Konzert

Ein Jazzfest im Heppenheimer Kurfürstensaal

Christian Seeger und sein Ensemble aus regionalen Musikern lassen Brubeck und Desmond aufleben.

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rid/ü
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Christoph Schöpsdau (Klavier), Maurice Kühn (Bass), Christian Seeger (Saxofon), Lars Binder (Schlagzeug) und Gitarrist Florian Hofmann (von links) begeisterten beim Jazz-Konzert im Kurfürstensaal. Es war eine Hommage an Dave Brubeck und Paul Desmond. © Astrid Wagner

Heppenheim. „Es wird kein Konzert, es wird ein Fest.“ Christoph Hussong, Vorsitzender von Forum Kultur, sollte mit seinem Versprechen recht behalten. Der Heppenheimer Saxofonist Christian Seeger hatte eingeladen zu einem Abend unter der Überschrift „Brubeck‘s calling – The Music of Paul Desmond and Dave Brubeck“.

Mitgebracht hatte er Weggefährten wie seinen Kindergartenfreund, den Gitarristen Florian Hofmann, den Bassisten Maurice Kühn aus Schlierbach, den Pianisten Christoph Schöpsdau, der seine Wurzeln in Lorsch hat und Schlagzeuger Lars Binder, einen gebürtigen Darmstädter. Allesamt begnadete Jazzmusiker par excellence, die weit über die Region hinaus erfolgreich sind. Die Zuschauer im vollen Kurfürstensaal erlebten einen Jazzabend mit altbekannten Stücken, jung und zeitgemäß arrangiert.

Die erste Hälfte des Konzertes gehörte dem Dave Brubeck Quartett. Der Abend begann mit „Take the ‚A‘ Train“, einem Jazzstandard von Billy Strayhorn, den Desmond und Brubeck in der 1950er Jahren bekannt gemacht haben. Inspiriert von einem Disneyland-Besuch entstand die LP „Dave Digs Disney“ mit verjazzten Variationen von bekannten Disneymelodien, wie etwa „Someday My Prince Will Come“.

Nach ersten Erfolgen beschloss Dave Brubeck, eigene Songs für das Quartett zu schreiben wie etwa „Your Own Sweet Way“ oder, ein paar Jahre später, eine Hommage an Berlin: „Brandenburg Gate“. Mit der Platte „Time Out“ begannen die rhythmischen Experimente mit „allem, was es im Jazz bis dahin nicht gab“ (Seeger). Das Publikum jubelte laut nach „Blue Rondo à la Turk“. Schon zuvor gab es immer wieder begeisterten Szenenapplaus nach den Soli der einzelnen Musiker. Das Zusammenspiel des Quintetts bestach nicht nur durch musikalische Perfektion, es lag auch jede Menge Spielfreude in der Luft.

Dann kam der Brubecksche „Gassenhauer“ „Take Five“ im 5/4-Takt. Fünf Viertel, die das Publikum zum Swingen brachten. Als erste Jazz-Single überhaupt wurde „Take Five“ 1959 über eine Million mal verkauft. Gefordert wurden die Zuschauer bei „Unsquare Dance“ – einem Stück im ungewöhnlichen 7/4-Takt: Sie mussten beziehungsweise durften mitklatschen. Vorbei war die erste Hälfte, in der Christian Seegers kleines Töchterchen, das auf die Bühne geklettert war, dem Papa ab und an die Show stahl. Ein Niedlichkeitsfaktor beim Heimspiel des großartigen Saxofonisten, der vielen ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Heppenheimer Institutionen fördern lokale Kunstszene

Das Konzert der Reihe „Jazz is flowering“, das gleich zu Beginn der Spielzeit Maßstäbe setzte, ging unterhaltsam weiter. In der zweiten Hälfte lag der Schwerpunkt auf Paul Desmond. Songs wie „Take Ten“ oder das leisere „Emily“. Am Ende gab es mit der verjazzten Version von „Golden Brown“ von den Stranglers eine Überraschung – ganz deutlich zu erkennen die „Take Five“-Elemente. Mit mehreren Zugaben endete das Konzert.

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