs, nahe der Altstadt und der Fußgängerzone, direkt angebunden an eine der Hauptverkehrsadern Heppenheims.“

Doch wer sich im Gedanken an eine Traumimmobilie die Hände rieb, wurde beim näheren Betrachten des städtischen Exposés bereits bitter enttäuscht. Denn das 1356 Quadratmeter umfassende Grundstück mit den früheren Adressen Siegfriedstraße 24 bis 28 sollte definitiv nicht mit schmucken Wohnhäusern bebaut werden. Vielmehr ließ die Stadtverwaltung in den folgenden Zeilen verlauten: „Der Verkauf erfolgt zum Zweck der Neuerrichtung und des Betriebs eines öffentlichen Parkhauses (Parkgarage) mit mindestens 75 Stellplätzen.“

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Mit der offiziellen Ausschreibung setzte der Magistrat der Kreisstadt seinerzeit eine Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung aus dem Dezember 2019 um. Das seit Jahrzehnten brachliegende Areal ist im Besitz der Stadt und sollte – so der mehrheitliche Wunsch der Stadtverordneten – die angespannte Parksituation im historischen Zentrum der Kreisstadt entlasten. Insbesondere die FDP hatte die öffentliche Ausschreibung und somit auch den Parkhaus-Neubau forciert.

Auf Skepsis stieß das Projekt hingegen beim Bürgermeister. Rainer Burelbach (CDU) erachtete ein Parkhaus an der viel befahrenen Bundesstraße 460 für wenig realistisch, zudem befürchtete er erhebliche Rückstaus. Der Rathauschef schlug den Stadtverordneten stattdessen 25 Doppelparker mit 50 zusätzlichen Parkplätzen vor, musste sich letztlich aber dem Votum der Parlamentarier beugen. Fraktionsübergreifend wurde in der Folge für das Projekt geworben. Gleichwohl wussten alle Beteiligten auch um die Probleme, die mit einem Parkhaus-Bau in der Hanglage an der Siegfriedstraße einhergehen würden.

„Wir kennen die tektonischen Schwierigkeiten“, räumte Fraktionschef Christopher Hörst bereits bei der Parlamentsdebatte ein. Ähnliches war auch von den anderen Fraktionen zu hören. Denn: Es müsste in den Berg hineingebaut werden. Genau an dieser Hürde sind vergleichbare Projekte für das Grundstück in der Vergangenheit schon des Öfteren im Ansatz gescheitert.

Noch schlimmer erwischte es die vorherigen Eigentümer der einstmals drei Grundstücke: Im Spätsommer 1968 kam es auf dem Areal zu einem folgenschweren Erdrutsch. Die Wohn- und Geschäftshäuser, die sich dort befanden, mussten wegen akuter Einsturzgefahr geräumt werden. Der Erinnerung eines Nachbarn zufolge, sollen zwei der drei Häuser dem Erdboden gleichgemacht worden sein und noch dort liegen. Das Haus mit der Nummer 24 wurde erst 1992 abgerissen. Wie schon die beiden anderen Grundstücke zuvor, ging es 1985 in den Besitz der Stadt über.

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Kaum verwunderlich also, dass nun auch das Parkhaus-Projekt von Beginn an alles andere als reibungslos verlief: Als sich tatsächlich ein potenzieller Investor gefunden hatte, der auch prompt ein Spezialunternehmen für Probebohrungen beauftragte, wurden auch ihm die altbekannten Probleme schnell bewusst. „Wir haben vier Probebohrungen vorgenommen und zwölf Meter tief gebohrt. Nur bei einer Bohrung sind wir bei neun Metern auf Fels gestoßen“, sagte Projektleiter Karsten Brahmann vor ziemlich genau einem Jahr.

Trotz dieser zunächst wenig erbaulich scheinenden Nachrichten durften sich die Parkhaus-Befürworter im Februar 2022 in ihrer Haltung bestätigt fühlen. „Der Interessent möchte das Projekt weiterverfolgen“, sagte Bürgermeister Burelbach im Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss. Vorangegangen war eine umfassende Analyse der Probebohrungen. Favorisiert wurde laut Burelbach fortan sogar „eine noch größere Lösung mit bis zu 150 Parkplätzen“.

Allzu lange dauerte diese Hoffnung freilich nicht an. Denn im gleichen Gremium verkündete der Rathauschef nun das vorläufige Ende der städtischen Parkhaus-Pläne.

Nach einem „abschließenden Gespräch“ habe der Magistrat Abstand von dem Vorhaben genommen, „sodass wir es auch nicht weiter verfolgen werden“, sagte Burelbach. Um das Projekt nach allen vorliegenden Analysen und Erkenntnissen „sinnvoll“ in die Tat umsetzen zu können, hätte es demnach einer großflächigen Verankerung im Schlossberg bedurft. Zwingende Voraussetzung hierfür wäre jedoch die Zustimmung der Eigentümerin der benachbarten Grundstücke. Die potenzielle Nachbarin habe diesen Eingriff jedoch „mit guten Argumenten“ abgelehnt, erklärte der Bürgermeister. So sei auch hier die Angst vor einem neuerlichen Abrutschen des Hanges als Beweggrund genannt worden. Überdies würde ein Parkhaus an dieser Stelle aus Sicht der Eigentümerin wie ein Fremdkörper wirken.

Letzte Möglichkeit zur Realisierung des Parkhauses wäre laut Burelbach somit der Kauf der angrenzenden Grundstücke durch die Stadt gewesen. Doch auch dies habe die Dame abgelehnt. „Aus städtischer Sicht wird der Neubau eines Parkhauses somit ad acta gelegt“, so der Bürgermeister abschließend. fran/ü

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