Heppenheimer Festspiele 2025

Festspiele: Vom Sturm der Liebe auf die Heppenheimer Bühne

Marcel Zuschlag und Jeannine Gaspar sind die Hauptdarsteller bei der Inszenierung von „Ein Sommernachtstraum“ bei den Heppenheimer Festspielen. Die Proben sind bereits beendet.

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jr/ü
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Endlich vereint: Bei Sturm der Liebe hat es noch nicht geklappt, aber jetzt steht ja ein Sommernachtstraum an – Jeannine Gaspar und Marcel Zuschlag vor der Kulisse für die Heppenheimer Shakespeare-Inszenierung. © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Mit den Irrungen und Wirrungen der Liebe kennen sich beide bestens aus, die haben sie im fiktiven Ort Bichlheim ausgiebig durchlebt. Zusammengekommen sind sie damals, in den Staffeln 18 bis 19 beziehungsweise 16 bis 19, aber nicht, weil Marcel Zuschlag und Jeannine Gaspar Welten - oder besser - die Vorstellungen der Drehbuchschreiber trennten.

Ihn als jungen Assistenzarzt Leander Saalfeld, sie als bisexuelle Profifechterin Vanessa Sonnbichler, und beide zusammen in der Seifenoper „Sturm der Liebe“. Jetzt aber ergibt sich eine Chance für das junge Paar: In der Heppenheimer Version von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ stehen sie ab dem 18. Juli bei den Festspielen auf der Bühne im Kurmainzer Amtshof.

Mit den gut zwei Millionen Zuschauern, die die seit 2005 laufende, und – was die Handlungsstränge angeht – „Game of Thrones“ locker überbietende Telenovela im Ersten oder den Spartensendern an guten Tagen verfolgen, können Heppenheims Festspiele nicht mithalten. Dafür gibt es für die beiden Schauspieler zum einen weniger Stress: Während der Produktionszeiten von „Sturm der Liebe“ mussten sie an fünf Tagen pro Woche „im Akkord“ für jeweils 45-minütige Episoden vor der Kamera stehen. Jeannine Gaspar: „Zum Vergleich: Für zehn Minuten Tatort hat man einen ganzen Drehtag Zeit.“

Einerseits. Andererseits: „Jeder Tag brachte auch Neues, Unvorhergesehenes“ erinnert sich Marcel Zuschlag, manchmal konnte oder musste improvisiert werden. Und, ergänzt Jeannine Gaspar: „Die lange Zeit half natürlich, die Charaktere zu verinnerlichen, sie mit Leben zu füllen.“

Das ist beim Shakespeare-Stück auf der Bühne im Amtshof schon etwas anders, auch wenn hier durchaus auch einmal etwas Unvorhergesehenes passieren kann. In Heppenheim steht die Inszenierung von Festspiel-Intendantin, Regisseurin und Schauspielerin Iris Stromberger im Vordergrund, die sich für „eine knackige Fassung“ entschieden hat, „etwas moderner“, aber „mit allem, was die Geschichte braucht“.

Marcel Zuschlag (Jahrgang 1993) ist ebenso wie Jeannine Gaspar (Jahrgang 1987) studierter Schauspieler mit langjähriger Erfahrung auf deutschen Bühnen. Er steht in Heppenheim als Lysander vor dem Publikum, unsterblich verliebt in Jeannine Gaspar als Hermia, die für diese große Liebe kämpft. In den weiteren Rollen sind Stephan Müller (Demetrius), Harald Mehring (Squenz), Sebastian Muskalla (Zettel, Pyramus, Esel), Lars Hoppe (Flaut, Thisbe), Hans-Peter Wollmann (Schnauz), Saskia Huppert (Helena), Martin Geisen (Oberon), Nora Kühnlein (Titania) sowie Margit Schulte-Tigges als Puck zu sehen.

Vor inzwischen sechs Wochen haben die Proben für den „Sommernachtstraum“ in einer Halle im Gewerbegebiet von Lorsch begonnen, am vergangenen Freitag wurden sie beendet, bevor sie im Vorfeld der Premiere noch einmal aufgenommen werden. Spätestens bei der „Endprobe“ am Ort der Aufführung und in der Originalkulisse (für das märchenhafte Bühnenbild ist Ingo Schöpp-Stromberger verantwortlich) muss der Text bei allen perfekt sitzen. Aber das ist für die erfahrenen Schauspieler, die nach den sechs Wochen ein eingespieltes Team sind, kein Problem. Auch Lampenfieber gibt es nicht, oder es hält sich jedenfalls in Grenzen. Marcel Zuschlag nennt es „schöne Gespanntheit“.

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Die hoffentlich auf die Zuschauer übergreift. Intendantin Stromberger wünscht sich jetzt jedenfalls einen ähnlichen Erfolg und eine zumindest gleich gute Resonanz auf das Stück wie auf das Gesamtprogramm im vergangenen Jahr. Bislang gibt es noch ausreichend Tickets und nach der Premiere von „Ein Sommernachtstraum“ am 18. Juli gibt es ja noch eine zweite Premiere am 25. Juli, dann für „Shakespeares sämtliche Werke … leicht gekürzt“ in der Inszenierung von Caroline Stolz.

Der „Sommernachtstraum“ ist nach der Premiere und bis zum 21. August noch 17 Mal zu sehen, das zweite Stück soll nach der Premiere bis zum 31. August ebenfalls 17 Mal Publikum in den Amtshof locken.

Mit dem Programm 2025, zu dem auch fünf Gastspiele aus dem Bereich Comedy und Musik gehören, folgt Iris Stromberger ihrem Konzept, das darauf setzt, ein Angebot zu machen, das sich von dem der öffentlich finanzierten Staatstheater unterscheidet und Nischen nutzt, die von diesen gelassen werden. So soll die Neugierde auch eines Publikums geweckt werden, das nicht unbedingt zu den regelmäßigen Theatergängern in den Großstädten gehört.

Informationen zum Programm und Tickets gibt es auf der Homepage unter www.festspiele-heppenheim.de.

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