Hauptversammlung

Alte Burg meldet wachsenden Artenreichtum am Zwingenberger Luciberg

Von 
Thomas Tritsch
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Die Mitglieder des Vereins „Alte Burg“ legen unter anderem in der gleichnamigen Weinlage am Zwingenberger Luciberg selbst Hand an. Unser Bild entstand bei einem Sensen-Einsatz im Sommer des Jahres 2020. © Georg Reimann

Zwingenberg. Der Verein „Alte Burg“ Zwingenberg zielt auf den dauerhaften Erhalt der Kulturlandschaft und des Artenreichtums am Westhang des Melibokus. Im Schauweinberg Serpentino werden alte und neue Rebsorten angebaut und landschaftsbauliche Traditionen gepflegt. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen die Pflege und der Schutz der exponierten Flächen über der Stadt. Aktuell zählt die Initiative 33 Mitglieder. Das sind vier mehr als vor einem Jahr. „Da ist noch Luft nach oben“, so Vorsitzender Florian Kaffarnik bei der Hauptversammlung im Foyer der Melibokushalle.

Im Juni 2019 fand die Gründungsversammlung statt. Es folgten erste Arbeitseinsätze im Hang unterhalb der Luciberghütte. Im Visier sind Flächen mit Wein- und Obstanbau sowie Magerrasen, Trockenmauern und weitere lokale Grünflächen, die langfristig für eine artenreiche Flora und Fauna gesichert werden sollen. daran hat sich seit zwei Jahren nichts verändert. Was den Artenreichtum vor Ort angeht, meldet der Verein allerdings spürbare Zuwächse. Der erkennbare Bestand an Reptilien, Vögeln und Insekten habe sich deutlich erweitert, so der promovierte Biologe in seinem Jahresbericht.

Die Pandemie hat die Außeneinsätze der Mitglieder kaum negativ beeinflusst. Unter anderem wurden Streuobstwiesen bepflanzt und Trockenmauern erneuert. Im November hat der Verein im Bereich der Terrassen im Besitz des Bio-Weinguts Feligreno Apfel- und Pfirsichbäume gesetzt. Die Verträge zur ordentlichen Übernahme dieser Flächen gehen nun ins Finale, heißt es aus dem Vorstand. Rechtlich fixierte Eigentumsverhältnisse seien eine Voraussetzung für die Beantragung von potenziellen Fördermitteln für die lokalen Projekte, so Kaffarnik.

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Auch auf der benachbarten Lage Steingeröll gedeiht eine bunte Mischung an Obstbaumarten. Der Verein will den ehemaligen, längst verwilderten Weinberg aus Privatbesitz wieder dauerhaft mit Bäumen und artenreichen Magerweiden anlegen. Auch dort meldet Kaffarnik Fortschritte, wenngleich einige Pfirsichbäume den ersten Winter nicht überlebt haben. Dort wurde im September – etwas früher im Vegetationsjahr – nachgepflanzt. Bezüglich der weiteren Pflanzungen wolle man auf rote Früchte verzichten, da die Region immer häufiger von der Kirschessigfliege heimgesucht wird, die bevorzugt rote Weinbeeren und rotes Obst ansticht.

Zusammenarbeit mit der Stadt

Wie der Vorsitzende mitteilt, dauern die Gespräche mit der Stadt bezüglich der Pflege von Ausgleichsflächen weiter an. Da sich eine davon unmittelbar neben einer vom Verein betreuten Parzelle in der Alten Burg befindet, sei eine diesbezügliche Zusammenarbeit geradezu ideal, so Florian Kaffarnik. In der kommenden Woche sei daher ein Treffen mit Vertretern des Bauamts geplant. Der Verein hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, die Flächen zu mähen und zu bepflanzen und so dem Bauhof einiges an Arbeit abnehmen zu können. Auch mit dem Amt für Bodenmanagement als obere Flurbereinigungsbehörde will man diesbezüglich sprechen, da die Maßnahmen im Weinberg andauern.

Als Zwingenberger Langzeitprojekt gilt die sukzessive Erneuerung der Trockenmauern. Eine bautechnisch wie ökologische Herausforderung, die vor rund sieben Jahren in Angriff genommen wurde. Wiederholt hatten sich angehende Garten- und Landschaftsgärtner der Eugen-Kaiser-Berufsschule in Hanau in Zwingenberg getroffen, um an den alten Bruchsteinwänden Schadstellen zu identifizieren und zu beheben. Eine Initiative zum Erhalt der heimischen Kulturlandschaft, die nicht nur den Charakter der Steillagen prägen, sondern auch zahlreichen Tierarten optimale Lebens- und Brutbedingungen bieten.

Im vergangenen Herbst konnte die Schule aufgrund der Corona-Auflagen nicht nach Zwingenberg kommen. Ein weiterer Workshop in Kooperation mit den Hanauer Partnern ist demnächst vorgesehen. Für den 13. November ist die nächste Entbuschungsaktion geplant.

Auch der Weihnachtsmarkt hatte 2020 wegen der Pandemie nicht stattgefunden. Sollte es in diesem Jahr eine Veranstaltung geben – die Zeichen stehen gut – , will der Verein wieder mit Feligreno Bio-Glühwein und selbstgebackenen Snacks vertreten sein. Für Juni 2022 ist ein weiterer Sensenkurs angedacht. Laut Schatzmeister Franz Müller rangieren die Finanzen des Vereins im grünen Bereich. Die Ausgaben waren deutlich geringer als die Einnahmen. Kassenwart und Vorstand wurden einstimmig entlastet.

Freier Autor

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