Nach knapp vier Wochen haben die Betriebe die Lese erfolgreich beendet

Das Wetter war schwierig, aber der Heppenheimer Wein wird gut

Von 
fran
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Auch die letzten Trauben aus den Heppenheimer Weinbergen wurden in der vergangenen Woche abgeerntet. © dpa

Heppenheim. Nach knapp vier Wochen haben die Heppenheimer Weinbaubetriebe die Traubenlese 2021 erfolgreich beendet. „Jetzt blubbert es eifrig in unserem Keller“, scherzt Christina Lulay von Weinbau Koob/Lulay. Das kleine Weingut mit Sitz in den Aussiedlerhöfen unweit der Autobahn hat die letzten Trauben bereits am vergangenen Samstag „nach Hause“ gebracht – exakt 16 Tage später als im vergangenen Jahr. „Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden, auch wenn wir die hohen Mostgewichte der vergangenen Jahre nicht ganz erreicht haben“, sagt die Winzerin. Im gleichen Atemzug fügt sie hinzu: „Wir wollen uns aber nicht beschweren.“

Vier Tage nach der Familie Koob/Lulay, am 20. Oktober, hat auch die Bergsträßer Winzergenossenschaft als größter Weinbaubetrieb der Kreisstadt die Ernte abgeschlossen. „Insgesamt wurden 2,6 Millionen Kilogramm Trauben mit einem durchschnittlichen Mostgewicht von 82 Grad Oechsle geerntet“, berichtet Vorsitzender Reinhard Antes. Die Erntemenge fiel damit rund zehn Prozent geringer aus als im Vorjahr. Vor Jahresfrist hatten die Mitglieder noch knapp 2,9 Millionen Kilogramm Trauben eingefahren.

2021 einige Herausforderungen

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren, in denen die Natur die Winzer an der Bergstraße mehrfach mit einem reibungslosen Vegetationsverlauf gesegnet habe, seien die Weinbauern in diesem Jahr vor einige Herausforderungen gestellt worden, sagt Antes. „Zuerst verzögerte das vergleichsweise kühle und nasse Frühjahr den Austrieb der Reben. Im feuchten Juni wuchsen die Reben dann sehr zügig und kamen sehr gut durch die Blüte.“ Der relativ kühle Sommer verlegte den Lesebeginn dann jedoch auf Mitte September – rund zwei Wochen später als in den Vorjahren. „Der Herbst zeigte sich dann mit sonnigen, trockenen Tagen und kühlen Nächten von seiner schönen Seite und hat den Trauben den finalen Reifeschub verliehen“, blickt Antes zurück.

Spritzig und aromatisch

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Zugleich wagt der Vorstandsvorsitzende einen Ausblick auf das Endprodukt der diesjährigen Lese: „Der Jahrgang 2021 verspricht ein qualitativ Hochwertiger zu werden“, sagt er. Die ersten durchgegorenen Weißweine zeigen sich demnach „spritzig, aromatisch und mit der für Bergsträßer Weine typischen Finesse“. Die Rotweine dürften hingegen etwas leichter und fruchtbetonter ausfallen als in den heißen Jahren 2018 und 2020. Zu guter Letzt hegt Antes die Hoffnung, dass der qualitativ hochwertige Jahrgang 2021 im kommenden Winter einmal mehr mit Eisweinen von der Bergstraße garniert werden kann. „Wir warten jetzt alle auf den ersten tiefen Frost mit mindestens minus sieben Grad – für die Eisweinlese“, sagt er.

Barbara Amthor vom kleinsten und jüngsten Heppenheimer Weingut betitelt den neuen Jahrgang als „einen typischen 2021er“. Im Klartext heißt das: „Nach dem gesamten Jahr mit seinen herausfordernden Wetterkapriolen sind wir überaus zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis.“ Die Weinfreunde dürfen sich nach Angaben der jungen Winzerin auf „tolle Aromen, viel Frucht und teilweise eine knackige Säure“ freuen. Weiter rechnet Barabara Amthor mit „moderaten Alkoholgehalten.“

Nicht minder zuversichtlich ist Charlotte Freiberger-Rabold vom Weingut Freiberger. „Die ersten vergorenen Jungweine präsentieren sich sehr frisch und fruchtig, sodass wir uns sicher sind, dass sich der Mehraufwand an Arbeit das Jahr über und auch während der Ernte gelohnt hat“, sagt sie auf Nachfrage. Auch mit dem Ertrag der Ernte ist die einstige deutsche Weinprinzessin zufrieden: „Die Qualität war gut, nur die Menge deutlich unterdurchschnittlich. Der viele Regen über den Sommer und auch im Herbst hat die Fäulnis begünstigt, sodass letztlich mehr selektioniert werden musste.“

Federweißer-Zeit endet

Während es für die Winzer nun also darum geht, die gewonnenen Tropfen weiter zu veredeln, sollten sich die Freunde des ersten Leseprodukts beeilen, wenn sie noch ein paar Liter Federweißer oder Federroten ergattern wollen. „Unser Verkauf am Holzfass an der B 3 beziehungsweise im Viniversum ist nur noch bis zum Samstag, 23. Oktober, möglich“, sagt Winzer eG-Vorsitzender Reinhard Antes.

Überdies berichtet Antes von Erfolgen, welche die Winzergenossenschaft mit ihren Produkten auf bedeutenden Weinwettbewerben „einheimsen konnte“. So sei unter anderem der 2018er „Centurio“ Rotwein Cuvée bei der Berliner Wein Trophy – Deutschlands wichtigstem und größtem internationalen Weinwettbewerb – mit dem Prädikat „Berliner großes Gold“ ausgezeichnet worden.

„Damit gehört der Centurio zu den sechs Weinen aus Deutschland, die mit diesem Preis ausgezeichnet wurden“, so Antes. Die Auszeichnung „Berliner Gold“ bekamen ferner der Rote Riesling Kabinett feinherb sowie der Superior-Rotwein 2018er Heppenheimer Steinkopf Merlot trocken.

Auch beim laut Antes wichtigsten und renommiertesten internationalen Weinwettbewerb AWC Vienna in Wien wurden „alle von uns angestellten Weine mit drei Gold- und zehn Silbermedaillen ausgezeichnet. Für den Vorstandsvorsitzenden ist dies „ein ausgezeichnetes Ergebnis, mit dem die Bergsträßer Winzer als Zwei-Sterne-Betrieb gekürt wurden“. Zu den goldprämierten Weinen zählen der 2020er Rosa Chardonnay Spätlese trocken, der 2020er Goldmuskateller feinherb sowie der Superior-Rotwein 2018 Heppenheimer Steinkopf Cabernet Sauvignon trocken. Bei der Landesweinprämierung Hessen erzielten die Genossenschaftsweine zudem je 20 Gold- und Silbermedaillen – wohl nicht nur für Reinhard Antes „ebenfalls ein hervorragendes Ergebnis“. 

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