Heppenheim. Früher, als der Heppenheimer Bruchsee noch jünger war, konnte man immer wieder Angler sehen, die am Rand des Gewässers darauf warteten, dass ein möglichst großer Brocken anbeißt. Das ist längst nicht mehr so. Wer seine Zeit nicht vornehmlich mit Herumphilosophieren verbringen, sondern auch etwas für die Pfanne am Haken haben will, ist besser bedient, wenn er sich – Angelschein und Erlaubnis vorausgesetzt – am Jochimsee oder am Vereinsteich in Mittershausen postiert. Fische aller möglichen Arten gibt es wohl noch irgendwo im Wasser. Aber schon die Abwesenheit von Reihern oder Kormoranen signalisiert, dass hier nicht mehr viel zu holen ist.
Günter Hagemeister, stellvertretender Vorsitzender des Nabu Heppenheim, hat natürlich auch das Wasser im Blick, wenn es ihm um den Erhalt der Natur im Naherholungsgebiet geht. Einen etwas tieferen Einblick bekam er mal wieder im vergangenen Jahr, als die Wege rund um den See unter Wasser standen. In Stiefeln unterwegs, konnte er „die Karpfen um mich herum schwimmen sehen.“ Aber meist beschäftigen ihn die Amphibien sowie die Vögel, die hier ihre Heimat haben.
Schmuckschildkröten zeigen sich eher im Sommer
Zum Beispiel die Kammmolche, die größten heimischen Molche, von denen es eine größere Population gibt, vor allem im ein paar Meter südlich des Sees gelegenen „Hinteren Bruch“ mit seinen großen Schilfflächen. Und es gibt auch am See selbst viele Amphibienarten, neben dem Kammmolch sind diverse andere Molcharten, Kröten und Frösche zu finden. Wenn sie nicht zuvor von Waschbären erwischt werden, die auf der Nahrungssuche auch vor noch so seltenen Amphibien nicht halt machen, aber auch Vögel und deren Gelege auf dem Speiseplan haben. Genug hiervon finden sich gegen Abend ein, wenn ganze Schwärme sich für die Nachtruhe in den Bäumen auf der Westseite des Sees einfinden. Stare, Amseln, Elstern, auch „Zugereiste“ wie die exotisch bunten Halsbandsittiche sind hier in der Dunkelheit zu Hause, tagsüber aber in der Stadt auf Nahrungssuche unterwegs.
Weniger belastend als noch vor einigen Jahren ist inzwischen der Andrang von Graugänsen, die das Ufer und die Gehwege mit ihrem Kot mitunter schwer passierbar machten. Bei einem Spaziergang entlang des Sees in dieser Woche ist von diesen wenig willkommenen „Gästen“ nichts zu sehen, am Westufer nur wenige Wildenten und eine prächtige Schwanengans zu entdecken. Nicht zu entdecken sind hingegen die Schmuckschildkröten, die sich im Sommer am Ufer der kleinen Insel im See sonnen und der heimischen Tierwelt durchaus gefährlich werden können – weil sie zwar vor allem Pflanzen fressen, sich aber durchaus auch Insekten und Fische schmecken lassen.
Gefährdet oder schon abgestorben sind auch viele Bäume rund um den See. Nach zwei sehr feuchten Jahren sind vor allem die Weiden stark bruchgefährdet, die ohnehin nicht allzu alt werden: Nach 40 bis 50 Jahren faulen sie von innen heraus und können zur Gefahr für Besucher des Sees werden. Ein anderes Problem, das sich durch die Nässe verschärft hat, ist der Bewuchs durch Grauweidenbüsche, die am Westufer nicht nur die Sicht auf den See beeinträchtigen, sondern auch verhindern, dass Westwind das Wasser aufmischt und so für Sauerstoffzufuhr sorgt. Was dringend notwendig ist: Der 1967 beim Bau der A5 entstandene Baggersee ohne Zu- und Abfluss droht in nicht allzu ferner Zukunft umzukippen. jr/ü
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-diese-tiere-leben-im-und-am-bruchsee-_arid,2334644.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim.html