Heppenheim. Ein kleiner Teddy auf einem Krankenhausbett oder eine junge Frau mit Schutzanzug und FFP2-Maske im Treppenhaus: Es waren besorgniserregende Bilder, die Carolin Hillenbrand in den vergangenen Tagen über die sozialen Netzwerke verbreitete. Für die Auflösung sorgte die deutsche Weinprinzessin 2019/20 schließlich selbst. „Warum wurde es letzte Woche so still um mich? Corona. Quarantäne. Krankenhaus…“, schrieb sie – versehen mit der Ortsangabe „Evangelisches Krankenhaus Köln-Kalk.“
Nach wie vor sehr schlapp
Vor etwas mehr als einer Woche konnte die gebürtige Heppenheimerin, die inzwischen in Köln lebt und an der Münsteraner Universität promoviert, das Krankenhaus nach vier Nächten zwar wieder verlassen. „Aber ich bin nach wie vor sehr schlapp, schlafe fast den ganzen Tag, bin ziemlich verschleimt, und der Husten plagt mich noch“, berichtet sie auf Nachfrage. Wie sehr Covid-19 der jungen Frau, die am Mittwoch, 24. November, ihren 29. Geburtstag feiert, tatsächlich weiterhin zusetzt, ist nahezu täglich auch auf Plattformen im Internet zu verfolgen: Dort trägt sie ihre Gedanken und Gefühle in Form von Quarantäne-Gedichten vor. Stimmlich ist sie weiter angeschlagen, unschwer zu erkennen ist auch, dass die zierliche Frau Gewicht verloren hat. „In der Tat habe ich in einer Woche drei Kilo abgenommen und bin körperlich geschwächt“, gibt sie zu.
Gleichwohl sagt sie aber auch: „Gott sei Dank geht es mir von Tag zu Tag besser.“ Insbesondere der Geschmackssinn funktioniere schon wieder – was mit Blick auf die Weinproben, die sie immer noch gerne und in schöner Regelmäßigkeit anbietet, natürlich nötig sei.
Doppelt geimpft, und doch . . .
Wie und wo sie sich – aller Voraussicht nach Anfang November – trotz zweifacher Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer mit dem Coronavirus angesteckt hat, weiß Carolin Hillenbrand bis heute nicht genau. „Vermutlich habe ich mich am 3. November infiziert, wahrscheinlich durch jemanden, der komplett symptomfrei war. Eigentlich hatte ich keinen Kontakt zu jemandem, der wissentlich Corona-positiv war“, sagt sie.
Die Symptome seien wenige Tage später „plötzlich und heftig“ gekommen: starke Grippe-Symptome wie Gliederschmerzen, Fieber, Kopf-, Hals-, Ohren-, ja sogar Zahnschmerzen. „Hinzu kamen ein sehr schmerzhafter Husten, ein Brennen im Brustkorb beziehungsweise an der Lunge, ich war komplett verschleimt.“ Gepaart mit schweren Magen-Darm-Problemen habe sie sich „einfach elend“ gefühlt. Überhaupt konstatiert sie: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich schon jemals so krank gefühlt habe.“
Vom Krankenwagen abgeholt
Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt hätten ihr Hausarzt und der ärztliche Covid-Bereitschaftsdienst schließlich empfohlen, ins Krankenhaus zu gehen – zumal sie eine „sehr hohe Virenlast“ aufgewiesen habe. „Und kurze Zeit später wurde ich dann vom Krankenwagen abgeholt, sozusagen bei Nacht und Nebel.“ Zum Glück habe sie noch ein Bett in einem nahe gelegenen Krankenhaus bekommen, so Hillenbrand weiter. In der Klinik wurde dann kontinuierlich die Sauerstoff-Versorgung überprüft, „ich bekam ständig Infusionen und am Anfang auch Schmerzmittel.“ Zudem wurden ein Lungen-CT sowie ein Blutbild gemacht.
Über das Krankenhaus, die behandelnden Ärzte, die Krankenhausseelsorgerin und das Pflegepersonal findet sie rückblickend ausschließlich lobende Worte. „Die Art und Weise wie ich behandelt wurde, war einfach großartig: Alle waren so nett und fürsorglich und jeder, der mein Zimmer betrat, fragte zunächst: ,Wie geht es Ihnen?‘“ Die junge Heppenheimerin weiß dies umso mehr zu schätzen, „da Klinik und Covid-Station zu diesem Zeitpunkt bereits voll waren“. Weiter lobt sie: „Die Menschen riskierten damit ja auch ihre eigene Gesundheit.“ Eine „entsprechende Vergütung“ für das Pflegepersonal sei letztlich dann auch nichts anderes als angemessen.
Und obwohl es sich bei Carolin Hillenbrands Corona-Erkrankung um einen sogenannten Impfdurchbruch handelte, ist sie weiter felsenfest von der Wirksamkeit der Vakzine überzeugt: „Wenn ich nicht doppelt geimpft gewesen wäre, hätte ich vermutlich Sauerstoff gebraucht.“ Denn auch die Ärzte hätten ihr gesagt: „Ohne Impfung würden Sie eine Oktave tiefer hängen.“ Was genau das bedeutet, will und kann sie sich gar nicht ausmalen.
Tatsächlich gilt: Auch die Vakzine geben keine hundertprozentige Sicherheit vor einer Ansteckung. Auch Geimpfte wie Carolin Hillenbrand können sich also infizieren – wenn gleich der Verlauf in jedem Fall abgemildert wird.
Appell an alle Ungeimpften
Fast schon logisch also, dass sie deshalb auch an alle Ungeimpften appelliert, sich schleunigst impfen zu lassen. Denn: „Eine Impfung ist einfach der beste Schutz – für sich selbst und für andere.“ Weiter gibt sie zu bedenken: „Wir alle können und müssen unseren Beitrag leisten, damit wir endlich aus dieser Pandemie herauskommen. Und gesamtgesellschaftlich gesehen ist die Impfung hierfür nun einmal der beste Lösungsweg.“ Mit Blick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse und das Verhalten vieler Mitmenschen, geht Hillenbrand zudem davon aus, dass „sich noch viel mehr Leute anstecken werden“. Und aus eigener Erfahrung weiß sie nun: „Mit Impfung ist man viel besser dran, wenn’s einen erwischt.“
Bleibt die Frage nach „Long Covid“ und ihrem anstehenden Geburtstag. „Bedenken sind natürlich da“, gibt sie bezüglich der Langzeitfolgen unumwunden zu, aber auch hier setzt Hillenbrand auf die Wirkung des verabreichten Impfstoffs. Für ihren Geburtstag am Mittwoch hofft sie, „meine Lieben irgendwie sehen zu können.“ Dies muss nun jedoch virtuell stattfinden, da das Gesundheitsamt die Quarantäne zu Beginn dieser Woche nochmals verlängert hat. Doch selbst dadurch will sich Carolin Hillenbrand nicht unterkriegen lassen. „Dann werden wir eben zumindest in unserer Quarantäne-WG in Köln ein bisschen feiern“, kündigt sie an. Die heimische Bergstraße will sie sich trotz Quarantäne mit einem kleinen Glas Wein ins Rheinland holen. fran/ü
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