Bensheim. 24 Tonnen lassen sich nicht ohne größere Kraftanstrengung bewegen - vor allem, wenn unklar ist, wer letztlich dafür bezahlt. Das gilt selbstredend und in erster Linie auch für die eingestürzte Brücke an der Weststadthalle. Die liegt seit einem guten halben Jahr auf dem Rad- und Gehweg am Berliner Ring.
Schon ein paar Wochen nach dem Unfall Mitte März stand fest, dass die Schäden am Bauwerk nicht so massiv sind, dass eine Sanierung unmöglich wäre (wir haben berichtet). Seitdem hat sich in dieser Angelegenheit jedoch wenig getan, weshalb zuletzt die Fraktion der Grünen eine Anfrage an den Magistrat stellte. Stoßrichtung: Wie lange werden Rad- und Gehweg noch blockiert, auch vor dem Hintergrund der vielen Schüler, die dort unterwegs seien.
Nach Auskunft des Zweckverbands Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB), der in diesem Fall zuständig ist, soll sich „in absehbarer Zeit etwas tun“. Weil die gegnerische Versicherung einen Sachverständigen eingeschaltet hat, zog sich nach Angaben von Geschäftsführer Frank Daum die Klärung der Kostenübernahme in die Länge.
Zur Erinnerung: Ein Lastwagen hatte mit ausgefahrenem Kranausleger die Brücke gerammt und zum Einsturz gebracht. Verletzte gab es bei dem Unfall glücklicherweise nicht. Der Fahrer kam mehr oder weniger mit dem Schrecken davon, zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes befanden sich weder andere Autos in Reichweite noch waren Fahrradfahrer und Fußgänger in dem Bereich unterwegs. Auch auf dem Steg, der den Parkplatz am Badesee mit dem Haupteingang der Halle verbindet, befand sich niemand.
Die Aufräumarbeiten gestalteten sich schwierig. Ein Teil der Konstruktion lag auf dem Führerhaus des Lkw, die vielbefahrene Straße musste stundenlang gesperrt werden. Schließlich lösten zwei Kräne das Problem, an ihren Steilseilen baumelnd wurde der Steg zur Seite gehoben, Unterstützung gab es durch das Technische Hilfswerk.
In der Folge ging es zunächst darum, die Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Inzwischen seien von der gegnerischen Versicherung sämtliche Kosten der Bergung am Unfalltag inklusive der bisher angefallenen Ausgaben, die sich auf rund 22 000 Euro belaufen, übernommen worden, erklärte der KMB. Zudem habe die Versicherung die Übernahme der Kosten für die exakte Schadensermittlung am Bauwerk sowie der Erstellung einer Sanierungsplanung zugesagt.
Das ursprünglich mit dem Bau betraute Ingenieurbüro erhielt danach - „unverzüglich“, so der Zweckverband - den Auftrag, einen Sanierungsplan zu erstellen. Nach Auskunft des Büros betreffen die Schäden an der Brücke in den überwiegenden Fällen nur die Geländerkonstruktion und das Randrohr, das keine statische Funktion hat. Es diene als „optisches“ Element des Brückenentwurfes. Dort seien einige verbogen und müssten ausgetauscht werden. Die Reparatur der Betonkonstruktion der Auflager, die einige Schäden aufweisen, könnten unabhängig davon bearbeitet werden.
„Wir werden nach Vorlage der endgültigen Sanierungsunterlagen und Kostenabschätzung unverzüglich die Zustimmung der gegnerischen Versicherung einholen, um die Instandsetzungsarbeiten schnellstmöglich zu beauftragen“, betonte Frank Daum.
Noch nicht abschließend geklärt sei, wo genau die Arbeiten an der Brücke vorgenommen werden. Dies müsse mit dem zu beauftragenden Metallbaubetrieb im Detail dann festgelegt werden. Nicht jeder Firma hat ausreichend Platz auf ihrem Gelände, um das Bauwerk dort zur Sanierung zu lagern, erläuterte der Geschäftsführer auf Nachfrage.
Wie der weitere Zeitplan aussieht, könne momentan nicht beantwortet werden. „Das wäre reine Spekulation, weil wir nicht Herr des Verfahrens sind“, bemerkte Daum. Die gegnerische Versicherung müsse immer mit eingebunden werden, wenn von deren Seite wieder ein Sachverständiger eingeschaltet wird, kostet das erneut Zeit.
Sind diese Hürden alle überwunden, muss eine Firma gefunden werden, die kurzfristig Kapazitäten hat, um die Arbeiten zu übernehmen. „Auch das ist kein Selbstläufer“, fügte der KMB-Geschäftsführer im Gespräch mit dieser Zeitung an.
Rund 14 Jahre hatte die Brücke auf dem Buckel, bevor ihr der Lkw zu nahe kam. Mit einem Schwertransport aus der Ober-Lausitz kam die städtische Neuanschaffung im Juli 2008 an den Berliner Ring, um den Parkplatz mit dem Haupteingang der Weststadthalle zu verbinden.
Der alte Steg war zuvor mehr als eineinhalb Jahren gesperrt, da im Zuge von Überprüfungen Schäden an den tragenden Holzleimbindern festgestellt worden waren. Nach eingehenden Untersuchungen stellte sich eine massive Schädigung der Holzkonstruktion durch Pilzbefall heraus.
Auf kommunalpolitischer Ebene kam es zu Diskussionen um die Notwendigkeit einer Fußgängerbrücke an dieser Stelle, die damalige schwarz-grüne Mehrheit votierte schließlich für die Stahl-Kastenkonstruktion. Kostenpunkt 160 000 Euro.
Wie teuer nun das Gesamtpaket wird, lässt sich erst nach Abschluss der Arbeiten sagen. Den Schaden schätzte die Polizei am Unfalltag grob auf 200 000 Euro, die Investitionen für den Wiederaufbau nicht eingerechnet.
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