Heppenheim. Seit 1936 ist die Hutzelschweiz fester Bestandteil der Heppenheimer Fastnacht. Nachdem sich die „Alten“ Mitte der 1990er Jahre in den närrischen Ruhestand begeben hatten, formierte sich wenige Jahre später die bis heute aktive Gruppe der „jungen Hutzelschweizer“ um die beiden Köpfe Norbert Schneider und Holger Mitsch. Hoch motiviert starteten die Hutzelschweizer 1999/2000 in ihre erste Kampagne, mit drei Gruppen nahmen die damaligen Nachwuchsnarren am Umzug teil.
Gefeiert wurde nach dem Neustart vor inzwischen 23 Jahren aber nicht mehr im Hutzelschweizer Rathaus, dem Gasthaus „Zur Post“, sondern in der heimeligen Scheuer von Christina und Norbert Schneider. Als die Scheuer für die urige Narretei der Männer, Frauen und Kinder aus der Vorstadt irgendwann zu klein wurde, folgte der Umzug ins altehrwürdige Saalbau-Kino.
Die Kinositze werden seitdem für die zwei Sitzungen in Eigenregie abgebaut, an 20 Tischen finden pro Abend bis zu 160 Personen Platz. Hinzu kommen einige Stehplätze, sodass – inklusive der Aktiven um Bojemoaschder und Sitzungspräsident Holger Mitsch – letztlich mehr als 200 kostümierte Menschen den Kinosaal im wahrsten Sinne des Wortes in ein Tollhaus verwandeln.
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Und die Stimmung dürfte nun noch einmal zulegen, wenn die Hutzelschweizer nach zweijähriger Corona-Zwangspause am Freitag, 10. Februar, und Samstag, 11. Februar, wieder zum gemeinsamen Lachen, Schunkeln, Singen und Tanzen einladen. Die Aktiven stehen nach Angaben ihres Bojemoaschders bereits in den Startlöchern, das Bühnenbild „wächst und gedeiht“. Besonders erfreulich, so Mitsch: „Fast alle Aktiven sind auch nach der Corona-Pause wieder mit von der Partie, unser Programm ist knallvoll.“
Und es sei nicht nur „knallvoll“, sondern auch vielversprechend, kündigt der oberste Hutzelschweizer im Gespräch mit der Zeitung an. Die Besucher dürfen sich demnach auf eine närrische Zeitreise in die „Goldenen zwanziger Jahre“ des vergangenen Jahrhunderts freuen. „Fast alle Vorträge sind mottobezogen“, betont Holger Mitsch. Weiter sagt er: „Wir wollen das Lebensgefühl der zwanziger Jahre in den Saalbau bringen – vor allem die legendären Nächte der damaligen Zeit.“
Tatsächlich kursieren in den Rückblicken auf die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen die wildesten Geschichten über das pulsierende Nachtleben in den Metropolen dieser Welt. Stichworte: „Sündenbabel Berlin“. So waren die vermeintlich „Goldenen Zwanziger“ in den Augen vieler Historiker oder Sozialpsychologen dann auch eher ein andauernder „Tanz auf dem Vulkan“, in dem die Probleme der Zeit im wahrsten Sinne weggetanzt wurden.
Die Stadt Berlin selbst umschreibt ihr bis heute prägendes Jahrzehnt auf ihrem Onlineportal berlin.de mit den Worten: „Verwirrend schnelllebig, befreiend und beängstigend, geistreich und gespenstig, glanz- und unheilvoll: Die nicht für jeden ,Goldenen Zwanziger‘ waren voll mit Kontrasten.“
Genau diese Kontraste wollen die Hutzelschweizer nun auf humorvolle Weise ins Hier und Jetzt transportieren. Mit einer gesunden Prise Ironie stellt der Bojemoaschder schon jetzt fest: „Es wird ohne Frage das beste Programm der letzten zwei Jahre – um Längen besser als 2021 und 2022.“ Die zumeist rasch vergriffenen Eintrittskarten für beide Sitzungen gibt es am Samstag, 14. Januar, ab 11 Uhr im Stadthaus in der Fußgängerzone. Holger Mitsch erinnert in diesem Zusammenhang an die seit Jahren geltenden Regeln: „Pro Person gibt es maximal vier Karten. Wir wollen möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben, gemeinsam mit uns im Saalbau Fastnacht zu feiern.“ fran/ü
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