Katholische Kirche

Abschiedsstimmung im Heppenheimer Haus am Maiberg

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ai/ü
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Heppenheim. Die Akademie Haus am Maiberg in Heppenheim wird zwar erst am 31. Dezember geschlossen. Doch schon beim Sommerfest war Abschiedsstimmung zu spüren. Der kommissarische Leiter Titus Möllenbeck hatte nicht nur die letzten 20 von bisher 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingeladen, sondern alle, die in den vergangenen Jahrzehnten in der Hauswirtschaft, in der Verwaltung oder als Bildungsreferenten gearbeitet haben.

Dienstälteste Mitarbeiterin ist Petra Pelegrini. Sie arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Sekretariat. Unter den Gästen waren auch der frühere Landtagsabgeordnete Norbert Schmitt (SPD), 1976 einer der ersten Zivildienstleistenden am Maiberg, sowie Silvio Zini, der als letzter Absolvent des Bundesfreiwilligendienstes (Bufdi) das Haus verlassen wird. Die Volkswirtin und Hauswirtschaftsmeisterin Barbara Balke war ab 1969 Geschäftsführerin. Leiter der bundesweit bekannten Bildungseinrichtung der katholischen Kirche war ihr Ehemann Wilhelm.

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Barbara Balke blickte auf die Zeit zurück, als es noch keine Fotokopierer oder Computer gab. Lehrmaterial für die Seminare wurde auf Wachsmatritzen oder auf Wandtafeln wie in der Schule geschrieben. Nach dem frühen Tod von Wilhelm Balke (1988) führte sie die Geschäfte bis 1999 weiter. Zum Direktor wurde 1990 Professor Heiner Ludwig bestellt.

Wie alle Redner bedauert Barbara Balke die Schließung. „Es ist traurig, dass unsere Diözese diesen Weg gegangen ist in einer Zeit, in der Querköpfe politische Bildung brauchen könnten“. Ob Arbeiter oder Akademiker: Das Haus sei für alle Schichten der Bevölkerung offen gewesen und habe dazu beigetragen, die Demokratie zu festigen. Die Kirche habe es als ihren Auftrag gesehen, außerschulische Bildung nicht Gewerkschaften und Parteien zu überlassen, sondern eigene Werte im Sinne der katholischen Soziallehre zu vermitteln.

Ähnlich äußerte sich Benedikt Widmaier, der von 1998 bis im April dieses Jahres die Akademie leitete. Er erinnerte daran, wie Kardinal Karl Lehmann seine schützende Hand über das Haus gehalten und nach der Runderneuerung 1998 dieses als „Akademie für politische und soziale Bildung“ wieder eröffnet hatte. Lehmann suchte Heppenheim gerne als Rückzugsort auf.

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Der Theologe und Pädagoge Möllenbeck kam 1997. Er und Widmaier erkannten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, wie wichtig politische Bildung in den Staaten Ost- und Südosteuropas ist. Sie gründeten Bildungsvereine in Bulgarien und in Tschechien, knüpften Kontakte nach Polen, Rumänien, Russland und in die Ukraine.

Das Haus am Maiberg wurde zum Sitz der Senioreninitiative 50plus-aktiv und des Demokratiezentrums, war Anlaufstelle für junge Wissenschaftler aus ganz Europa und Kooperationspartner des Martin-Buber-Hauses.

„Das hätten wir ausbauen können“, sagte Widmaier über das vom Land Hessen finanzierte Demokratiezentrum, das seinen Sitz nach Darmstadt verlegen musste. Der Politikwissenschaftler Widmaier gilt als Experte für Demokratieförderung und Extremismus-Prävention.

Noch kein Sozialplan erstellt

Mit einer Andacht in der Kapelle endete das Sommer- und Abschiedsfest. Für die verbliebenen Mitarbeiter gibt es noch keinen Sozialplan. Aleksander Trobonjaca von der Mitarbeitervertretung ist optimistisch. Mainz müsse seine Verantwortung für alle Mitarbeitenden wahrnehmen. „Wir sind auf dem Weg zu einem guten Abschluss“, sagte er. ai/ü

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