Mobilität

In Heppenheim mit dem Fahrrad gut in den Frühling rollen

Jetzt ist die richtige Zeit für eine Inspektion des Fahrrads. Der Andrang bei Händlern ist groß.

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erm/ü
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Flott ist dieser Radfahrer in der Kalterer Straße in Heppenheim unterwegs. Ralf Dickhaut vom ADFC Heppenheim codiert ein Fahrrad. © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Die sonnenreichen Tage laden dazu ein, das Fahrrad wieder aus dem Keller oder der Garage zu holen und die ersten Ausflüge zu planen. Wer den zweirädrigen Begleiter auf Vordermann bringen lassen möchte, sieht sich aber aktuell mit Wartezeiten konfrontiert. Beim Fahrradladen „Gath Bikes“ in Heppenheim ist der Andrang erwartungsgemäß groß. Mit fünf bis acht Werktagen müssten Kunden schon rechnen, berichtet Geschäftsleiter Marco Utech.

Eine wirkliche Wintersaison habe es nicht gegeben, sagt er. Die Nachfrage sei auch in den kälteren Monaten gut gewesen. Vor allem Inspektionen stünden nun an der Tagesordnung. „Viele wollen das Rad jetzt fit für den Frühling kriegen“, erzählt Utech.

Dafür werden Reifen ausgetauscht, Schläuche gewechselt oder Bremsen und Schaltungen repariert. Die langen Wartezeiten auf einen Termin können nicht alle nachvollziehen. „Teilweise stoßen wir da auf wenig Verständnis“, sagt Utech. In anderen Städten wie etwa Mannheim müsse bis zu vier Wochen darauf gewartet werden, das eigene Fahrrad in einer Werkstatt abzugeben. „Da sind wir hier in Heppenheim noch ganz souverän unterwegs.“ Im Trend liegen nach wie vor E-Bikes.

Lieferprobleme bei Ersatzteilen

Bei bestimmt 80 Prozent der verkauften Räder handele es sich um die Variante mit eigenständigem Elektromotor, berichtet Utech. Der Fahrradexperte hat auch sofort eine Statistik parat: So habe es im Jahr 2020 rund 1,3 Millionen E-Bikes in Deutschland gegeben.

Jetzt sei man bereits bei 2,4 Millionen. Eine Entwicklung, die stetig voranschreiten werde, ist er sich sicher. Die Lieferzeiten von Ersatzteilen stelle immer noch ein Problem dar, informiert Utech. Vor allem Fahrradketten oder Kassetten für E-Bikes seien betroffen. Teilweise dauern die Lieferungen mehrere Monate. Ein im Februar des vergangenen Jahres bestellter Akku sei beispielsweise erst im Oktober angekommen. „Da sind uns leider die Hände gebunden“, sagt er.

Ralf Dickhaut vom ADFC Heppenheim codiert ein Fahrrad. Wer sein Fahrrad codieren lässt, macht es Dieben schwerer, gestohlene Fahrräder zu verkaufen. Die Codierung zeigt, wer Eigentümer des gestohlenen Fahrrads ist. © Jürgen Reinhardt

Wer sein – mitunter mehrere Tausend Euro teures – Rad richtig schützen möchte, sollte einige Dinge beachten. Denn ein einfaches Spiralkabelschloss ist für den geübten Langfinger kein wirkliches Hindernis. „Am besten, man verwendet zwei Schlösser mit unterschiedlichen Systemen“, rät Utech. Diebe, meist auf eine Schlossart spezialisiert, würden so schon einmal gehemmt.

Es müsse auch nicht das teure Topmodell sein, aber „das mittelgute um die 60 Euro“ sollte man sich dann schon leisten. Seit knapp zwei Jahren ist „Gath Bikes“ in der Heppenheimer Wilhelmstraße zu finden. Hatte sich das erste Jahr noch aufgrund von nicht lieferbaren Rädern schwierig gestaltet, habe sich die Lage inzwischen entspannt. „Es ist stets aufwärts gegangen, wir wurden hier gut angenommen“, betont Utech, auch wenn man es nicht immer jedem recht machen könne.

Der Zulauf sei groß, gleichwohl habe man sich „die Meriten erst verdienen müssen“. Alles in allem ist der Geschäftsleiter zufrieden in der Kreisstadt und lobt seine beiden Mechatroniker. Zwar sei „Gath Bikes“ kein Ausbildungsbetrieb, fünf Praktikanten habe man aber schon Einblicke in die Arbeitswelt geben können.

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Einige Tipps für Fahrrad-Frühlingsstarter hat auch Anette Seip parat, zweite Vorsitzende des Bergsträßer Kreisverbandes im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Über die Wintermonate würden die Reifen gerne platt werden, sagt sie, der Luftdruck sei daher eines der ersten Dinge, die überprüft werden sollten.

Außerdem könnten Fahrradketten in der kalten Jahreszeit schnell Rost ansetzen. Überdies gelte es, vor allem Bremsen und Licht zu überprüfen. Der versierte und bastelfreudige Radfahrer mag einiges davon selbst schaffen, für alle anderen empfiehlt sich aber doch der Besuch in der Fahrradwerkstatt.

Eine gute Abschreckung

Regelmäßig bietet der ADFC in Heppenheim und Umgebung Codier-Tage an. Dabei werde auf dem Rad eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen eingraviert, durch die der Besitzer eindeutig zugeordnet werden könne, erklärt Seip.

Die Codierung sei eine gute Abschreckung für professionelle Fahrraddiebe, betont sie, denn so sinke der Verkaufswert für das Diebesgut enorm. Zudem könne die Polizei gestohlene Räder schneller verorten. Die Fahrradfreundlichkeit in Heppenheim schätzt Anette Seip als „teils gut, teils schlecht“ ein.

Umsetzung ist schwierig

Bereits Mitte des Jahres 2021 habe es ein ausführliches Gespräch zwischen ADFC und Stadt gegeben, in dem Projekte vorgestellt und Probleme angesprochen worden sind. „Einige Dinge wurden auch umgesetzt, nun ist aber alles langsamer geworden“, sagt Seip.

Radwege, wie etwa entlang der Bürgermeister-Kunz-Straße, würden von Wurzelverwerfungen heimgesucht. „Dort holpert man regelrecht über den Weg“, moniert Seip. Auch Kleinigkeiten wie Bordsteinabsenkungen seien, obwohl bekannt, noch nicht angegangen worden. „Die Ideen und der Wille sind da, die Umsetzung ist aber schwierig“, fasst Seip zusammen. erm/ü

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