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Fünf Jahrzehnte Forum Kultur in Heppenheim sind eine Erfolgsgeschichte

Mit einem Kulturkreis im Winzerkeller hat alles angefangen.

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ai/ü
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Sie haben Forum Kultur in den vergangenen Jahren geprägt: Christoph Hussong (links) und Martin Fraune (Mitte), rechts Harald Steinert vom Kultursponsor Sparkassenstiftung. © Sascha Lotz

Heppenheim. Allein im vergangenen Jahrzehnt wurden von Forum Kultur 372 Auftritte geplant. Wer die 23 Termine für den Rest dieser Saison 2022/23 studiert, der könnte das schon für ein Jubiläumsprogramm halten, denn der Heppenheimer Verein wird 50 Jahre alt. Gründungsdatum ist der 30. Januar. Gefeiert wird später.

Wie Vorsitzender Christoph Hussong berichtete, ist für Freitag, 2. Juni, ein Jubiläumskonzert im Saalbaukino geplant, für Sonntag, 4. Juni, ein Festakt im Kurfürstensaal. Das Jubiläumsjahr soll schließlich am ersten Advent, 3. Dezember, in der Pfarrkirche Sankt Peter ausklingen.

Beitrag im Jubiläumsbuch

Nur wenige der 300 Mitglieder können sich daran erinnern, wie alles begann. Zu den letzten Zeitzeugen, die 1973 dabei waren, gehört Winifred Hörst (85). „Das ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt sie im Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre. Auch für sie ist das wichtigste Dokument, das von den Anfängen berichtet, ein Beitrag von Horst Roland, der 2005 im Jubiläumsbuch „1250 Jahre Heppenheim“ erschienen ist. Roland lieferte sein Manuskript 2004 ab, kurz bevor er und seine Ehefrau Elke – beide Lehrer an Heppenheimer Schulen – auf einer Reise durch das Baltikum bei einem Busunglück ums Leben kamen.

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Im Jahr 1973 trafen sich 27 Bürger im Winzerkeller, um einen „Kulturkreis“ zu gründen. Lesungen, Theater, Konzerte, Vorträge und Diavorträge: Das Programm hatte noch keine Struktur. 1991 brachte das gemeinsam mit dem Zwingenberger Künstler Erich Stahl gestaltete Programmheft ein festeres Schema. Damals regte Hörst an, den Verein „Forum Kultur“ zu nennen.

Behutsamer Generationswechsel

Sie betrachtet die 1990er Jahre als Zeit des Übergangs, in der ein frischer Wind über die Kulturlandschaft wehte. „Doch es gab keinen Bruch. Wir folgten der gesellschaftlichen Entwicklung“, sagt sie. Martin Fraune, Stefan Behr und Tina Friedmann übernahmen Verantwortung. Außer dem Ehepaar Winifred und Heiner Hörst bauten Henner Kaiser und Horst Roland mit an der Brücke ins neue Jahrtausend. So vollzog sich ein behutsamer Generationswechsel.

Längst ist die Arbeit so aufgeteilt, dass es Zuständigkeiten für die einzelnen Sparten gibt; von Jazz über Kammermusik, Kindertheater, Kunst und Literatur. Diese Struktur bildet sich im amtierenden Vorstand ab, in dem sich Christopher Hussong und Verena Seeger die Führungsaufgabe teilen und dabei von Rolf Freiberger, Martin Fraune, Christine Burg-Seibel, Ruth Lehmann, Gabriele Hussong, Monika Hebbeker, Michael Stahl, Judith Bert und Willi Heinz unterstützt werden. Das Forum hat keine eigene Spielstätte. „Aus der Not eine Tugend machend, sind wir auf unterschiedlichen Bühnen zu Hause, was uns die Möglichkeit verschafft, jeweils auf das passende Ambiente zurückgreifen zu können“, so beschreibt es der Vorstand.

Curd Jürgens und Götz George

Kurfürstensaal und Marstall im Amtshof, der Festsaal im Restaurant Gossini, Alte Sparkasse und Sparkassengarten, Saalbaukino und Christuskirche bieten den Rahmen. Blaue Grotte und Festsaal im Hotel Halber Mond sowie das alte E-Werk stehen nicht mehr zur Verfügung, sind aber Teil der Vereinsgeschichte.

Horst Roland erinnerte daran, dass die Idee, einen Kulturkreis zu bilden, von Heinrich Hermann kam, Zeichenlehrer am Gymnasium und Leiter der Volkshochschule. Geleitet wurde der erste Vorstand vom Unternehmer Wilhelm Lehfeldt. Die Sternwarte Heppenheim mit deren Gründer Alfred Sturm gehörte zum Kulturkreis, genau wie die Kreisvolkshochschule und deren Leiter Ulrich Corinth.

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Ausgezeichneter Ruf

Welchen Ruf sich der Verein erarbeitet hat, zeigte sich 2019. Das Forum Kultur erhielt in Berlin die „Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten“. Die Sparte Jazz bekam 7500 Euro in der Kategorie „Programm des Jahres“. Unter dem Motto „Frauenpower – Powerfrauen“ widmete sich das Forum Frauen in der Jazzmusik. ai/ü

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