Gesundheit - In der Corona-Pandemie stehen vor allem Einzel- und kleinere Praxen unter Druck / Mehr Kompromissbereitschaft erwünscht

Heppenheimer Ärzte bitten Patienten um Verständnis

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rid/ü
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Die Nachfrage nach der Corona-Auffrischungsimpfung hat inzwischen auch bei dem Heppenheimer Arzt Michael Reich abgenommen. © Sascha Lotz

Heppenheim. Während der Hochphase der Booster-Impfungen richteten einige Heppenheimer Hausärzte einen Brandbrief an die Öffentlichkeit: Sie fühlten sich und ihre Angestellten schlichtweg überlastet. Wie hat sich die Situation in den vergangenen Wochen entwickelt?

Der Heppenheimer Hausarzt Michael Reich betont, dieser „Brandbrief“ sei nur von ganz wenigen Kollegen verfasst worden:

„Nachfrage lässt deutlich nach“

„Insbesondere eine Kollegin fühlte sich stark belastet. Es ist natürlich so, dass man mit einer Einzel- oder einer kleineren Praxis nicht alle Dimensionen der medizinischen Tätigkeit gleichermaßen gut stemmen kann. Es gibt die Impfungen, die unterschiedlichen Testverfahren, die Behandlung an Corona erkrankter Personen und die ganz normale ärztliche Tätigkeit. Denn es gibt ja noch andere Erkrankungen als Corona,“ zeigt er Verständnis.

Dennoch bewertet Reich es als gut, dass insbesondere zu Beginn der Booster-Phase „noch einmal die Möglichkeit bestand, sich bei Fachärzten oder in kleineren Zentren impfen zu lassen“. Mittlerweile hätten viele Menschen bereits ihre erste Auffrischungsimpfung bekommen, einige sogar bereits die zweite, Impfdruck und Nachfrage ließen jetzt deutlich nach: „Diejenigen, die sich erst jetzt für eine Erstimpfung entscheiden sind nicht so viele.“

Corona ohne Symptome

Dafür gibt es nun ein anderes Problem: In den vergangenen Wochen seien – obwohl das Praxispersonal durchgeimpft sei – asymptomatische Corona-Infektionen aufgetreten. „Dann geht natürlich jede Praxis, die betroffen ist, am Limit oder muss sogar kurzzeitig geschlossen werden – so erst kürzlich geschehen. Dafür haben viele Patienten leider oft kein Verständnis.“

Sie würden trotzdem „Business as usual“ verlangen, was aber angesichts solcher Umstände einfach nicht möglich sei. „Wir sind also sehr auf die Kooperation der Patienten angewiesen und würden uns oft etwas mehr Kompromissbereitschaft wünschen“, so der Mediziner. Kaum Nachfrage gebe es nach dem neuen Totimpfstoff Novavax in seiner Praxis.

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„Die Situation bezüglich der Corona-Impfungen hat sich deutlich entspannt, es ist zum Beispiel genug Biontech-Impfstoff vorhanden“, sagt auch Dr. Norbert Brückner. „Allerdings sagen etliche Patienten ihre Impf-Termine nicht ab, wenn sie woanders bereits eine Impfung erhalten haben, sodass wir immer wieder den bereits fertig aufgezogenen Impfstoff verwerfen müssen“, ärgert er sich. Diese Erfahrung machten auch andere Praxen.

Über die Lockerung der Regeln

Was sagen die beiden Hausärzte zu den Lockerungen der Corona-Regeln? „Die aktuellen Lockerungen sind sicherlich adäquat zum momentanen Pandemieverlauf. Es ist allerdings jederzeit möglich, dass wieder Verschärfungen eintreten durch entsprechende Virusmutationen“, argumentiert Reich. „Es ist natürlich, dass die Menschen sehr pandemiemüde geworden sind. Sofern sich die Lage weiter bessert, können natürlich jederzeit die Restriktionen beendet werden.“

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Doch gleichzeitig warnt er: „Man muss allerdings in den nächsten Jahren auf Rezidive der Pandemie gefasst sein, die dann wieder zu Einschränkungen führen. Der Schutz der Schwächsten muss in der Gesellschaft immer an erster Stelle stehen.“

Um künftige Restriktionen so gering wie möglich halten zu können, wäre seiner Meinung nach eine Impfpflicht ab 18 Jahren notwendig.“ In Brückners Praxis ist man bezüglich der angestrebten Lockerung „zur Zeit noch skeptisch. In unserer Praxis müssen weiterhin FFP2 Masken, sowohl vom Personal als auch von den Patienten getragen werden“, unterstreicht er. rid/ü

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