Heppenheim. Die Frauen in der CDU fordern nach dem schlechten Abschneiden ihrer Partei bei der Bundestagswahl künftig endlich mehr Einfluss: „Die Neuaufstellung der CDU Deutschlands kann inhaltlich, personell und strukturell nur mit den Frauen in der Partei gelingen“, sagte im Oktober beispielsweise Annette Widmann-Mauz, Vorsitzende der Frauenunion (FU) in Deutschland. Nadine Schön, bisherige Vize-Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, betonte in einem Interview: „Wir haben seit Jahren zu wenig Frauen in Parlament und Partei. Wir müssen mehr werden.“ Wie beurteilen die Vertreterinnen der Heppenheimer Frauenunion die Situation?
„Es geht nie alles einfach“
„Wir bohren dicke Bretter. Es geht nie alles schnell, nie alles einfach“, sagt Vorsitzende Daniela Engelhardt. Man müsse einen „langen Atem haben“ und Themen immer wieder auf die Tagesordnung stellen. „Wir freuen uns schon über kleine Schritte“, so die Vorsitzende am Rande der Mitgliederversammlung der Heppenheimer Frauenunion.
Beispiel Angsträume in Heppenheim: Bereits seit vielen Jahren bringt die Frauenunion dieses Thema zur Sprache, lud bereits 2017 zum Vortrag „Sicheres Heppenheim“ ein. Ein Rundgang zu markanten dunklen Ecken in der Stadt liegt noch weiter zurück. Punktuell wurde nachgebessert. Jetzt, Ende 2021, hat sich Stadt dazu entschlossen, eine Bürgerbefragung im Rahmen der Sicherheitsinitiative Kompass zu unternehmen, bei der alle Bürger sich äußern können, wo sich die dringlichsten sicherheitsrelevanten Probleme sehen.
„Kein Quell der Freude für uns“
Die Gleichstellung in der Gesellschaft sei ein Dauerthema: „Ich würde gerne sagen, wir brauchen die Frauenunion nicht mehr. Aber davon sind wir meilenweit entfernt. Die aktuelle Entwicklung ist kein Quell der Freude für uns“, so Engelhardt. Ein Problem sei auch, dass es gar nicht so viele Frauen gebe, die bereit seien, in die Politik zu gehen. „Frauen wuppen den Alltag. Wenn sie dann noch in der Politik etwas bewegen wollen und nur gegen Mauern und Wände rennen, da braucht es schon einen langen Atem.“
Der Bürgermeister sieht es anders
„Ich sehe das alles anders“, weist Bürgermeister Rainer Burelbach diese Vorwürfe zurück. „Wir als CDU brauchen uns nicht zu verstecken“, findet er und führt die langjährige Kanzlerschaft von Angela Merkel an, die ohne Abwahl gehe: „So anständig hat das keine andere Partei gemacht.“ Darüber hinaus sei man im Vergleich zu anderen Parteien ehrlicher, unterstrich er. Burelbach erinnert an Heppenheims Stadtverordnetenvorsteherin Susanne Benyr oder die stellvertretende Landrätin Diana Stolz: „Wir haben gute Frauen.“ In der Stadtverordnetenversammlung seien 18 von 37 Abgeordneten Frauen. Das Thema Frauen sei vorangebracht worden, „das Ziel erreicht“. Gemischte Gruppen seien einseitigen immer überlegen, griff das Stadtoberhaupt auf ein Zitat der Fußball-Bundestrainerin zurück und dankte dem FU-Vorstand für die gute Zusammenarbeit.
Von den 14 ins Stadtparlament gewählten CDU-Vertretern sind sechs Frauen. „Da bin ich stolz drauf. Und Susanne Benyr ist das Aushängeschild“, ergänzte Engelhardt. Mit Susanne Straub und Franziska Kramer sind zwei Heppenheimer CDU-Frauen in den Kreistag eingezogen.
Kerstin Vogl verwies darauf, dass Care-Arbeit und Kinderbetreuung in der Regel bis heute Frauensache seien, auch Ehrenämter übten diese öfter aus. „Das alles führt dazu, dass sie sich nicht noch abends um neun auf ein Bier treffen können.“ Und gerade abends in der Kneipe werde oft Politik gemacht. „Da muss gesellschaftlich dran gearbeitet werden.“
Während es im Kreis Bergstraße immer weniger FU-Ortsverbände gebe, wie Hannelore Glab vom Kreisvorstand mitteilte, sind die Heppenheimer CDU-Frauen gut aufgestellt. Corona schränkte die Möglichkeiten zwar ein, doch sie blieben nicht weniger aktiv, wichen aus auf digitale Formate, virtuelle Treffen oder Spaziergänge mit Abstand. „Homeoffice und Homeschooling – das war teilweise echt grenzwertig“, resümierte Daniela Engelhardt. Andere hätten mit Vereinsamung zu kämpfen gehabt.
Die FU Heppenheim hat unter anderem die CDU beim Wahlkampf unterstützt, das Thema Gewalt gegen Frauen wurde immer wieder aufgegriffen, man sprach mit den Heppenheimer Winzerinnen, befasst sich derzeit mit dem Thema Tourismus.
Daniela Engelhardt wurde als Vorsitzende wiedergewählt, Susanne Straub bleibt Stellvertreterin. Neu dabei ist Bärbel Jäger: Sie ist auch Stellvertreterin. Medrida Serdani wurde als Schriftführerin bestätigt, Heike Gugenberger, Marion Rauscher und Nadja Ahner sind Beisitzerinnen. rid/ü
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-heppenheimer-cdu-frauen-fordern-mehr-einfluss-in-der-partei-_arid,1876176.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim.html