Faire Woche

Rosen, Fußbälle, Süßes und Rezepte am Weltladen in Bensheim

Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums informierten vor dem Weltladen über Klimagerechtigkeit und Fairen Handel.

Von 
Eva Bambach
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An einem Info-Stand vor dem Weltladen informierten Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums am Samstag über Fairen Handel und Klimagerechtigkeit. Das Programm der Fairen Woche in Bensheim geht heute mit einer Filmvorführung im Kino weiter. © Thomas Neu

Bensheim. Sie hatten es diesmal etwas schwerer als in den vergangenen Jahren: Im Rahmen der Fairen Woche boten Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums Informationen rund um Fairen Handel und Klimagerechtigkeit an.

Aufgrund der bevorstehenden hessischen Landtagswahlen hatten die Mitglieder der AG ordentlich Konkurrenz durch die Wahlkampfstände der politischen Parteien. Doch politisch ist auch die Aufklärungsarbeit, mit der um global wirksame Veränderungen und die Durchsetzung von Schutzregeln für alle geworben wird.

Unter dem Motto „Fair. Und kein Grad mehr!“ stellt die am 15. September gestartete Faire Woche die Forderung nach Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt. Überflutungen und Erdrutsche zerstören Ernten und lassen Vieh sterben, heißt es. Der Faire Handel helfe beim Aufbau von sozialen Sicherungssystemen und trage zu einer engagierten und ganzheitlichen Klimapolitik bei. Die Faire Woche ist seit dem Jahr 2001 eine vom Forum Fairer Handel organisierte Aktionswoche zur Förderung des fairen Handels in Deutschland.

Ein kniffliges Gewinnspiel

Am Infostand vor dem Weltladen am Wambolter Hof lagen nicht nur gedruckte Materialien aus, wie das jährlich neu aufgelegte Kochbuch mit Rezeptideen für Zutaten aus dem Fairen Handel und Informationen rund ums Thema: Äpfel aus regionalem Anbau, ist dort etwa zu lesen, seien nur während der Saison bis etwa April klimafreundlicher als Importäpfel aus Neuseeland – danach müssten sie aufwendig und energieintensiv gelagert werden.

Ein Gewinnspiel mit attraktiven, unter anderem von der Stadt Bensheim und dem Weltladen gestifteten Preisen diente als Gesprächsanlass. Die Fragen waren gar nicht so einfach zu beantworten. Wer weiß schon, welche fünf Länder die weltweit größten Bekleidungsproduzenten sind – und das auch noch in der richtigen Reihenfolge? Oder wie viel Wasser für die Produktion eines einzigen Baumwoll-T-Shirts verbraucht wird? Wer auf 450 Liter getippt hatte, lag übrigens falsch: Es ist etwa sechsmal so viel.

Hilfe beim Ausfüllen leisteten die Schülerinnen und Schüler am Stand. Seit mehreren Jahren hat die aus derzeit rund 20 Mitgliedern bestehende AG die Aufgabe übernommen, während der Fairen Woche öffentliche Informationsarbeit zu leisten. Jeden Freitag treffen sich die Schülerinnen und Schüler. Es geht vor allem um den Austausch von Informationen, aber auch um ganz konkrete Maßnahmen.

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Im Lauf der Jahre hat die AG an der Schule schon manches erreicht: Am Schulkiosk werden Fair-Trade-Süßigkeiten angeboten und für den Sportunterricht werden faire Fußbälle gekauft, die ohne Kinderarbeit und mit minimiertem Chemikalieneinsatz sowie unter Beachtung von Arbeitsschutzregeln hergestellt werden.

Zum Valentinstag verschenken die Mitglieder der AG Rosen an Lehrer und Angestellte – aus Fairem Anbau und Handel, um auf die Problematik der normalerweise in ostafrikanischen Ländern unter hohem Pestizideinsatz und unter häufiger Missachtung von Schutzstandards kultivierten Gewächshausblumen aufmerksam zu machen. Einen Fair-Chocolate-Day begeht man mit dem Verkauf von Schokokeksen.

Seit zwölf Jahren ist Bensheim „Fairtrade-Stadt“

Und am „Fair-Tretungstag“ geben die Schülerinnen und Schüler der AG eine Doppelstunde zum Thema Fairer Handel und Klimaschutz in den fünften Klassen, erklärten Elisabeth Meister, Q1, und Greta Pickny, Jahrgangsstufe 9.

Seit zwölf Jahren darf sich Bensheim mit dem Siegel einer „Fairtrade-Stadt“ schmücken. Bürgermeisterin Christine Klein begrüßte die engagierten Schülerinnen und Schüler und betonte, dass der Faire Handel dem Rathaus ein wichtiges Anliegen sei. Das komme nicht nur in der Unterstützung der Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt zum Ausdruck, sondern auch in der praktischen Umsetzung: Im Rathaus gibt es das ganze Jahr über nur Kaffee aus Fairem Handel, auch der Orangensaft und die Rosen für die Blumensträuße tragen ausnahmslos das Fairtrade-Siegel.

Es gilt, das Bewusstsein dafür zu schärfen, auch wenn manches mühsamer zu besorgen und meist auch teurer sei. Klein dankte Maria Romero-Martin vom Team Klimaschutz, Umwelt und Energie, die für die Koordination mit der Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt zuständig ist. Der Steuerungsgruppe gehören neben dem Goethe-Gymnasium auch die Michaelsgemeinde, das Repair-Café Bergstraße und der Weltladen an, der das ganze Jahr über geöffnet und im Dienst des Fairen Handels ist.

Der Weltladen wird ehrenamtlich und mit Unterstützung der Kirchengemeinde Sankt Georg geführt, erklärte Doris Sterzelmaier von der Steuerungsgruppe. Der erwirtschaftete Gewinn geht an wechselnde, stets neu ausgewählte Projekte im Globalen Süden.

Film basiert auf Erlebnissen einer Gewerkschaftsführerin

Ebenfalls im Rahmen der Fairen Woche wird in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro der Stadt Bensheim am heutigen Montag (25.) um 19 Uhr im Luxor-Filmpalast Bensheim der Film „Made in Bangladesh“ gezeigt. Er erzählt von der 23-jährigen Textilarbeiterin Shimu, die in Bangladesch unter ausbeuterischen Bedingungen arbeitet. Sie wehrt sich, indem sie gegen den Druck ihres Ehemanns und trotz der Drohungen des Arbeitgebers eine Gewerkschaft gründet.

Der Film basiert auf den persönlichen Erlebnissen einer Gewerkschaftsführerin, unter anderem vor dem Hintergrund des katastrophalen Einsturzes der Fabrik Rana Plaza im Jahr 2013 mit 1136 Toten und 2500 Verletzten.

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