Heppenheim. Resa, Melinda, Enie, Manuel, Tina und Naomi sind sichtlich stolz. Ihr kleines, fröhlich buntes Insektenhotel ist nicht nur ein toller Hingucker geworden, sondern steht jetzt auch an prominenter Stelle. Dieser Tage waren die sechs Schloss-Schüler mit dabei, als es auf der Bienenweide am Mühenkreisel aufgestellt wurde.
„Wir haben leere Dosen angemalt und Augen drauf geklebt. Dann haben wir Lehm angemischt und mit Röhrchen in die Dose getan“, erklärt die neunjährige Enie. „Die Insekten haben nämlich immer weniger Platz“, ergänzt das Mädchen. Die achtjährige Naomi verweist darauf, dass auf dem Schulhof bereits ein großes Insektenhotel stehe. Sind sie zufrieden mit dem Platz, der für ihr Bauwerk nun ausgewählt wurde? Aus sechs Mündern ertönt ein lautes „Jaaa!“
Praktikum in der Schule
Auf die Idee gekommen ist Vera Gäbel. Die Heppenheimerin ist angehende Erzieherin und hat im Rahmen ihrer Ausbildung ein sechswöchiges Praktikum in der Betreuung der Schloss-Schule absolviert. „Ich habe gesehen, dass die Kinder in der Betreuung oft sehr verschwenderisch mit den Materialien umgegangen sind, auf der anderen Seite aber ein großes Interesse an der Umwelt zeigen“, erklärt sie. Mit einem Upcyling-Projekt habe sie zeigen wollen, wie jeder selbst etwas zum Umweltschutz beitragen kann.
Jedes Kind durfte seine Konservendose gestalten. Es entstanden unter anderem eine Biene, ein Schmetterling und ein Marienkäfer. Die so aufgehübschten Dosen wurden so befüllt, dass sie Wildbienen und andere Insekten darin wohlfühlen. Darüber hinaus wurden Bienen und Insekten auch in der von Bianca Ensinger geleiteten Betreuung thematisiert.
André Tiedemann vom Bauhof montiert das Insektenhotel der Schüler auf dem Gelände, Manuel darf mit dem Akkuschrauber helfen. Das schützende Holzhäuschen um die bunten Konservendosen hat Markus Jung geschreinert.
Über die Jahre wächst die Vielfalt
„An der Schloss-Schule gab es schon ein Insektenhotel, aber ich wollte den Kindern unbedingt das Gefühl vermitteln, dass sie wirklich etwas erreichen können mit ihrem Werk“, sagt Vera Gäbel. So habe sie den Stadtverordneten Yannick Milden (Tierschutzpartei) angesprochen, der ihr Anliegen an Bauhofleiter Thomas Dexheimer weitergeleitet habe. Auch der freut sich über das Engagement der kleinen Umweltschützer.
Das Gelände für die Bienenweide hat die Stadt Heppenheim schon vor Beginn des Baus des Kreisverkehrs mit der Absicht erworben, dort einen Refugium für Insekten und andere Kleintiere einzurichten, wie Bürgermeister Rainer Burelbach erzählt. Beraten wird man dabei von einem Imker.
„Alles, was hier wächst, wurde eingesät“, erklärt Bauhof-Leiter Thomas Dexheimer. „Es ist eine kreierte Wildwiese. So viel Vielfalt auf einer Stelle gibt es sonst nirgends.“ Die Bienenweide muss regelmäßig gepflegt werden – „sonst haben wir hier bald Urwald“, so Dexheimer. „Über die Jahre hinweg wird die Vielfalt, die Diversität größer“, weiß Burelbach.
Bienenweiden gibt es mittlerweile ein Dutzend in Heppenheim und seinen Stadtteilen, derzeit entstehen drei weitere. Auch Insektenhotels werden immer mehr aufgestellt. „Wir versuchen alle Kitas mit einzubinden, dass dort, wo es machbar ist, eines steht“, so Burelbach. Wichtig sei es besonders, dass das Thema auch schon den Kleinsten näher gebracht werde. Übrigens: Wo es in Heppenheim Bienenweiden oder Insektenhotels gibt, erkennt man, wenn man mit offenen Augen durch die Gegend fährt: Alle wurden von den Bauhof-Mitarbeitern mit liebevoll selbst bemalten Pfosten gekennzeichnet. Am Mühlenkreisel stehen beispielsweise eine Biene, ein Regenwurm und ein Marienkäfer. Allesamt sind es Unikate. rid
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