Heppenheim. Von der Bergstraße in die Welt: Am vergangenen Wochenende wurde im „Zentrum Frieden“ in Solingen nicht nur akademische Exzellenz gefeiert, sondern auch ein starkes Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt und interreligiösen Dialog gesetzt. Die gebürtige Heppenheimerin Carolin Hillenbrand, ehemalige Bergsträßer Weinkönigin und Deutsche Weinprinzessin, feierte ihre Promotion. Rund 100 Gäste aus Wissenschaft, Politik und Religionsgemeinschaften - und natürlich Freunde und die Familie - waren gekommen, um der jungen Wissenschaftlerin zu gratulieren. „Es bedeutet mir sehr viel, dass ihr alle gekommen seid – aus Berlin, Freiburg, Jena, Köln und natürlich aus meiner Heimatregion, der Hessischen Bergstraße“, so Hillenbrand.
Carolin Hillenbrands akademischer Werdegang ist ebenso international wie interdisziplinär: Nach dem Abitur am Starkenburg-Gymnasium (2012) studierte sie Politikwissenschaften und Katholische Theologie in Mainz und Südafrika, anschließend absolvierte sie ein Masterstudium in Politikwissenschaften sowie Christentum & Kultur in Heidelberg. Ihre Promotionszeit verbrachte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am renommierten Exzellenzcluster „Religion & Politik“ der Uni Münster – ein Umfeld, das interdisziplinäre Forschung auf höchstem Niveau ermöglicht.
Hillenbrand nutzte diese Zeit, um sich nicht nur akademisch, sondern auch gesellschaftlich einzubringen: Ob als Mitgründerin und Co-Vorsitzende des interreligiösen Vereins Coexister Germany, als Politikberaterin für Bundesministerien und internationale Organisationen oder als Referentin für die Bertelsmann-Stiftung und das Institut für Auslandsbeziehungen – ihr Engagement bewegt sich stets an der Schnittstelle von Forschung, Dialog und gesellschaftlicher Verantwortung. Auch Auszeichnungen kann sie vorweisen, etwa Stipendien vom Cusanuswerk und der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie den NRW-Ehrenamtspreis 2024 und den Cusanus-Preis 2023 für besonderes gesellschaftliches Engagement.
Im Zentrum ihrer Promotion stand die Frage: Welche Rolle spielt Religion für den gesellschaftlichen Zusammenhalt weltweit? Ihre Dissertation zum Thema „Religion als Kitt oder Keil? – Die Rolle der Religion für den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus empirisch-vergleichender Perspektive“ (auf Englisch verasst unter dem Titel „The Role of Religion in Social Cohesion – A Global, Cross-Country Analysis“) wurde mit der Bestnote summa cum laude ausgezeichnet. Die Arbeit gilt als bisher umfassendste empirische Analyse religiöser Einflussfaktoren auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf Länderebene.
Referentin für Bildungsförderung und Öffentlichkeitsarbeit
Hillenbrand untersuchte dabei 89 Länder und kam zu differenzierten Ergebnissen: In westlichen, vor allem (nord-)europäischen Staaten wie Norwegen, Schweden oder Dänemark, aber auch in Neuseeland sei der Zusammenhalt am stärksten – Deutschland belegt Platz acht. Religion, so zeigt ihre Forschung, habe durchaus erheblichen Einfluss: Während eine starke religiöse Identität die Bindung zur Nation stärken könne, könne sie gleichzeitig das Vertrauen zwischen Menschen verringern. Besonders kritisch sei dies bei exklusivistischen Glaubensvorstellungen. Dagegen zeigte sich: Mitgliedschaft in religiösen Organisationen wirkt sich stark positiv auf soziales Engagement aus.
Ihre Empfehlungen: Religiöse Akteure sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein, Brücken über eigene Gruppen hinaus zu bauen. Und politische Entscheidungsträger sollten religiöse Dynamiken nicht unterschätzen – sie sind ein Schlüssel zum sozialen Frieden, insbesondere in zunehmend diversen Gesellschaften.
Dass Forschung nicht trocken sein muss, bewies Hillenbrand mit einem „Science Slam“ – einer unterhaltsamen, poetischen Reflexion über ihre akademische und persönliche Reise. Sie beschrieb sich selbst als „tief verwurzelt und weit verästelt“ – eine Frau mit Heimat und Horizont, Glauben und Offenheit. Ein bewegender Moment war das gemeinsame Friedensgebet junger Menschen aus sechs Religionen. Gemeinsam baten sie um Segen und Verständigung – ein starkes Symbol an einem Ort, der ein Jahr zuvor von Gewalt erschüttert wurde. „Weltfrieden beginnt bei uns – hier und heute“, so Hillenbrand.
Seit Januar arbeitet Carolin Hillenbrand beim Bischöflichen Begabtenförderungswerk „Cusanuswerk“ in Bonn als Referentin für Bildungsförderung und Öffentlichkeitsarbeit. Dort begleitet sie junge Stipendiaten, organisiert Akademien – etwa zu Migration und Integration – und fördert Dialog in einer pluralen Gesellschaft. Mit ihrem Mann ist sie in ein nachhaltiges Co-Housing-Projekt in Düren gezogen – bleibt aber ihrer Heimat eng verbunden: sei es beim Weinmarkt, beim Winzerfest oder beim Besuch bei Familie und Freunden.
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