Finanzausschuss

Stadt Bensheim sucht Sponsoren für die Ferienspiele

Damit das Angebot zumindest für bedürftige Familien günstiger werden kann, braucht es Spenden. Die Stadt muss den Beitrag kostendeckend festlegen, damit die Spiele stattfinden dürfen.

Von 
Anna Meister
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Die Bensheimer Ferienspiele sind für viele Eltern nicht wegzudenken. Nun sprechen sich auch Finanz- und Sozialausschuss einstimmig für die Durchführung aus. Die Teilnahme wird allerdings deutlich teurer. Unser Bild entstand 2023 beim KSC Bensheim. © Thomas Neu

Bensheim. In den vergangenen Wochen hatte eine Nachricht über das Online-Portal der Stadt viele Eltern verunsichert. „Aufgrund einer veränderten Haushaltslage und der aktuell bestehenden vorläufigen Haushaltsführung, in der keine freiwilligen Leistungen verpflichtend geplant und ausgezahlt werden dürfen, ist zurzeit nicht abzusehen, ob die Ferienspiele in diesem Jahr stattfinden und wie hoch die Gebühren sein werden. Da eine Entscheidung noch einige Wochen dauern wird, verschiebt sich die Anmeldephase“, war dort zu lesen.

Vergangene Woche hatte der Magistrat der Stadt erklärt, dass die Ferienspiele stattfinden sollen, allerdings deutlich teurer werden. Auch alle Mitglieder des Finanz- und des Sozialausschusses machen sich für das zweiwöchige Programm stark. Gemeinsam stimmten die beiden Gremien für die Durchführung. In diesem Jahr soll für die einwöchige Teilnahme an den Ferienspielen eine kostendeckende Gebühr von 120 Euro pro Kind, für zwei Wochen 240 Euro erhoben werden. Die Gebühr für die Frühbetreuung bleibt unverändert bei 35 beziehungsweise 70 Euro, die Vergünstigung für zweite und dritte Kinder entfällt hingegen.

Vonseiten der Stadt waren keine Ermäßigungen für Familien mit einer Stadt-Bensheim-Karte beziehungsweise Bürgergeldempfänger vorgesehen, weil sie finanziell nicht darstellbar waren. Allerdings könnten vorrangig diese Kinder eine Ermäßigung von bis zu 50 Prozent für die Teilnahme an den Ferienspielen erhalten - vorausgesetzt, es finden sich dafür Sponsoren wie Unternehmen, Vereine oder Privatpersonen. Sollte danach immer noch Spendengeld vorhanden sein, könnten weitere Möglichkeiten zu Ermäßigungen, etwa für Zweit- und Drittkinder geprüft werden. Dieser Einigung vorangegangen war eine lange Diskussion der Ausschussmitglieder. Eingebracht wurde diese Idee von Adriana Filippone (SPD).

Bedeutung der Ferienspiele und finanzielle Herausforderungen

Die Bensheimer Ferienspiele sind eine Institution. Seit Jahrzehnten organisiert die Stadt für Kinder ab dem Grundschulalter zu Beginn der Sommerferien ein vielfältiges zweiwöchiges Programm, das keine Langeweile aufkommen lässt. Für die Eltern ist dieses Angebot Gold wert: Sie wissen, dass ihr Nachwuchs in der schulfreien Zeit betreut und in guten Händen ist. 334 Mädchen und Jungen waren im vergangenen Jahr angemeldet, 22 davon erhielten damals die Ermäßigung.

Die Durchführung der Ferienspiele ist in diesem Jahr - und wegen der angespannten Haushaltslage sicherlich auch in Zukunft - an die Voraussetzung geknüpft, dass alle Kosten gedeckt sind und die Stadt nicht wie bisher Geld zuschießen muss. Denn das darf sie in der aktuellen Situation schlichtweg nicht, Stichwort vorläufige Haushaltsführung. Ohne einen genehmigten Haushalt darf die Stadt nur Geld für ihr „Pflichtprogramm“ ausgeben, die Ferienspiele gehören nicht dazu.

Diesmal wohl keine Ausflüge mit Reisebussen und ÖPNV

Im vergangenen Jahr beliefen sich die Gesamtkosten für das städtische Angebot auf rund 62.300 Euro – davon waren 43.448 Euro Honorarkosten für die Betreuerinnen und Betreuer, weitere 18.850 Euro kamen durch Sachkosten zusammen. An Elternbeiträgen nahm die Stadt im vergangenen Jahr 40.883 Euro ein. Der Zuschuss der Stadt lag am Ende damit bei 21.415 Euro – ein Betrag, der in diesem Jahr nicht mehr gezahlt werden kann und auf die Elternbeiträge umgelegt werden muss.

Anfang 2024 war bereits eine zweistufige Anhebung der Ferienspielgebühren von den Stadtverordneten beschlossen worden. Bis dato hatte der Beitrag bei 120 Euro für das erste Kind und 80 Euro für das zweite Kind gelegen. Für 2024 wurde eine Erhöhung auf 140 beziehungsweise 95 Euro festgelegt, für 2025 wäre dann auf 160 und 110 Euro angehoben worden. Das Programm der diesjährigen Ferienspiele richtet sich nach dem verfügbaren Budget auf Grundlage der Elternbeiträge abzüglich der Honorarkosten für die Betreuerinnen und Betreuer. Anhand des verbleibenden Budgets muss das Programm dann flexibel gestaltet werden. Um die Kosten geringer zu halten, werden diesmal wohl keine Ausflüge mit Reisebussen oder dem ÖPNV geplant. Aber: Auch Angebote in Bensheim kosten Geld.

Fehlende Ermäßigungen schaffen soziales Ungleichgewicht

Vor allem der Umstand, dass in diesem Jahr vonseiten der Stadt keine Ermäßigung für bedürftige Kinder gewährt werden sollte, stieß so manchem Ausschussmitglied sauer auf: „Solange wir zum Beispiel das Parken in Bensheim subventionieren können, muss doch auch Geld für die Ferienspiele da sein. Wenn es keine Ermäßigungen gibt, vergrößern wir das soziale Ungleichgewicht“, sagte Jochen Kredel (Grüne). Franz Apfel (BfB) forderte, der Magistrat solle vor allem bei den Unternehmen in Bensheim um Unterstützung bei der Finanzierung der Ferienspiele und der Unterbringung der Kinder bitten. „Das hat sich auch bei der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings bewährt.“

Bürgermeisterin Christine Klein versicherte, dass sie und der Magistrat bereits fleißig in dieser Angelegenheit unterwegs seien. „Die Kinder müssen nicht nur unterkommen, sie brauchen auch eine hochwertige Betreuung. Um den Betrag hierfür senken zu können, sprechen wir mit den Unternehmen. Und das tun wir sehr gerne. Wie viel am Ende zusammenkommen wird, kann ich noch nicht sagen.“ Jeder Euro an Sponsorengeldern könne dazu beitragen, die Kosten für die Teilnahme zu senken. Allerdings könne die Stadt nicht das Risiko eingehen, sich auf den Eingang von Spenden zu verlassen und am Ende doch einen Zuschuss zahlen zu müssen. Denn damit wäre die Durchführung der Ferienspiele hinfällig.

Es brauche ein klares Signal für die Ferienspiele

Wer die Durchführung der Ferienspiele unterstützen möchte, kann dies mit einer zweckgebundenen Spende an die Stadt tun. Das Team der Stadtkasse dokumentiert den Eingang, einmal jährlich legt das Sponsoring-Gericht alle Spenden offen dar. Je nach Höhe des Betrags müssen Bürgermeisterin oder zusätzlich der Magistrat zustimmen.

Ein Punkt, über den sich die Ausschüsse irritiert zeigten, war die Verwirrung, für die die vorzeitige Bekanntgabe über eine mögliche Absage der Ferienspiele gesorgt hatte. „Wir hätten das gerne nicht zuerst aus der Presse erfahren“, bemerkte Sibylle Becker (CDU). „Die Ferienspiele liegen uns allen am Herzen. Hätten wir uns vorab beraten, hätten diese Unklarheiten gar nicht erst entstehen müssen. Kostendeckende Beiträge anzusetzen, ist sinnvoll. Aber der soziale Faktor muss weiter berücksichtigt werden“, ergänzte Tobias Heinz (CDU). Gerade Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien müssten weiter mit dem Angebot erreicht werden, da für sie die Ferienspiele meist der einzige Programmpunkt in den Sommerferien seien. Möglicherweise lasse sich zudem weiter auf der Ausgabenseite einsparen.

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Die Kritik sei berechtigt, so Bürgermeisterin Klein. Es sei von der Verwaltung gut gemeint gewesen, die Eltern vorab zu informieren, dass das Angebot auf dem Prüfstand stehe. Das hätte rückwirkend betrachtet anders laufen können. Daran lässt sich nun nichts mehr ändern, Adriana Filippone erklärte, dass es ein klares Signal für die Ferienspiele brauche. Mit der Erhöhung der Gebühren sei niemand zufrieden, weshalb sie hofft, dass sich eine Reihe an Unterstützern findet. „Egal, wie groß der Betrag am Ende ist: Er sollte zuerst den sozial schwächeren Familien zugutekommen.“ Das Verfahren hierzu müsse so unkompliziert wie möglich sein. Der Nachweis könne etwa durch einen Bürgergeld-Nachweis oder den einer Stadt-Bensheim-Karte erfolgen.

Stadt rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 65.000 Euro

Lisa-Marie Blumenschein (FDP) ging das nicht weit genug: Sie forderte, auch Familien mit niedrigem Einkommen zu unterstützen. „Viele von ihnen sind während der Ferien auf die Betreuung angewiesen, weil sie arbeiten müssen.“ Hier wäre es allerdings schwer, eine Grenze zu ziehen, bemerkte Bernhard Stenger (CDU). Ganz diplomatisch und mit einem Augenzwinkern schlug Rolf Tiemann (FWG) vor, die Stadtverordneten könnten doch ihre Sitzungsgelder an die Ferienspiele spenden.

Die Stadt Bensheim rechnet in diesem Jahr mit Gesamtkosten von rund 65.000 Euro für die Durchführung, 46.600 für Personal und 18.500 Euro Sachkosten.

Redaktion

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