Sozialausschuss

Ein Fachbereich für alle Bevölkerungskreise

Das Aus des Seniorenbeirats war Thema im Ausschuss und die Frage, wie er wieder aufgefangen wird. Außerdem ging es um den Status der Kreisstadt in Sachen Flüchtlinge.

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mbl/ü
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Der rechte Gebäudetrakt des ehemaligen Bruchseehotels wird für Flüchtlinge genutzt. Links davon der Teil wird vom Kreis wohl auch für Seminare genutzt. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Sang- und klanglos ist das Ende des Heppenheimer Seniorenbeirats besiegelt. Im ersten Sozialausschuss nach der Sommerpause hob Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) noch einmal auf die maßgebliche städtische Satzung ab: Kommt eine Wahl des Gremiums wegen einer zu geringen Kandidatenzahl nicht zustande, wie es dieses Jahr der Fall war, „dann gibt es dieses Gremium nicht mehr“.

Von eigenen Eindrücken der nun durch Menschen aus der Ukraine bezogenen Flüchtlingsunterkunft des Kreises am Bruchsee konnte das Stadtoberhaupt ebenfalls berichten.

Von Kindern bis Senioren

Aus dem Ausschuss kam die Frage, ob nicht ein Pendant zur Integrationskommisson denkbar gewesen wäre. Doch deren Notwendigkeit als Ersatz eines Ausländerbeirats regelt, anders als beim Seniorenbeirat, die Hessische Gemeindeordnung. Auffangen soll dies das Team des städtischen Fachbereichs „Kultur und Begegnung“. Dessen Bandbreite und Räumlichkeiten im Verwaltungsgebäude an der Karlstraße 2 zeigte Burelbach zu Beginn der dort abgehaltenen Sitzung auf.

Die kleine Führung umfasste zum Beispiel Büros für Kinder und Jugendliche, auch für Senioren Zuständige. Ein Büro mit qualifizierter Kraft gefällt Anton Gölz – jemand, „der Wege weisen kann“; egal, zu was.

Auf Nachfrage dieser Zeitung reagierte der vorerst letzte Seniorenbeiratsvorsitzende enttäuscht. Die im Ausschuss geteilte Info habe ihn nicht erreicht. Was ihn umtreibt, ist das demokratische Element einer solchen Institution aus der Bevölkerung heraus, das nun fehle.

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Aus Altersgründen hatte der frühere Stadtverordnete und langjährige Ortsvorsteher Sonderbachs angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. Natürlich hoffte er auf eine Nachfolge. Bei neun ausgelobten Sitzen fanden sich aber, wie berichtet, mit Müh und Not überhaupt nur sieben Freiwillige. Die Notwendigkeit, Unterschriften zu sammeln, habe die Bereitschaft einer größeren Gruppe zusätzlich gesenkt, bedauert Gölz solche „Hürden“.

Die Stadt sieht sich derweil gut aufgestellt. Etwa über den Behindertenbeauftragten, Magistrats-Mitglied Helmut Bechtel, dem automatisch sowieso viele Ältere und weniger Mobile begegneten, aber auch viele Migranten. Und über Inka Knapp, die unter anderem das gut frequentierte Plaudercafé verantwortet und, wie Burelbach betonte, „überhaupt sehr viel mit Senioren macht“. Tatsächlich steht Senioren(-beratung) zumindest auf heppenheim.de unter Soziales ganz oben.

Knapp, die dort auch aufgeführt ist, versicherte zudem, dass das ganze Team gern ansprechbar und gut vernetzt sei. Auch Projekte wie „Wir von Gegenüber“ von Stadt und Caritas liefen weiter. Sie sollen der Vereinsamung entgegenwirken, deretwegen sich Gölz auch sehr sorgt. Solche Angebote, auch die der Vereine, schätzt er. „Mir ist am Ende egal, wer das macht. Hauptsache, jemand macht was für die Menschen und holt sie aus der Einsamkeit.“

Aufmerksam sein und helfen

Das unter anderem ist schwierig, räumte der Bürgermeister ein. „Die Menschen, die einsam sind, kriegen wir erstmal nicht“, aber darum bleibe so wichtig, was schon geschehe: aufmerksam zu sein und sich unkonventionell zu unterstützen. Für viele Gruppen und Belange.

Etwa über die Flüchtlingshilfe, den DRK-Kreisverband und das Jobcenter „Neue Wege“ finden auch die Hilfe, die dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine entkamen und inzwischen mit mehr als 100 Landsleuten im früheren Bruchsee-Hotel leben. Mit separatem Zugang nutzt nach dem Starkenburg-Gymnasium nun die Kreisverwaltung den Seminartrakt. Der Bürgermeister erklärte zu etwaigen Perspektiven, dass das Gebäude dem Kreis gehört, das Grundstück samt Vorkaufsrecht aber der Stadt.

Bei einem Besuch der Einrichtung durch die Integrationskommission samt Burelbach sei eine sehr gute Atmosphäre aufgefallen. Die Security-Kräfte, die Ein- und Ausgänge kontrollierten, kämen ihm eher wie Concierges vor.

Große Gemeinschaftsküchen verfügen über mehrere Herde und Fächer in Kühlschränken, sodass sich alle Bewohner gut selbst versorgen könnten.

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bib/mbl/ü
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Einige Kinder seien darunter, auch viele Frauen und Ältere. Von den Wenigen im arbeitsfähigen Alter hätten einige schon einen Job. Diese Unterkunft betreibt der Kreis, dort Lebende werden Heppenheim nicht angerechnet. Und sie kommen überwiegend aus der nun aufgelösten zentralen Unterkunft in Groß-Rohrheim („Känguruh-Insel“).

In Heppenheim halten sich ansonsten nach jüngster Zählung zurzeit 171 geduldete Personen auf und 59 mit Bleiberecht. Gelingt es der Stadt, wie beabsichtigt Letztere selbst unterzubringen, hat sie damit einen Teil ihres Solls erfüllt.

Damit es nicht so sehr nach besonderer Bedürftigkeit klingt, sprach der Bürgermeister gern auf Englisch von Menschen mit „special needs“, was unter anderem auch Obdachlose umfasse. All diesen Menschen soll geholfen werden, sie sollen Begegnung erfahren. Durch das gleichnamige Team. mbl/ü

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