Bergstraße. Sie schwanken, haben große Pupillen und erkennen ihre Besitzer nicht mehr – so verhalten sich Hunde, die einen THC-Rausch erleiden. Wenn die Vierbeiner aus Versehen liegen gelassene Joint-Stummel oder Reste von Cannabis-Keksen essen, kann das sehr gefährlich werden. Auch wenn sie dem Passiv-Rauchen ausgesetzt sind, hat das negative Auswirkungen. Vielerorts sorgt das in Tierarztpraxen für Probleme – auch in der Region?
Die Tierärztin Angela Bob hat noch keine bekifften Hunde behandelt. Doch sie berichtet von dem Haustier ihrer Kollegin, das bereits einen THC-Rausch erlebt hat. „Sie war mit ihm in Mörlenbach spazieren und dort hat er Menschenkot gegessen“, schildert sie. Leider komme es häufig vor, dass die Vierbeiner in Parks und Wäldern versehentlich etwas fressen und es schneller schlucken, als ihr Herrchen eingreifen kann. „Plötzlich zeigte das Tier ganz unklare Symptome. Er hat verwirrt aufgejault, geschwankt und unkontrolliert gespeichelt“, erklärt Bob.
Hunde im THC-Rausch
Wenn ein Hund aus Versehen Cannabis konsumiert hat, äußert sich das in Vergiftungssymptomen.
Das heißt, die Tiere schwanken, haben große Pupillen, Durchfall, erbrechen, pinkeln und speicheln unkontrolliert, verhalten sich apathisch und erkennen die Besitzer nicht mehr.
Auch Herzrhythmusstörungen und Krampfanfälle können lebensgefährliche Folgen sein.
Oft werden die Tiere mit Aktivkohle, Infusionen und Medikamenten behandelt, um die Beschwerden zu lindern.
Wenn es zum Konsum kommt, sollte sofort eine Tierarztpraxis aufgesucht werden – denn wenn schnell genug reagiert wird, muss es nicht zu einem Rausch kommen.
In einer Klinik stellte sich heraus, dass in dem Menschenkot THC, der berauschende Stoff im Cannabis, enthalten war. Kurz und knapp: Der Hund war high. Die Ärztin gibt zu, dass sie selbst zunächst nicht auf diese Vermutung gekommen wäre. „Wenn man die Symptome einmal gesehen hat, dann erkennt man sie – aber sonst könnten die Krankheitszeichen auch von etwas ganz anderem kommen, weil sie nicht eindeutig sind.“
Kein Urin- oder Bluttest möglich
Ungewöhnliche Symptome bei den Vierbeinern beobachtet Kristina Kumpf ganz genau. Die Tierärztin hat in Weinheim die Praxis von ihrem Vorgänger, Matthias Gräber, im Januar übernommen. Sie sagt: „Wir sind darauf sensibilisiert, wenn Hunde mit Vergiftungserscheinungen kommen, dass es auch ein Drogenrausch sein kann.“ Neben Durchfall und Erbrechen zeigen die Tiere apathisches Verhalten und pinkeln unkontrolliert. „Im schlimmsten Fall können Herzrhythmusstörungen oder Krampfanfälle auftreten, die wirklich lebensgefährlich werden können“, erklärt Kumpf.
Doch wie kann festgestellt werden, ob ein Vierbeiner berauscht ist? „Anders als bei Menschen gibt es für die Hunde keine Möglichkeit, das THC mithilfe eines Urin- oder Bluttests schnell nachzuweisen“, erklärt Kumpf. „Die Diagnose beruht auf dem Verdacht und den Begleiterscheinungen. Am Ende behandeln wir die Symptome so oder so, da eine Diagnostik hier nicht hilft.“ Medikamente, Aktivkohle und Infusionen helfen, die Beschwerden zu lindern.
In manchen Fällen kann auch ein stationärer Aufenthalt mit Überwachung über mehrere Stunden oder über Nacht erforderlich werden. Die Veterinärin hatte in Weinheim noch keinen Fall in der Praxis. Doch von Kollegen aus Mannheim weiß sie: „Dort kommen manchmal Hunde, die bekifft sind, in die Praxen.“
Halter sensibilisieren
Die 44-Jährige möchte die Halter sensibilisieren – gerade die Konsumenten. „Die Tiere können THC nicht so verstoffwechseln wie wir Menschen, das kann richtig gefährlich werden.“ Vor allem in Parks oder Wäldern – also da, wo die Vierbeiner Gassi gehen – sollten keine Reste der Droge liegen bleiben. So verringert sich die Gefahr, dass Hunde sie versehentlich fressen und eine gefährliche Vergiftung erleiden. mel
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