Heppenheim. Ehe auf dem früheren Außengelände der Gärtnerei Mai die Bagger zum Start des umstrittenen Wohnbauprojekts „Südlich Bürgermeister-Kunz-Straße“ anrollen werden, wollen sich alle Beteiligten noch einmal an einen Tisch setzen (wir berichteten).
Bereits in der nächsten Woche soll dieses Gespräch stattfinden, wie Christine Fischer als Vertreterin der „Bürgerinitiative Breslauer Straße – Marienbader Straße“ und Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) mitteilen. „Selbstverständlich zur Verfügung“ wird für den Dialog auch der Bensheimer Bauträger sein, die WSW Baubetreuungs GmbH. Dies bestätigt Geschäftsführer und Projektleiter Tobias Amthor auf Nachfrage dieser Zeitung.
Gleichwohl gehen Bauträger und Bürgerinitiative mit konträren Vorstellungen und Zielen in das aller Voraussicht nach finale Gespräch, ehe das im Spätherbst 2021 gestartete Planungsverfahren in die Tat umgesetzt wird.
So kann eine Klage vonseiten der Bürgerinitiative wohl nur dann noch abgewendet werden, wenn die im Bebauungsplan bereits festgelegte Tiefgaragenzufahrt noch einmal überdacht und verlegt wird.
Die Tiefgarage soll bekanntlich ausschließlich über die Breslauer Straße angefahren werden – ein Umstand, der den Anwohnern Sorgen bereitet und seit der Gründung der Bürgerinitiative im Februar 2022 immer wieder die Forderung nach einer Zufahrt von der Bürgermeister-Kunz-Straße laut werden lässt.
Erhitzte Gemüter besänftigen
Eine parlamentarische Initiative der FDP-Fraktion, die dies vorsah, um die erhitzten Gemüter zu besänftigen, war in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung allerdings bereits am Widerstand der Großen Koalition gescheitert.
CDU und SPD folgten vielmehr der Sichtweise von Planer Michael Schweiger. Der hatte in den vorangegangenen Beratungen im Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss betont, dass es aus Sicht der Planer auch bei einer Zufahrt über die Breslauer Straße keinesfalls zu einem übermäßigen Verkehrsaufkommen in den beiden Anliegerstraßen kommen werde. Auch der Lärm bliebe somit weit unter den gesetzlich akzeptierten Dezibel-Werten, so Schweiger.
Tobias Amthor hält sich in seinen jüngsten Ausführungen zum Thema Tiefgaragenzufahrt derweil weitgehend bedeckt. Weithin ist jedoch bekannt, dass der Bauträger die im Bebauungsplan festgelegte Zufahrt seit Planungsbeginn befürwortet und vertritt.
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Vielleicht auch, um die mit einer veränderten Zufahrt einhergehenden „ergänzenden Planungen oder Gutachten mit entsprechenden Verzögerungen und finanziellen Zusatzrisiken unter allen Umständen zu vermeiden“, wie die Bürgerinitiative Mitte November in einem offenen Brief an den Magistrat verlauten.
Völlig unabhängig von diesem zentralen Streitpunkt und einer möglichen Klage treibt die WSW Baubetreuungs GmbH hingegen ihre Planungen für einen möglichst schnellen Baubeginn voran. Grundlage hierfür sei, so Amthor, „dass der Bebauungsplan am 22. Dezember ortsüblich bekannt gemacht wurde und somit mit dem 23. Dezember in Kraft getreten ist“.
Noch in der ersten Januarhälfte
Zudem liege dem Unternehmen bereits „der zweiseitig unterzeichnete städtebauliche Vertrag“ vor. „Dies ermöglicht uns nun, als Nächstes einen Bauantrag entsprechend der Vorgaben des Bebauungsplans beim Kreis Bergstraße einzureichen“, kündigt der Geschäftsführer an. Hierbei werde es sich um einen Antrag für die Errichtung der ersten beiden Bauabschnitte handeln.
Die Formulierung „als nächstes“ konkretisiert er sogleich mit „noch in der ersten Januarhälfte“. Möglicherweise schon in der nächsten Woche, spätestens aber nach dem Gespräch mit Stadt und Bürgerinitiative müsste dies also über die Bühne gehen. Dieser Verfahrensschritt sei, ungeachtet der weiteren Vorgehensweise der Bürgerinitiative, regelkonform, so Amthor.
Weiter teilt er mit: „Mit unserem Bauantrag erfüllen wir die gesteckten Randkriterien und Grundzüge des Bebauungsplans, sodass im weiteren Bewertungsverlauf das vereinfachte Verfahren angewendet werden kann.“
Start mit der Baugenehmigung
Im gleichen Atemzug erläutert er den Umfang der besagten ersten beiden Bauabschnitte:
„Dabei wird es sich um den Bau der vier Mehrfamilienhäuser sowie den Bau der vier Wohnungen für den sozial geförderten Wohnraum handeln.“
Darüber hinaus sollen auf dem früheren Gärtnereigelände drei Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus entstehen. Ein Drittel der Grundstücksfläche, 2340 Quadratmeter, wird bebaut. Sämtliche Gebäude sollen als Effizienzhäuser errichtet werden. Hinzu kommt eine Tiefgarage mit 59 Parkplätzen, die für etwa 140 Fahrzeugbewegungen pro Tag sorgen könnte, sowie ein Besucherparkplatz.
Auf dem bislang brachliegenden Baufeld losgehen wird es Amthors Ausführungen zufolge, „sobald die Baugenehmigung durch den Kreis vorliegt“.
Über die bereits genannten Tätigkeitsfelder hinaus, „arbeiten wir parallel an den statischen Berechnungen der Gebäude, der Fachplanung für die Bereiche Heizung, Lüftung und Sanitär sowie der Elektrofachplanung“, sagt der Geschäftsführer abschließend. fran/ü
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