Bensheim. Der Magistrat will – wie berichtet – das Hoffart-Gelände zwischen B47 und Parktheater zu einer grünen Oase machen. Dies sieht ein Planungsentwurf vor, der den Stadtverordneten aktuell zur Beschlussfassung vorliegt.
Das Konzept umfasst unter anderem Hochbeete, berankte Pergolen und Sitzgelegenheiten. Man wolle das Areal durch ein freies und interaktives Konzept kreativ gestalten, erläuterte die Erste Stadträtin und Baudezernentin Nicole Rauber-Jung am Montag im Ortsbeirat Bensheim-Mitte. Das Gremium votierte bei einer Gegenstimme von Brigitte Hamer (FWG) mehrheitlich für den Entwurf.
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In einem Grundsatzbeschluss hatte die Stadtverordnetenversammlung im Oktober 2022 den Plänen der Stadtverwaltung zugestimmt, im Rahmen des hessenweiten Förderprojekts „Zukunft Innenstadt“ das Hoffart-Gelände und den Hostinné-Platz neu zu gestalten.
Für die Planung ist ein Planungsbüro aus Heidelberg beauftragt worden. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Gestaltung der beiden Plätze auf knapp 375 000 Euro, wovon das Land Hessen 300 000 Euro übernimmt. Die Kosten für die Umsetzung eines Urban Gardening-Projekts auf dem Hoffart-Gelände betragen rund 136 000 Euro, der städtische Anteil wird mit 27 000 Euro angegeben.
Theater, Kino, Straßenkünstler?
Dort soll – zeitlich beschränkt – eine Aktions- und Mitmachfläche zur Verfügung stehen, für deren Gestaltung die Stadt den Rahmen bietet. Wie sie aber konkret bespielt wird, sollen die Bürger entscheiden, so Rauber-Jung.
Die in der Vorlage genannten Nutzungen seien lediglich Beispiele. Denkbar seien unter anderem Theateraufführungen, ein Open-Air-Kino sowie Lesungen oder Darbietungen von Straßenkünstlern.
Als „Filetstück“ gelobtes Areal
Für Nicole Rauber-Jung ist das temporäre Nutzungskonzept eine attraktive Möglichkeit, diese innerstädtische Lücke attraktiv zu beleben: „Ich sehe das Ganze als Experiment“, sagte sie und verwies auf das Projekt „Summer in the City“, das auf dem Beauner Platz letzten Sommer als Freizeit- und Erlebnisangebot recht viele Gäste angelockt hatte. Man müsse Mut haben, Dinge auszuprobieren.
Das einst als „Filetstück“ gelobte Areal in prominenter Lage solle – um im sprachlichen Kontext zu bleiben – nicht noch weiter „abhängen“ und als zentrale Brache vor sich hin reifen. Wenn die Zeit gekommen sei, könne man die jahrzehntelange Baulücke angehen und vermarkten, so die Stadträtin. Das Grundstück hatte sich in den vergangenen Jahren entgegen vieler Hoffnungen nicht als Verkaufsschlager erwiesen.
Heidelberger Straße: Radstreifen sollen erhalten bleiben
Hanns-Christian Wüstner (Grüne) erkennt einen Schildbürgerstreich: Für eine Entfernung der Radschutzstreifen entlang der Heidelberger Straße gebe es keinen einzigen vernünftigen Grund.
Auslöser der Diskussion im Ortsbeirat ist eine Änderung einer Verwaltungsvorschrift in der Straßenverkehrsordnung vom November 2021, nach der solche Radstreifen neben einem zusätzlichen Seiten- oder einem Parkstreifen keinen Bestandsschutz genießen – also zurückgebaut werden können.
In der Heidelberger Straße sei der notwendige Sicherheitsraum neben dem Radstreifen zu gering, so dass die roten Markierungen zu entfernen seien. Eine solche Zone soll sogenannten „Dooring“-Unfällen durch aufgehende Autotüren vorbeugen. Zudem sei ein Radstreifen durch die Regelung auf Tempo 30 in einigen Abschnitten der Straße ebenfalls nicht mehr notwendig, heißt es in der Begründung weiter.
„Ich erwarte eine gravierende Verschlechterung der Situation“, kommentierte Martin Zencke für die SPD. Gerade für ältere Menschen sei der Radstreifen eine sichere Lösung und dessen Entfernung nicht rational begründbar.
Auch Maximilian Gärtner (CDU) kann einen Rückbau des Bestands nicht nachvollziehen. Das Gremium folgte seiner Anregung, beim Magistrat nach der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme nachzuhaken. tr
Um das Grundstück langfristig zu entwickeln, brauche es Zeit, so Rauber-Jung. Die Fördermittel in Höhe von 80 Prozent der Gesamtkosten kämen daher gerade richtig, um die Fläche mittels eines mobilen Konzepts zwischenzeitlich zu vitalisieren. Sitzelemente aus Holz und viel Grün sollen zum Verweilen einladen. Am 6. Mai ist eine Bürgerveranstaltung vorgesehen, bei der die Planung vor Ort vorgestellt werden soll.
Lesungen oder Kinovorstellungen kaum umsetzbar
Im Ortsbeirat begrüßte man einen solchen Vorstoß grundsätzlich – bezüglich der konkreten Umsetzung zeigte man sich allerdings skeptisch. Martin Zencke (SPD) erkennt viele reizvolle Ideen, die aus seiner Sicht aber nicht alle realisierbar seien. Aufgrund des vorbeirauschenden Verkehrs seien Lesungen oder Kinovorstellungen kaum umsetzbar.
Unterm Strich begrüßte er aber eine derartige Aufwertung des Blumenkübel-Standorts neben dem Parktheater. Für Carlos Santos de Lima (FDP) sind vor allem die Fördergelder ein starkes Argument. Brigitte Hamer äußerte Bedenken bezüglich der Sicherheit insbesondere der Kinder, die sich auf dem Gelände in unmittelbarer Nähe zur Straße aufhalten werden.
Hanns-Christian Wüstner (B 90/Die Grünen) kann dies nachvollziehen, votierte aber für den Entwurf. Er verwies im Ortsbeirat nochmals auf die Forderung seiner Partei nach mehr Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet, die auch und gerade im Kontext eines solchen Projekts sinnvoll seien.
Für die Sicherheit der Kinder verantwortlich
Nicole Rauber-Jung erklärte, dass der Stadt bezüglich eines Tempolimits auf einer Bundesstraße die Hände gebunden seien. Außerdem stellte sie klar, dass es sich bei der Hoffart-Idee nicht um einen offiziellen Spielplatz handele.
Bezugnehmend auf einen Kommentar von Brigitte Hamer betonte sie, dass man nicht jedes Areal gleich einzäunen könne, auf dem sich potenziell auch Kinder bewegen. Sie verwies auf die elterliche Aufsichtspflicht, die besagt, dass Eltern für das Wohlergehen und die Sicherheit ihrer minderjährigen Kinder verantwortlich sind.
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