Gassensensationen

Heppenheim lässt sich bei den Gassensensationen verzaubern

In der Altstadt entführen seit Mittwoch wieder Künstler, Artisten und Puppenspieler in andere Welten

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rid/ü
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Eine packende Show auf der Freilichtbühne präsentierten im Rahmen der Gassensensationen elf Absolventen der Staatlichen Artistenschule in Berlin. © Astrid Wagner

Heppenheim. Fasziniertes Staunen, herzhaftes Kinderlachen, ein bisschen träumen, sich begeistern lassen – der Festivalsommer geht weiter in Heppenheim. Noch bis Samstag entführen Künstler, Artisten, Schauspieler und Puppenspieler ihr Publikum auf den Straßen und Plätzen der Altstadt mit den Gassensensationen in andere Welten. Was vor 29 Jahren klein begann, ist längst zum Publikumsmagneten geworden.

Puppenspieler Albert Völkl machte den Anfang, präsentierte im Hof der Alten Sparkasse ein Planetentraumfigurenspiel und erzählte später die Geschichte vom Pestmännlein. Mit Ratz Pfeifer konnten sich Kinder auf eine auf sie zugeschnittene Laternenführung begeben, um die geheimnisvolle Sagenwelt zu erkunden. Für die Großen ging‘s in der Dunkelheit um „Lust und Liebe“ unter den Laternen mit den Scherenschnitten.

Programm am Freitag (8.) 14 bis 18 Uhr: Kinderfest, Mit- ...

Programm am Freitag (8.) 14 bis 18 Uhr: Kinderfest, Mit- mach-Zirkus und mehr (Kastanien hof Saalbau-Kino, vier Stunden). 16 Uhr: Jakob-Ja & Lucy-Lu, "Die Schatzinsel" (Saalbau-Kino, 60 Minuten). 17 Uhr: Albert Völkl, "Der kleine

Früh am Abend lud das Theater NiMu aus Berlin zum Stück „Einfach weggehängt“ in den Saalbau ein – gelungener Ersatz für die Stromer, die krankheitsbedingt absagen mussten. Das Stück beginnt mit einem Kleiderständer. Der steht, behängt mit verstaubten Kostümen aus vergangenen Produktionen, in einem unbeachteten Winkel des Theaters. Mit einem Mal erwachen zwei der Kostüme zum Leben. Die vielen Kinder im Saal beginnen zu kichern. Aber es ist auch wirklich urkomisch, wie die beiden Schauspieler sich selbst am Kleiderbügel von links nach rechts hängen – und wieder zurück. Das Wort „abhängen“ bekommt auf einmal eine ganz andere Bedeutung.

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Pepita heißt das hellblaue Kleid einer berühmten Opernsängerin von einst. Otto dagegen ist ein ziemlich mitgenommener Anzug eines Clowns. Die beiden schwärmen von alten Zeiten. Schließlich lernen die Kostüme zu laufen, und es kommt, wie es kommen muss: Am Ende stehen die beiden endlich wieder im Scheinwerferlicht, bejubelt von den kleinen Fans im Saalbau.

Während auf dem Amtshof-Parkplatz die „Wunder-Tüt“ geöffnet wird, macht sich oben auf der Freilichtbühne eine besondere Truppe fertig: Elf Absolventen der Staatlichen Artistenschule Berlin bereiten sich auf ihre Show „Whisper & Shout“ vor. Von 21.30 Uhr an zünden sie ein mitreißendes artistisches Feuerwerk, das erst kurz vor Mitternacht ein viel beklatschtes Ende findet. Es ist alles dabei: Akrobatik, Jonglage, Trapez, Äquilibristik, Tanztheater.

Die Staatliche Artistenschule Berlin ist die einzige Schule in Deutschland, an der man eine international anerkannte Ausbildung zum staatlich geprüften Artisten absolvieren kann, die mit dem allgemeinbildenden Unterricht gekoppelt ist. Die meisten der Absolventen haben seit der fünften Klasse eine neunjährige professionelle Artistenausbildung durchlaufen. Jede Bewegung ist ihnen in dieser Zeit ins Blut über gegangen. Sie erzählen eine Geschichte, die durchsetzt ist mit Philosophie, aber auch mit Humor und einer Portion Selbstironie.

Sphärische Klänge ertönen, während die Kappel langsam im Dunkel der Nacht versinkt. Weiße und blaue Bälle werden jongliert, so schnell und so viele mitunter, dass man sie gar nicht mehr zählen kann.

„Gedanken lassen dich zweifeln. Bin ich gut genug? Kann ich es besser machen“, fragt eine Stimme vom Band. Zweifel, die möglicherweise auch die Artisten begleiten. Zweifel, die das Publikum mit seinem Applaus und den begeisterten Rufen zerstreut. Zumindest für den Moment.

Im nächsten Moment folgt eine Darbietung am Trapez, spannend ist sie und entschleunigend zugleich. Dann dreht sich auf der Bühne ein riesiger Reifen. Er symbolisiert den Gedankenkreis, immer schneller dreht er sich mit der Artistin., geradezu atemberaubend. Ein goldener Hula-Hoop-Reifen wird zum Spiegel, absolut synchron bewegen sich die Frauen davor und dahinter.

Begeisternd die nächste Jonglage, faszinierend die Darbietung am Vertikalseil samt spektakulärem Abgang. Unglaublich, was ein junger Mann mit dem Diabolo so alles anstellt. „Das geht doch gar nicht“, ruft eine aus dem Publikum. Und ob! Aber wie? Übung, Übung, Übung. Rasant geht es weiter auf Rollschuhen, viele der Darbietungen sind kombiniert mit Elementen aus dem Tanztheater, nur selten ist einer der Protagonisten allein auf der Bühne. Sie sind zusammengewachsen, ein eingespieltes Team.

Das Publikum klatscht rhythmisch, ist begeistert. Es folgt ein Finale furioso, und dann ist das faszinierende Spektakel vorbei. rid/ü

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    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

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