Heppenheim. Es hat viel Zeit in Anspruch genommen, doch inzwischen sind die Umbau-Arbeiten am früheren Heppenheimer Bruchsee-Hotel, das nun als Flüchtlings-Unterkunft dient, soweit abgeschlossen. Das bestätigt die zuständige Kreisverwaltung auf Nachfrage dieser Zeitung. Auch mit der Art der Unterbringung der sämtlich aus der Ukraine geflüchteten Menschen und dem Zusammenleben sind die Verantwortlichen zufrieden.
Schließt dies das Starkenburg-Gymnasium mit ein, das zwischenzeitlich den Seminartrakt des Gebäudes nutzte? Ja, auch dieses Kapitel gilt inzwischen als abgeschlossen. Die nach einem massiven Wasserschaden in extreme Raumnot geratene Schule war für gut ein halbes Jahr auch am recht nah gelegenen Bruchsee vertreten. Dies sollte so lange währen, bis das Haupthaus wiederhergestellt und voll nutzbar ist.
107 Personen aus der Ukraine
Dort, wo bis vor Kurzem auch die Schule präsent war, um unter anderem sogar Teile des Abiturs zu absolvieren, also den Weg in einen neuen Lebensabschnitt zu ebnen, versuchen dem russischen Angriffskrieg samt Flächenbombardement Entkommene nun, ihr Leben neu zu sortieren. Der Kreis, Akteure wie die Flüchtlingshilfe und auch die Stadt, die unabhängig von dieser Kreis-Einheit auf eigener Gemarkung die eigenen Unterbringungs-Vorgaben zu erfüllen hat, kümmern sich und schauen nach dem Rechten. Gerade bei jetzt noch einmal sommerlichem Wetter gehört dazu, die Gäste vom etwaigen und sicher gefährlichen Baden im Bruchsee abzuhalten.
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Über die in der Liegenschaft zurzeit wohnenden 107 Personen aus der Ukraine hinaus kann dem Hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf (Grüne) zufolge im Laufe dieses Monats „damit gerechnet werden, dass die Immobilie komplett belegt ist“. Was besagte ehemalige Starkenburg-Exklave anbelangt, ist diese im Zuge der Neubelegung „von der restlichen Immobilie abgetrennt“ worden. Die sieben Besprechungsräume des Seminartrakts stünden nun der Kreisverwaltung selbst zur Verfügung. Bei wachsendem Personal arbeiten zwar viele Verwaltungsmitarbeiter im Homeoffice, doch sie können sich für Besprechungen ebendiese Räume buchen. „Damit ist auch die Kreisverwaltung im Bruchsee-Hotel immer präsent“, hebt Landrat Christian Engelhardt (CDU) hervor. Aus der Bevölkerung gab es zuvor Bedenken zur Zukunft und zum Charakter des seit jeher und nach wie vor beliebten Naherholungsgebiets.
So früh wie möglich in Heimat zurückkehren
„Eine spätere Nutzung nach dem Betrieb als Unterkunft für geflüchtete Menschen ist in Abstimmung mit dem Erbpachtgeber zu gegebener Zeit zu entscheiden“, sagt Schimpf darauf angesprochen, wie konkret eine spätere Nutzung Gegenstand von Überlegungen oder gar Planungen ist. Die weiterhin extrem unsichere, ja lebensbedrohliche Lage in weiten Teilen der vom anhaltenden Krieg geschundenen Ukraine erlaube nachvollziehbarerweise noch keinerlei greifbare Perspektive über den gegenwärtigen Status hinaus.
Der persönliche Status von nun hier lebenden Ukrainern, die zu großen Teilen sobald wie möglich in ihre Heimat zurückkehren möchten, ist dem von EU-Bürgern angeglichen. Es gilt nun eigentlich zusehends mit hoher Anstrengung, sprachlich zu ertüchtigen und nach Möglichkeit in Arbeit zu vermitteln. Der Beigeordnete erklärt dazu: „Die Menschen aus der Ukraine werden durch das Job-Center betreut und erhalten von diesem die entsprechenden Maßnahmen zur sprachlichen und beruflichen Qualifizierung.“
Rund 1200 Schülerinnen und Schüler
Das Starkenburg-Gymnasium musste indes mit seiner Schülerzahl wachsen. Dies erschwerte der Wasserschaden exrem. Etwa 10 000 Liter Wasser waren aus einem naturwissenschaftlichen Fachsaal im zweiten Obergeschoss des Westflügels bis in die Belüftungsanlage im Keller gelangt. Bei noch mehr Raumnot als ohnehin schon folgte die Bruchsee-Etappe. „Uns haben die Räume einfach nicht mehr gereicht“, macht Schulleiterin Katja Eicke deutlich. Das jüngste Abi bauten die gleichwohl sehr erfolgreichen Absolventen in der eigentlichen Schule, in der Turnhalle und eben am Bruchsee.
Mittwoch startete das Gymnasium mit seinen rund 1200 Schülern am gesammelten Standort. Der Neubau, der während der Sommerferien in Modulbauweise realisiert wurde, ist nun nutzbar. Dort findet zunächst der Kunstunterricht statt, da die ehemaligen Kunsträume aufgrund der Arbeiten nach dem Wasserschaden noch immer nicht nutzbar sind. Voraussichtlich zu den Herbstferien werden die letzten Arbeiten abgeschlossen, so dass das Schulgebäude wieder vollständig genutzt werden kann. Perspektivisch sollen dann Religion beziehungsweise Ethik sowie Darstellendes Spiel in den neun Räumen des Neubaus unterrichtet werden.
Eine Vergrößerung des Gymnasiums war nötig, da die fünfte und sechste Jahrgangsstufe inzwischen sechszügig ist, in höheren Stufen variiert es zwischen sechs-, fünf- und vierzügig. bib/mbl/ü
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