Berliner Ring

Eingestürzte Bensheimer Brücke wird bald abtransportiert

Die eingestürzte Brücke an der Weststadthalle in Bensheim kann abtransportiert werden. Die Versicherung des Unfallverursachers hat am Donnerstag Freigabe für die Sanierung des Stegs erteilt.

Von 
Dirk Rosenberger
Lesedauer: 
Die Tage der Blockade sind gezählt: Die eingestürzte Brücke am Berliner Ring kann demnächst abtransportiert werden. © Thomas Neu

Bensheim. Und sie bewegt sich doch: Die eingestürzte Fußgängerbrücke an der Weststadthalle hat die längste Zeit den Fahrradweg entlang des Berliner Rings blockiert. Knapp elf Monate sind vergangen, seit ein Lastwagen mit seinem ausgefahrenen Kranausleger den Steg rammte und praktisch aus den Angeln hob.

Um die Straße freizuräumen und den eingeklemmten Lkw zu befreien – der Fahrer kam mit dem Schrecken davon –, hievten zwei Kräne die Konstruktion zur Seite und legten sie auf dem Radweg ab. Dort fristete sie seitdem ihr Dasein, weil der Zweckverband KMB, zuständig in dieser Angelegenheit, jeden Schritt mit der gegnerischen Versicherung abstimmen musste beziehungsweise auf deren Zustimmung angewiesen war.

Seit Donnerstagabend ist jedoch ein Ende des Geduldsspiels absehbar. Nach mehrmaliger Erinnerung habe die Versicherung die Freigabe erteilt, erklärte KMB-Geschäftsführer Frank Daum. Seit Anfang Dezember lag das entsprechende Angebot einer Metallbaufirma vor. „Wir haben sofort den Auftrag für die Instandsetzungsarbeiten erteilt“, betonte Daum.

Abfahrt nach 22 Uhr

Bevor die Sanierung angegangen werden kann, muss die Metallkonstruktion abtransportiert werden, weil man vor Ort nicht arbeiten kann. Das geht bei einem 24-Tonnen-Koloss aber nicht ohne entsprechenden Aufwand. Bedeutet in der Praxis: Es braucht eine Schwertransport-Genehmigung.

Das beauftragte Unternehmen muss diese bei der Verkehrsbehörde des Kreises beantragen. Um Verzögerungen zu vermeiden, gab es im Vorfeld bereits Gespräche zwischen den Beteiligten. Ein Transport nach 22 Uhr wird von der Behörde als unproblematisch eingestuft. Geklärt werden muss nun noch, wann die Aktion über die Bühne gehen kann. Der KMB geht von einer kurzfristigen Terminierung aus. Am Freitag gab es noch kein genaues Datum.

Trotzdem ist nun absehbar, dass es bald konkrete Fortschritte in einer Angelegenheit geben wird, die nach dem ersten Schreck durch den Unfall auch für kritische Stimmen gesorgt hat, weil der Steg für einen so langen Zeitraum hinweg den Radweg auf einem zentralen Verbindungsweg unpassierbar machte. Ganz davon abgesehen, dass in luftiger Höhe zwischen dem Eingang zur Sporthalle und dem Parkplatz am Badesee eine Lücke klaffte und die (korrekt abgesicherten) Treppen ins Nirgendwo führten.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Frank Daum musste daher in der Vergangenheit wiederholt anmerken, dass der KMB nicht allein Herr des Verfahrens war. Jeden Schritt habe man mit der Versicherung abstimmen müssen. Diese wiederum hatte einen Sachverständigen eingeschaltet, was nach Darstellung des Zweckverbands nicht dazu beitrug, zügig zum Ziel zu gelangen.

Der Schriftverkehr fülle mittlerweile einen ganzen DIN A4-Ordner, teilte Daum Anfang Januar mit und konstatierte: „Uns ist wichtig, dass die gesamte Schadenshöhe übernommen und der Steuerzahler nicht belastet wird.“ Das setze voraus, die Interessen der Stadt an der einen oder anderen Stelle mit Nachdruck und Geduld zu verfolgen.

Gesamtkosten: 104 000 Euro

Mit Blick auf die Kosten eine mehr als sinnvolle Vorgehensweise. Diese werden sich in Summe wohl auf 104 000 Euro belaufen. Allein 21 299 Euro wurden für die Bergung am Unfalltag fällig, inklusive Ausgaben für den Krandienst, den beschädigten Baum sowie Verkehrssicherung und Reinigung der Straße. Diesen Betrag hatte die Versicherung bereits erstattet.

Voraussichtlich 72 000 Euro kommen durch Abtransport, Reparatur sowie das Einsetzen der Konstruktion zusammen. Die Auflager (Brückenpfeiler) müssen ebenfalls instandgesetzt werden, was mit Ausgaben in Höhe von rund 10 000 Euro veranschlagt wird. Alles in allem ein ordentliches Paket, um den erneuerten Steg wieder an Ort und Stelle zu schaffen. Und eine Summe, die den städtischen Haushalt enorm belastet hätte. Das bleibt den Bensheimer Steuerzahlern aber erspart.

Lokales

Lkw kollidiert mit Brücke an der Weststadthalle in Bensheim

Veröffentlicht
Laufzeit
Mehr erfahren

Rund 14 Jahre hatte die Brücke auf dem Buckel, bevor ihr der Lkw am 18. März 2022 zu nahe kam. Mit einem Schwertransport aus der Ober-Lausitz war die städtische Neuanschaffung im Juli 2008 an den Berliner Ring gekommen, um den Parkplatz mit dem Haupteingang der Weststadthalle zu verbinden.

Der alte Steg war zuvor mehr als eineinhalb Jahre gesperrt, da im Zuge von Überprüfungen Schäden durch einen Pilzbefall an den tragenden Holzleimbindern festgestellt worden waren. Auf kommunalpolitischer Ebene kam es zu Diskussionen um die Notwendigkeit einer Fußgängerbrücke an dieser Stelle, die damalige schwarz-grüne Mehrheit votierte schließlich für die Stahl-Kastenkonstruktion, Kostenpunkt 160 000 Euro.

Mehr zum Thema

Berliner Ring

Brückensanierung in Bensheim bleibt ein Geduldsspiel

Veröffentlicht
Von
Dirk Rosenberger
Mehr erfahren
Weststadthalle

Die eingestürzte Brücke in Bensheim wird saniert

Veröffentlicht
Von
Dirk Rosenberger
Mehr erfahren
Bensheim

Eingestürzte Bensheimer Brücke kann erneuert werden

Veröffentlicht
Von
Dirk Rosenberger
Mehr erfahren

Wie lange die Sanierungsarbeiten nun dauern, steht aktuell nicht fest. Zunächst muss der Schwertransport das gute Stück am späten Abend auf den Betriebshof der Firma nach Lorsch bringen. Dort geht es dann ans Eingemachte. Nach Auskunft des ursprünglich mit dem Bau beauftragten Ingenieurbüros betreffen die Schäden in den überwiegenden Fällen nur die Geländerkonstruktion und das Randrohr, das keine statische Funktion hat. Es diene als „optisches“ Element des Brückenentwurfes.

Dort seien einige verbogen und müssten ausgetauscht werden. Die Reparatur der Betonkonstruktion der Auflager, die einige Schäden aufweisen, könnten unabhängig davon bearbeitet werden.

Sobald die Verbindung zwischen Halle und Parkplatz wieder fest auf den Pfeilern ruht, kann dieses Kapitel der jüngeren Stadtgeschichte immerhin als abgeschlossen betrachtet werden.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Winzerfest Bensheim