Abschlussfest

Heppenheimer Ferienspiele endeten mit viel Lob für die Betreuer

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dj/ü
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Und alle machen mit: Ein Tanz zum Schluss der Ferienspiele wirbelte auf der Freilichtbühne Staub auf. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Wenn viele Familien im Sommer mit Kuchentransportbehälter das Kopfsteinpflaster der Merianstraße hinauf zur Freilichtbühne laufen, dann ist Abschlussfest für die Ferienspielkinder angesagt. Eine halbe Stunde vor Beginn sah es so aus, als müsste es in die Nibelungenhalle verlegt werden. „Diesen Notfallplan hatten wir jedenfalls. Wir haben alle Eltern noch schnell per E-Mail informiert, dass sie bei Regen gleich in die Sporthalle gehen sollen“, sagt Kristina Butkovic, Organisatorin der Ferienspiele. Doch nach wenigen Tropfen hörte es schon wieder auf zu regnen, und der Boden auf der „Kappel“ blieb staubig trocken.

Butkovic strahlte über das ganze Gesicht. War sie zur Eröffnung noch sehr aufgeregt beziehungsweise besorgt, es könnte etwas schiefgehen, fiel ihr zum Abschluss ein Stein vom Herzen. „Es war einfach super gut. Kein Kind hat sich verletzt, und überhaupt lief alles glatt“, so Butkovic, in deren Hände die Organisation der Ferienspiele zum ersten Mal lag. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie konnten diese das erste Mal wieder in gewohnter Weise stattfinden. Das hieß für Butkovic und ihr Team, 350 Kinder in 15 Gruppen mit je zwei Betreuern und zwei Springern zu takten – nicht allein in Heppenheim, sondern auch bei Tagesausflügen etwa in den Holiday-Park, in den Luisenpark oder in den Wormser Zoo.

Kinder übten sich mit Pfeil und Bogen

Was kostet der teuerste Pfeil der Welt? Diese Frage, gestellt von einem Ferienkind, konnte Benedikt Leipold von den Bowhunter Bergstraße nicht so schnell beantworten. Nach kurzer Überlegung meinte er: „Wenn ein Pfeil aus Gold und mit Edelsteinen besetzt wäre, dann könnte dieser sicherlich sehr, sehr teuer sein. Da wir hier mit diesen Pfeilen nicht schießen, kaufen wir unsere Pfeile zwischen fünf und zwölf Euro ein, je nachdem, wie der Pfeil ausgestattet ist. Es gibt Pfeile aus Holz, Aluminium und Carbon, mit Gummifedern oder mit echten Federn.“

Nach dieser fachmännischen Theorielektion durften die Jugendlichen mit Pfeil und Bogen auf die Tiernachbildungen schießen. Die Trefferquote war bei den meisten Gastschützen sehr gut. Kein Wunder, denn die Gäste und deren begleitenden Betreuer wurden zu Anfang von den beiden Jugendwarten Bernhard Becker und Timm Dieck begrüßt und in die Welt des Bogensports eingewiesen. Der Sicherheitsaspekt steht bei den beiden Jugendwarten immer an erster Stelle. Danach wurden die Besucher mit den vereinseigenen Bögen ausgestattet und mit der Technik des Bogensports vertraut gemacht: Wie hält man den Bogen richtig, und wie werden die Pfeile abgeschossen, damit man auch trifft. Unterstützt wurden die beiden Jugendwarte an diesem Tag von Dominik Sandmann und Benedikt Leipold.

Mit Eifer und viel Spaß waren die 19 Teilnehmer der Ferienspiele bei der Sache. Um die Mittagszeit wurden für die Besucher Würstchen im Smoker gegrillt und dazu Brötchen gereicht. Zur Erinnerung erhielten alle Gäste eine Teilnehmerurkunde und einen Gutschein für ein Schnuppertraining. red

Hätte es beispielsweise in Strömen geregnet, dann hätten die Kinder und Jugendlichen in Räumen untergebracht werden müssen. Aber auch dafür war gesorgt. „Uns standen das Museum, der Marstall, die Oase und die Sporthalle zu Verfügung“, sagt Butkovic. Und eines will sie noch unbedingt loswerden: „Ich bin total stolz auf unsere Betreuer. Sie sind das Herz der Ferienspiele“, sagte Butkovic. Eine Mutter habe die Betreuer ihres Kindes als „meine Perlen“ bezeichnet.

Es waren dann auch die Mütter Simone Siebenborn, Beatrice Kremmin und Stefanie Mayer-Becker, die für die Betreuer einen kleinen Obolus als Spende einsammelten. Die Spender unterschrieben die Karte mit dem Namen ihres Kindes, damit die Betreuer auch wussten, von wem die Spende kam.

Nicht nur einige Kinder, sondern auch Eltern bedauerten, dass die zwölf Tage Spaß für ihre Kinder schon wieder vorbei waren. „Meine beiden Kinder waren total begeistert. Die Ferienspiele hätten ruhig noch eine Woche länger laufen können“, fand Alex Fischer aus Ober-Laudenbach. Der neunjährige Konstantin wollte eigentlich erst gar nicht zu den Ferienspielen und lieber bei den Großeltern in Sonderbach bleiben oder mit dem Vater Traktor fahren. Er ließ sich doch noch überzeugen und hatte mit seinen Freunden Ben und Felix richtig viel Spaß, etwa beim Löcher buddeln auf dem Spielplatz bei der Starkenburg.

Moderiert wurde das Abschlussfest von Benjamin Schalthöfer, der schon seit 14 Jahren Betreuer ist. Der Lehramtsstudent für Sport und Chemie sah in den Ferienspielen 2022 einen ganz besonderen Spirit: „Die Stimmung im Betreuerteam war dieses Jahr exzeptionell gut“, sagte Schalthöfer, und Simon Stadler, zuständig für die Technik, stimmte ihm zu.

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Hannah Schäfer
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Schalthöfer versprach Eltern und Großeltern beim Abschlussfest ein kurzweiliges Programm und bat sie, nach der Vorführung der eigenen Kinder nicht gleich zu gehen, was doch schade für die restlichen Gruppen sei. Als er mit seiner Gruppe dran war, ermunterte er die restlichen Kinder auf den Rängen zum Mittanzen. Eine Staubwolke später waren so ziemlich alle Kinder aufgesprungen und tanzten mit.

Zum Abschlussfest haben der Tanz der Betreuer und ein Wettkampf Tradition. Nach dem Sackhüpfen gab es dann tatsächlich noch eine Schürfwunde zu verarzten, weil sich Noah Bangert mit einem Hechtsprung ins Ziel retten wollte und ausrutschte. Annika Hänssler ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz aktiv, kümmerte sich um die Schürfwunde ihres Teamkollegen. Ein Kühlpad und ein Erste-Hilfe-Set hat jedes Betreuerteam bei sich, um kleine Verletzungen der Kinder versorgen zu können. „Jeder Betreuer muss einen Erste-Hilfe-Kurs nachweisen, der nicht älter als zwei Jahre ist, erklärte Bangert.

Bevor die Gruppen ihre einstudierten Tänze vorführten, entrichtete Thomas Markovic, städtischer Leiter für Kultur, im Namen der Stadt Grüße und dankte den Betreuern und allen voran Kristina Butkovic für ihr Engagement. Anders als sonst grillten die Betreuer die Bratwürste nicht selbst und mussten sich auch nicht um den Getränkeausschank kümmern. Dies hatte die Stadt an Markus Ristock übergeben, der mit einem Imbisswagen vor Ort war. dj/ü

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