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Heppenheim will das Fairtrade-Siegel zurück

Die Neunt- und Zehntklässler der Martin-Buber-Schule befassten sich mit fairem Handel. Vorher herrschten bei den Jugendlichen unterschiedliche Grundkenntnisse zu dem Thema.

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rid/ü
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Lehrer Christian Wolff erklärte Schülern der neunten und zehnten Klasse der Martin-Buber-Schule, was man unter Fairtrade versteht. © Astrid Wagner

Heppenheim. Was ist eigentlich „Fairtrade“? Nicht alle Schüler der neunten und zehnten Klassen der Heppenheimer Martin-Buber-Schule (MBS) konnten am Anfang eines Workshops zum Thema mit diesem Begriff etwas anfangen. Jona, 15 Jahre alt, war einer derjenigen, der sich bereits auskannte, erklärte, dass es hier um den Schutz der Produzenten gehe. Darum, „dass keiner abgezogen wird“, dass also faire Löhne gezahlt werden und der Arbeitsschutz, die Arbeitsbedingungen eine wichtige Rolle spielen.

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„Wir hatten das Thema im Erdkundeunterricht“, erklärt er. Und fügt nachdenklich hinzu: „Es betrifft uns alle beziehungsweise sollte uns alle betreffen. Wir sollten nicht alles für uns nehmen, auch an die zukünftigen Generationen denken. Aber so ist der Mensch leider nicht gestrickt, so schnell wird sich daran leider nichts ändern, obwohl das eigentlich schade ist,“ gibt er zu denken.

„Hessen fairändert. Globaler Blick – Lokales Handeln“

Im Foyer der Schule war die Ausstellung „Hessen fairändert. Globaler Blick – Lokales Handeln“ der hessischen Weltläden zu sehen. „Ziel der Ausstellung ist es, über entwicklungspolitische Anliegen zu informieren und das Zusammenspiel von globalen, scheinbar übergeordneten Themen und den Auswirkungen lokalen Handelns sichtbar zu machen“, so die Macher der Ausstellung, die aus neun Themenbereichen besteht: Welthandel und Ausbeutung, Die Welt des Fairen Handels, Bewaffnete Konflikte und Krieg, Ernährungssouveränität, Gutes Leben für Alle, Geschlechtergerechtigkeit, Flucht, Klimawandel und Gerechtigkeit sowie Verantwortlich Handeln.

MBS-Lehrer Christian Wolff ist Teil der Steuerungsgruppe der Stadt Heppenheim, die sich gebildet hat, um dazu beizutragen, dass die Kreisstadt das Siegel Fairtrade-Stadt wieder erlangt. 2011 wurde man mit diesem Zertifikat erstmals ausgezeichnet, bis 2017 wurde diese Zertifizierung dreimal verlängert. Fairtrade-Stadt zu sein, sei ein wichtiger Beitrag zur weltweiten Armutsbekämpfung und zu mehr Gerechtigkeit in den Wirtschaftsbeziehungen mit den Ländern des Südens, so hatten die Stadtverantwortlichen seinerzeit argumentiert.

Wissen der Jugendlichen zu Fairtrade ganz unterschiedlich

2019 löste sich die Steuergruppe jedoch auf, man verlor das Siegel. Martin Fraune, grüner Stadtverordneter, brachte das Thema 2022 wieder in die Gremien, man beschloss, sich erneut um das Siegel zu bemühen. Um die Heppenheimer aktiv dazu zu bringen, etwas beizutragen, dass es im Handel fairer zugeht, gilt es erst einmal, zu informieren, das Bewusstsein zu wecken. Das kann man besonders gut, indem man bereits Kinder und Jugendliche für fairen Handel sensibilisiert, ihnen zumindest mit an die Hand gibt, was jeder Einzelne dazu beitragen kann.

Monika Gerz, Bildungsreferentin der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, unterstützte Wolff bei dem Workshop, in dem die Heranwachsenden zunächst in Kleingruppen die Inhalte der Roll-ups kurz zusammenfassen sollten. Darüber hinaus sollten sie hervorheben, was sie am meisten beeindruckte und Fragen stellen, falls solche offengeblieben wären.

„Das Thema gehört in den Unterricht“, so Wolff, komme aber oft immer noch zu kurz. Das Wissen der Jugendlichen sei ganz unterschiedlich: Während die einen sich gar nichts unter Fairtrade vorstellen könnten, seien andere bereits ganz gut informiert.

Zahlen zu Kinderarbeit und Waffenexport sorgen für Erstaunen

Gleich zu Beginn des Workshops fragte ein Schüler: „ Was ist Fairtrade eigentlich?“ „Es begeistert mich, dass sich die Schüler trauen, das zu fragen, dass man ihnen dann erklären kann, dass da eine Zertifizierung dahinter steckt und dass es den Produzenten etwas bringt.“ Sobald sie informiert seien, „können sie als Konsumenten selbst entscheiden“, ob sie Produkte mit Fairtrade-Siegel kaufen. Die gibt es mittlerweile nicht nur im Heppenheimer Weltladen – den von den Schülern übrigens keiner kannte –, sondern in allen Supermärkten. Und längst kosten diese Produkte nicht mehr deutlich mehr als andere.

Am meisten beeindruckt haben die Zahlen zur Kinderarbeit und Zahlen zu den Flüchtlingsströmen oder die Tatsache, dass Deutschland auf Rang vier der Waffenexporteure steht. Erstaunt waren sie, dass es viele Schokoladenhersteller gar nicht interessiert, ob der Kakao für ihr Produkt beispielsweise durch den Einsatz von Kinderarbeit geerntet wird.

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Ob sie künftig beim Einkaufen auf das Fairtrade-Siegel achten werden? „Bei den Bananen vielleicht, aber bei Schokolade hab ich so meine Lieblingssorten, die ändere ich nicht“, so ein Schüler. „Dass ich selbst ein bisschen dazu beitragen kann, dass es irgendwo auf der Welt Menschen besser geht, indem ich richtig einkaufe, war mir bis heute gar nicht so bewusst“, so eine andere Schülerin. rid/ü

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