Natur - Mit Samenmischungen und Insektenhotels will die Tierschutzpartei in der Stadt Gutes bewirken / Stadtverordnetenversammlung nimmt Anträge mehrheitlich an

In Heppenheim soll es blühen und brummen

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rid
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Hummeln und Bienen schätzen Kleeblüten. Die Tierschutzpartei will erreichen, dass sich die nützlichen Insekten auch in Heppenheim wieder wohler fühlen. © Hoiv/dpa

Heppenheim. Blühende Zeiten stehen bevor: Dafür soll eine speziell für Heppenheim entwickelte Samenmischung sorgen. Dass diese demnächst allen Heppenheimern zur Verfügung gestellt werden soll, ist ein erster Erfolg der Tierschutzpartei, die in dieser Legislaturperiode erstmals ins Stadtparlament eingezogen ist. Ein zweiter Erfolg: Künftig sollen Insektenhotels im Stadtgebiet aufgestellt werden.

Unkomplizierte Vergabe an Bürger

Die Samenmischung soll nun bald unkompliziert unter anderem im Bürgerbüro zu erhalten sein. Die Vergabe der Samentütchen soll – nach den Vorstellungen der Tierschutzpartei – auch im Zusammenhang mit der Neukonzeptionierung des ehemaligen Vogelparkgeländes am südlichen Ende des Bruchsees und in Zusammenarbeit mit dem Nabu vorangetrieben werden. Hier wird gerade ein Nachfolger mit ansprechendem Konzept gesucht. In der Nachbarschaft ist auch eine Fläche für Naturpädagogik geplant.

Die Heppenheimer Grünen plädierten für die kostenlose Abgabe der Samenmischung. Yannick Mildner (Tierschutzpartei) sprach von „überschaubaren Kosten“ der Samen. Ulrike Janßen (LIZ) sprach dagegen von einer „reinen Alibiveranstaltung“ angesichts der zahlreichen Flächen, die derzeit in Heppenheim durch Neubaugebiete versiegelt würden: „Bürger sorgen für die Rettung der Insekten, die Stadt für den Beton,“ sagte sie süffisant.

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Klaus Bitsch (CDU) begrüßte den „psychologischen Effekt“ des Angebotes, auch wenn man damit „nicht die Welt retten“ könne. Man könne, so verteidigte Mildner den Antrag seiner Partei, auf diese Weise zumindest „einen kleinen Beitrag für die Insekten liefern“. 22 Stadtverordnete stimmten dem Antrag zu, zwei lehnten diesen ab, acht enthielten sich.

Die Samenmischung wurde den Angaben zufolge von einem Darmstädter Unternehmen extra auf die topografischen Verhältnisse Heppenheims abgestimmt. Sie soll eine wertvolle Flora für Insekten schaffen. Die Stadt Heppenheim hat die ersten Samen vor ein paar Wochen bereits ausgesät. Das Ergebnis kann man an der einen oder anderen Stelle in Heppenheim bereits sehen; ein Blühstreifen befindet sich etwa auf der rechten Seite der Lorscher Straße stadtauswärts vor der Tankstelle. Die Blütenpracht dort erfreut nicht nur die Insekten, sondern auch den Betrachter. Nun sollen in Zukunft also nicht nur städtische Flächen, sondern auch Gärten von Einwohnern in den Genuss der ökologisch wertvollen Blütenpracht kommen.

Hintergrund des Antrags ist die Tatsache, dass Krefelder Biologen im Jahr 2017 nach langjähriger Feldforschung den drastischen Rückgang von Fluginsekten belegen konnten. Das Ergebnis war erschreckend: In den vergangenen 27 Jahren ging die Menge der Insekten um etwa drei Viertel zurück. Insbesondere Wildbienen kämpfen ums Überleben: Von den rund 560 deutschen Wildbienenarten stünden 300 auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

Im Stadtgebiet aufgestellte Insektenhotels sollen künftig Insekten beim Nisten und Überwintern helfen. „Jede noch so kleine Sache, die das Insektensterben bremsen kann, ist gut“, so Mildner. Janßen warnte indes vor Vandalismus und nannte Insektenhotels eine „schöne Deko“, die nur hübsch aussehe. Außerdem würden zwei Drittel der Wildbienen im Boden nisten, diese könnten also im Insektenhotel „nicht einchecken, es gibt kein Frühstück dort“. Christopher Hörst (FDP) sieht durch das Aufstellen der Insektenhotels die Chance, die breitere Bevölkerung für Insekten zu sensibilisieren. Mit 22 Ja-, drei Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen wurde auch diesem Antrag zugestimmt. rid

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