Ober-Hambach. Die Waldtiere mögen sich gewundert haben im Heppenheimer Stadtwald: Ein Auto nach dem anderen fährt um die Mittagszeit hinauf in das Ober-Hambacher Waldgebiet bei der Willi-Feick-Hütte, einer alten Waldarbeiter-Hütte. Durch den aufgeweichten Waldboden stapfen Menschen mit Gummistiefeln, anderen sieht man am festen Schuhwerk an, dass sie wohl öfter mal „offroad“ zu Fuß unterwegs sind.
40 Prozent der Bäume sind wegen Trockenheit abgestorben
Einen Steinwurf entfernt von der Hütte treffen sich alle auf einer Lichtung. Auch hier standen einmal stattliche Nadelbäume, wie man einige noch in der Nachbarschaft sieht, doch sie sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. 40 Prozent der Fichten und Tannen sind im Stadtwald durch die Trockenheit und ihre Folgen abgestorben. Nun zieht hier wieder neues Leben ein: Winzige Weißtannen, Roteichen, Walnussbäume und Lärchen werden gesetzt.
Möglich macht es das Projekt „Wurzeln“ der Volksbank Darmstadt Mainz, die ein Zeichen setzen möchte für Biodiversität. Aus 10 000 Baumsetzlingen sollen allein im Heppenheimer Stadtwald in den kommenden Jahrzehnten stattliche Bäume heranwachsen. 1600 sind es auf dem Areal in Ober-Hambach. Insgesamt wurden bei der Aktion in den vergangenen zwei Jahren 33 000 Bäume gepflanzt.
Ziel ist die Schaffung eines möglichst klimaresistenten Mischwaldes. Marvin Schneider von der Schutzgemeinschaft deutscher Wald (SDW) erklärt, wie wichtig der Wald für die Produktion von Sauerstoff ist, für das Binden von CO2 und für die Luftreinhaltung: „Das macht der Wald einfach so für uns.“ Diese Leistung des Waldes gelte es dauerhaft zu erhalten. Denn derzeit gehe es dem Wald alles andere als gut. Durch die zunehmende Trockenheit sind die Bäume anfälliger für Krankheiten, Pilze und Schädlinge. Revierförster Thomas Schumacher und die Forstwirte des Stadtwaldes haben in den vergangenen zwei Wochen schon gute Vorarbeit geleistet. Nur symbolisch setzen die Vertreter der Volksbank und der SDW noch einige der jungen Bäumchen. Die bereitgestellten Spaten sind freilich eher Deko. Denn längst werden die Pflanzlöcher maschinell vorgebohrt. Mit geübten Handgriffen zeigen die Profis den Bankern und anderen Gästen, wie so ein Bäumchen richtig gesetzt wird.
Der Stadtwald ist im Vergleich zu anderen Wäldern relativ vital
„Es wäre vermessen zu behaupten, wir können damit die Welt retten“, so Volksbank-Vorstandssprecher Matthias Martiné. Aber wenn jeder Einzelne einen Beitrag leiste, könne man gemeinsam etwas bewirken. Das Projekt „Wurzeln“ ist Teil der Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ der Volks- und Raiffeisenbanken. Der Heppenheimer Stadtwald sei mit seinen 1400 Hektar ein noch relativ vitaler Wald im Vergleich zu anderen Waldgebieten, so Schumacher, was auch daran liege, dass die Durchschnittstemperatur hier oben um vier Grad niedriger liege als im Ried.
Der Stadtwald ist sehr buchenlastig. Ein paar Eichen sieht man rund um die Waldarbeiterhütte, ebenso einzelne, bis zu 140 Jahre alte Tannen. Auch Eschen standen hier einmal, die seien wegen eines eingeschleppten Pilzes binnen kürzester Zeit abgestorben. Auch einige andere Baumartenkommen mit den Bedingungen nicht zurecht.
„Das zeigt uns: Wir müssen uns breit aufstellen, denn wir wissen nicht, wohin uns der Klimawandel noch führt,“ so der Förster. Ziel sei es also, einen Mischwald zu pflanzen aus unterschiedlichsten Arten.
Die Setzlinge werden immer blockweise gesteckt – im Verband haben sie größere Chancen, groß zu werden. rid/ü
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