Persönlich

Frühere Bergsträßer Weinkönigin Carolin Hillenbrand ist jetzt Friedensaktivistin

Die Religion ist für die Heppenheimerin dabei von zentraler Bedeutung.

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fran/ü
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Die frühere Bergsträßer Weinkönigin Carolin Hillenbrand im Outfit der Friedensbewegung Coexister Germany. © Coexister Germany e.V.

Heppenheim/Worms. Über die Grenzen ihrer Heimatstadt Heppenheim hinaus ist Carolin Hillenbrand in erster Linie als Repräsentantin des deutschen Weins bekannt: Von 2019 bis 2020 bekleidete sie das Amt der deutschen Weinprinzessin, zuvor war die 29-Jährige Gebietsweinkönigin der Hessischen Bergstraße.

Doch schon während ihrer beiden Amtszeiten machte die junge Heppenheimerin keinen Hehl daraus, dass sie auch gerne über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausschaut. „Mir war es schon immer wichtig, eine große Offenheit und Internationalität an den Tag zu legen. Ich denke, das war auch mit ein Grund dafür, warum ich letztlich eine deutsche Krone an die Bergstraße geholt habe“, sagt sie nicht ohne Stolz. Und auch während ihrer Zeit als deutsche Weinprinzessin nahm Hillenbrand zahlreiche politische und internationale Termine wahr – zum Beispiel moderierte sie eine Weinprobe im Bundestag. Reisen führten sie unter anderem nach Rom oder Paris.

Ihr Engagement reichte und reicht bis heute freilich weit über diese repräsentativen Aufgaben hinaus. Sie werde vielmehr seit jeher von dem Ziel geleitet, „dass Menschen glücklich und in Frieden miteinander hier auf dieser Welt leben können“, betont die einstige Hoheit. So zog es sie schon oft in andere Länder: „Ich wollte andere Sprachen, Kulturen und Religionen kennenlernen und verstehen, warum es wann zu Konflikten oder aber zu Frieden und Versöhnung kommt. Genau deshalb habe ich auch Politikwissenschaften und katholische Theologie studiert.“ Inzwischen ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Westfälischen Wilhelms-Universität von Münster im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ tätig.

Die Religion ist für Carolin Hillenbrand bei all ihren Tätigkeiten von zentraler Bedeutung: „Sie hat das Potenzial, Menschen zu spalten, aber auch, die Menschen zu vereinen.“ Deshalb sei es eminent wichtig, das positive Friedenspotenzial zu stärken – getreu dem Motto: „Wenn Religionen nicht Teil der Lösung werden, werden sie Teil des Problems.“ Genau dieses Interesse spiegelt sich auch in ihrem Doktorarbeitsthema wider: Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Religion.

Doch nicht nur beruflich setzt sich Carolin Hillenbrand mit dem Thema Frieden auseinander. Vielmehr ist aus der einstigen Weinkönigin eine rührige Friedensaktivistin geworden. Im Frühjahr 2021 – mitten in der Corona-Pandemie und in Zeiten von Anspannung, Polarisierung, Isolierung – hat sie gemeinsam mit zehn Mitstreitern beschlossen, „aus der Krise eine Chance zu machen und ein Zeichen des Friedens in diesen turbulenten Zeiten zu setzen“.

Der Verein Coexister Germany e.V. wurde gegründet, basierend auf einem weltweiten Netzwerk von Aktivisten. Schon während ihres Studiums hatte die Heppenheimerin im Jahr 2017 eine kleine Heidelberger Lokalgruppe ins Leben gerufen.

„Wir orientierten uns an ,Coexister France’, die seit 2009 eine großartige Arbeit in Frankreich leisten“, erklärt Hillenbrand. Hintergrund des französischen Ablegers war seinerzeit das blutige Wieder-Aufflammen des Israel-Palästina-Konflikts. „Als Reaktion schlossen sich ein Christ, ein Jude, ein Muslim und ein Atheist zusammen und gingen gemeinsam Blut spenden“, berichtet sie. „Sie wollten zeigen, wie man Blut vergießt für einen guten Zweck.“

Der deutsche Ableger versteht sich derweil als eine Friedensbewegung, die sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt, sozialen Frieden sowie Freundschaften zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Weltanschauungen einsetzt. „Wir erachten Vielfalt als eine Chance, die genutzt und gestaltet werden möchte“, sagt die Mitgründerin und amtierende Co-Vorsitzende aus der Bergsträßer Kreisstadt. Die Mitglieder sind zwischen 15 und 35 Jahre alt – gleich mehrere Glaubensrichtungen sind vertreten.

Noch einmal intensiviert wurde das Engagement der Gruppierung durch den russischen Überfall auf die Ukraine im Februar dieses Jahres. „Spätestens dadurch wurde mir klar, dass es nicht selbstverständlich ist, in Frieden leben und aufwachsen zu können“, sagt Hillenbrand. Der Friede sei ferner kein Zustand, „der ein und für allemal erreicht ist, sondern er ist ein Prozess und es braucht immer wieder gerade auch junge Menschen, die sich für den Frieden einsetzen“.

Die 29-Jährige will diesbezüglich mit gutem Beispiel vorangehen – „weil ich Gesellschaft nachhaltig mitgestalten und Menschen für Friedens-Engagement begeistern möchte, damit auch meine Kinder und Enkelkinder in Frieden aufwachsen können“.

Schon kurz nach Kriegsbeginn habe sie deshalb Trauer, Wut und Hilflosigkeit in Aktivismus transformiert, besser gesagt: in Friedensaktivismus. „Wir organisierten noch am gleichen Tag ein Friedensgebet – und gingen die Woche darauf gemeinsam zur Friedens-Demonstration“, erinnert sie sich.

Seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht dieses Engagement am kommenden Wochenende mit einer Herbsttagung von Coexister Germany im Wormser Nibelungenturm. Von Freitag, 21. Oktober, bis Sonntag, 23. Oktober, kommen rund 50 junge Menschen aus ganz Deutschland – darunter auch zahlreiche Geflüchtete – zusammen, um zu diskutieren und ein Signal der Freundschaft nach außen zu senden. „Sich für den Frieden einsetzen, während um uns herum Bomben fliegen”, lautet das Motto der Tagung. „Die Tagung kann und soll junge Menschen zusammenbringen, Freundschaften und Netzwerke aufbauen, die auch über die Tagung hinaus tragen können“, hofft Hillenbrand. Und mit Sicherheit gibt es beim gemütlichen Beisammensein in den Abendstunden dann auch das eine oder andere Gläschen Wein. fran/ü

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