Gemeindevertretung

Stress der Buche wird für Lautertal zum Problem

Von 
Thorsten Matzner
Lesedauer: 

Lautertal. Vor allem um das liebe Geld geht es bei der letzten Sitzung der Lautertaler Gemeindevertretung in diesem Jahr am kommenden Donnerstag, 12. Dezember. Dabei wenden die Gemeindevertreter den Blick weit in die Zukunft, denn es wird unter anderem die sogenannte Forsteinrichtung vorgelegt.

Dabei handelt es sich um die mittelfristige Planung der Behörde Hessen-Forst für den 420 Hektar großen Gemeindewald. Hier werden die großen Linien definiert, an denen sich die jährlichen Waldwirtschaftspläne orientieren. Der Waldwirtschaftsplan für das kommende Jahr ist das Thema der Sitzung. Lautertal kann danach einen Überschuss von fast 22 000 Euro erwarten. Das Ergebnis ist allerdings immer mit großen Unsicherheiten behaftet, weil niemand weiß, wie sich das Wetter auf den Baumbestand auswirkt und welche Folgen das für die Holzpreise hat.

Fichtenbestand durch trockene Sommer großflächig abgestorben

Die Forsteinrichtung macht deutlich, dass Lautertal mit seinem Wald in eine risikoreiche Zeit gekommen ist. Traditionell besteht der Wald in der Region vorwiegend aus Buchen. Der Standort war für diese Baumart in der Vergangenheit optimal, so dass sie wegen der Vorteile immer dominant gegenüber anderen Baumarten war.

Der relativ hohe Anteil an Fichten erklärt sich hauptsächlich mit der Aufforstung nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht mehr genutzte landwirtschaftliche Flächen und durch die Holznutzung frei werdende Stücke im Wald wurden damals häufig mit Fichten bepflanzt, weil deren Holz vielfältig verwendbar ist und der Baum schnell wächst.

Diese Sparbüchse des Waldbesitzers ist aber in den vergangenen Jahren zerbrochen. Durch den Klimawandel und die damit verbundene höhere Zahl an sehr trockenen Sommern ist die Fichte im Wald großflächig abgestorben. Wie im Bericht festgestellt wird, sind die Schäden so groß, dass es nicht gelungen ist, das Holz auf den Markt zu bringen. Davon zeugen noch stehende tote Bestände ebenso wie aufbereitetes, aber nicht abgefahrenes Holz.

Die Fichte wird nach Meinung von Hessen-Forst im Gemeindewald nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Das heißt, es werden einzelne dieser Bäume im Wald stehen, aber keine größeren Flächen mehr mit Monokulturen bestanden sein.

Die Dominanz der Buche im vorderen Odenwald wird nach Ansicht der Förster zu einer Herausforderung. Vor einigen Jahren hatten sie noch die Hoffnung, dass der Trockenstress nur die vergleichsweise wenig genutzte Fichte trifft. Inzwischen ist aber klar, dass auch die Buchen leiden. Das zeigt sich auch im Wald, wo stattliche Buchen umstürzen oder Teile ihrer Kronen verlieren. Da die Buche so weit verbreitet ist, wird das auch zu einem wirtschaftlichen Problem.

Ein Zeichen für diese Schwierigkeiten ist, dass im ablaufenden Planungszeitraum seit 2014 mehr Holz geerntet wurde als geplant, und zwar 4000 Festmeter. Bei der Fichte gingen zwei Drittel der Ernte auf eine vorzeitige Nutzung zurück, das heißt, die Bäume waren krank oder abgestorben und mussten verwendet werden, um überhaupt noch Geld dafür zu bekommen.

CDU und LBL wollen höhere Grundsteuer jetzt beschließen

Lässt man der Natur ihren Lauf, baut sich der Wald angesichts der veränderten klimatischen Bedingungen um. Hessen-Forst schreibt, dass Eichen, Edellaubhölzer – hier vor allem Kirschen und der Bergahorn –, Douglasien, Küstentannen und Lärchen sowie eingeschränkt Kiefern die empfehlenswerten Baumarten sind. Auf Küstentannen soll allerdings jedenfalls verzichtet werden. Der aus Nordamerika stammende Baum wächst zwar sehr schnell und könnte deshalb ein guter Ersatz für die Fichte sein. Sein Holz ist allerdings minderwertig.

Ein großes Problem im Wald ist laut dem Bericht der Verbiss durch Wildtiere. Das Verbot der Jagd in den vergangenen Monaten wegen der Afrikanischen Schweinepest wird dieses Problem noch verschärft haben. Während bei der Buche die natürliche Verjüngung gut funktioniert, müssen alle anderen Jungbestände durch Zäune geschützt werden, was die Kosten der Waldwirtschaft erhöht.

Außer um den Wald geht es bei der Sitzung der Gemeindevertreter auch um den Gemeindehaushalt. Die Jahresabschlüsse für 2021 und 2022 sollen abschließend beraten werden. Dazu hatte bereits der Finanzausschuss getagt.

Danach geht es um die Festsetzung von Hebesätzen für die Grundsteuer A und B. Diese ist nötig, weil die Berechnungsgrundlagen für diese Steuer zum 1. Januar umgestellt werden. Hier gab es im Finanzausschuss keinen Konsens. SPD und Grüne schlossen sich der Empfehlung des Gemeindevorstandes an, zunächst die Hebesätze so umzustellen, dass das Steueraufkommen für die Gemeinde gleich bleibt. Dazu hatte das Land Hessen bei der Grundsteuer B einen Satz von 540 Punkten (bisher: 850) empfohlen.

In der Haushaltsberatung sollten dann die Sätze nochmals beraten und – vermutlich höher – neu festgelegt werden. Denn die Gemeinde wird im nächsten Jahr mehr Einnahmen benötigen.

CDU und LBL haben im Ausschuss deshalb mit ihrer Mehrheit die Empfehlung beschlossen, den Hebesatz sofort auf 650 Punkte festzulegen. Damit entfällt die Notwendigkeit, im nächsten Jahr nochmals neue Bescheide an die Bürger zu schicken. Mit diesem Hebesatz kommt die Gemeinde nach Ansicht der CDU 2025 aus, muss aber möglicherweise in einem Jahr die Steuern weiter erhöhen.

Im neuen Haushalt fehlen fast zwei Millionen Euro

Wie es mit dem Haushalt 2025 aussieht, erfahren die Gemeindevertreter auch. Bürgermeister Andreas Heun wird die Zahlen zur Sitzung vorlegen. Bekannt ist bereits seit voriger Woche, dass rund zwei Millionen Euro im Etat fehlen. Ihnen steht eine Rücklage von rund drei Millionen Euro gegenüber, die zum Ausgleich verwendet werden könnte.

Alle Fraktionen waren sich aber im Ausschuss einig, dass die Steuern trotzdem steigen sollen, um den Puffer nicht komplett aufzubrauchen. Nach Angaben der CDU kommen bei einem Grundsteuer-Hebesatz von 650 statt 540 Punkten rund 320 000 Euro mehr in die Kasse.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke