Tourismus

Jugendherberge in Heppenheim unter neuer Leitung

Seit Jahresbeginn steht die 29-jährige Johanna Lohstöter an der Spitze der Starkenburg. Die 137 Betten sind gut gebucht.

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em/ü
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Die Leiterin der Jugendherberge Starkenburg, Johanna Lohstöter (Mitte), mit Kirsten Köller, Dietrich Lahr, Raphael Perta-Rhein und Julia Mundt. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Hoch über den Dächern Heppenheims thront die Starkenburg, eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Kreisstadt.

Johanna Lohstöter kann den Ausblick nun häufiger genießen, denn für sie ist die einstige Schutzburg gleichzeitig der Arbeitsplatz. Seit Anfang des Jahres leitet die 29-Jährige die Jugendherberge.

Mit den Gästezahlen ist sie zufrieden, wenngleich auch die Unterkunft in fast 300 Metern Höhe von den bekannten Entwicklungen nicht verschont bleibt.

Wichtig ist der neuen Leiterin, und das wird beim Rundgang schnell deutlich, der Teamgedanke. „Wir sind hier wie eine Familie, die zusammenhält“, betont sie. Eine bunte Mischung aus neuen und erfahrenen Angestellten, manche bereits seit mehr als 30 Jahren dabei. Doch nicht nur die Kollegen liegen Lohstöter am Herzen, ganz besonders auch die jungen Gäste.

In das Mittelalter eintauchen

„Leuchtende Kinderaugen sind einfach etwas Tolles“, findet sie. Und große Augen dürften die meisten machen, wenn sie in die mittelalterliche Welt der Starkenburg eintauchen.

Aufgewachsen ist Johanna Lohstöter in Aschaffenburg, mittlerweile lebt sie in Bensheim. An der Bergstraße schätzt die 29-Jährige vor allem den hohen Freizeitwert und die Lebensqualität.

Unterwegs an der frischen Luft ist sie oft und gern, mit dem Fahrrad oder in den Weinbergen. „Hier hat man alles, vom Mittelgebirge bis zum flachen Ried“, sagt sie.

In Darmstadt hat Lohstöter BWL mit Schwerpunkt Tourismus studiert, arbeitete anschließend als Reiseveranstalterin und organisierte viele Klassenfahrten. Im Februar des vergangenen Jahres nahm sie ihre Tätigkeit als Mobile Assistenz im hessischen Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks auf, lernte so auch schon die Unterkunft in der Starkenburg kennen. „Sehr bereichernd, mit vielen Eindrücken“, blickt sie auf das Jahr zurück. Das gebündelte Wissen will sie nun in Heppenheim einbringen. Sie folgt als Leiterin auf Yunus Dogan, der die Stelle erst im August 2022 übernommen hatte. „Da hat es auf beiden Seiten einfach nicht mehr gepasst“, so Lohstöter.

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Unter den Maßnahmen gegen das Coronavirus hatte die Tourismusbranche besonders zu leiden. „Man gewöhnt sich ziemlich schnell wieder an die alte Freiheit, und das ist gut so“, findet Lohstöter. Sie sieht die Folgen der Pandemie vor allem bei den Kindern. „Teilweise waren Grundschüler noch nie ohne Eltern weg“, erklärt sie. Ausflüge mit der Klasse oder Ferienfreizeiten mussten abgesagt werden. Darunter habe die Selbstständigkeit gelitten. „Wir erleben jetzt häufiger, dass Kinder Heimweh haben.“

Die Auslastung sei bei den Schulklassen sehr gut, berichtet die Leiterin. Im laufenden Kalenderjahr werde es schwer, noch freie Plätze zu finden. Auch das kommende Jahr sehe bereits gut aus, wenngleich Lohstöter an Wochenenden und in den Ferien noch auf einige Spontanbuchungen hofft. 137 Betten und mehrere Tagungsräume stehen in der Jugendherberge bereit. Sowohl für Schüler als auch für Familien und andere Gruppen sind Programme konzipiert, etwa zum mittelalterlichen Leben oder Umgang mit der Natur.

Inflation macht sich bemerkbar

Die Übernachtungspreise, die der Landesverband festlegt, wurden im Zuge der Inflation und Energiekrise bereits erhöht. Im zweiten Halbjahr und auch 2024 folgen weitere Anpassungen nach oben, um jeweils zwei Euro pro Nacht. „Die Gäste haben Verständnis dafür“, sagt Lohstöter und weist beim Thema Klassenfahrten auf noch zu wenig genutzte Fördermöglichkeiten für einkommensschwache Familien hin.

„Wir haben noch alte Heizungen, das macht sich bei den Kosten schon bemerkbar“, erzählt sie. Vor allem aber seien es die Lebensmittel, die teurer geworden sind. Beim Stichwort Ernährung hat die neue Leiterin klare Vorstellungen: „Zuallererst wollen wir jedes Kind satt kriegen“, betont sie. Bei Mittag- und Abendessen stehe immer auch ein vegetarisches und veganes Gericht zur Auswahl. „Wir streben an, immer häufiger regionale Produkte zu verwenden“, macht Lohstöter deutlich. Beim Frühstücksbuffet werden beispielsweise Brötchen vom ortsansässigen Bäcker aufgetischt. „Die Region hat ja auch einiges zu bieten“, sagt sie.

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Spielerisch soll den Kindern zudem umweltbewusstes Handeln nähergebracht werden. In den Zimmern hängen Plakate, auf denen „Shaun das Schaf“ Tipps zur Duschzeit oder zum Lüften gibt. „Das klappt total gut“, freut sich Lohstöter. Die Herberge selbst soll ebenfalls nachhaltiger werden. Dazu wurden bereits Bewegungsmelder für Licht und Waschbecken sowie LED-Lampen installiert. Ein paar Gedankenspiele für die Zukunft hat die neue Leiterin sofort parat.

Der Bergfried, mit rund 38 Metern der höchste Turm der Starkenburg, ist auf einer Seite noch mit Gerüst versehen, das als Rettungsweg dient. Bis Ende 2024, so hofft Lohstöter, könnten die Renovierungsarbeiten am Turm beginnen.

Im Außenbereich soll der Bolzplatz zu einem Multifunktionssportgelände umgebaut, der Innenhof zudem attraktiver für Familien werden. Eventuell mit Kaffee- und Kuchenverkauf oder einem kleinen Spielplatz, überlegt Lohstöter. Viele kleine Stellschrauben also, an dem sie –natürlich gemeinsam mit ihrem Team – gerne drehen würde. em/ü

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