Zukunft Innenstadt

Gärtnern auf dem Bensheimer Hoffart-Gelände?

Von 
Dirk Rosenberger
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Auf dem Hoffart-Gelände könnte ein Urban-Gardening-Projekt zeitweise umgesetzt werden – sollte die Stadt dafür Fördermittel erhalten. © Neu

Bensheim. Das Landesprogramm Zukunft Innenstadt geht in die nächste Runde – und Bensheim möchte erneut von einer Förderung mit Steuergeld aus Wiesbaden profitieren. Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung (CDU) teilte im Bauausschuss mit, dass man quasi auf den letzten Drücker Mitte Mai die Bewerbungsunterlagen eingereicht habe.

Den Zeitdruck erklärte sie am Mittwochabend mit den sehr knappen, vom Land vorgegebenen Fristen. In diesem Jahr lautet das Motto: „Geben Sie der Zukunft Ihrer Innenstadt Raum“. Aufgerufen wird dazu, „mutige und zukunftsweisende Wege bei der nachhaltigen Gestaltung der Innenstädte aufzeigen“, heißt es seitens des federführenden Wirtschaftsministeriums.

Mit einem Budget von maximal 300 000 Euro können bis zu drei Projekte in der Innenstadt gefördert werden. Das Land stellt hierfür Fördermittel in Höhe von zehn Millionen Euro für die Umsetzung zur Verfügung. Die Zuwendung beträgt bis zu 90 Prozent der sogenannten „zuwendungsfähigen Ausgaben“, der Rest muss von der teilnehmenden Kommune kommen.

Nach Auskunft der Ersten Stadträtin geht Bensheim mit zwei Vorhaben ins Rennen. Auf dem Hoffart-Gelände, das seit vielen Jahren brachliegt und in weiten Teilen als Abstellfläche für überschaubar ansehnliche Betonkübel dient, könnte ein Urban-Gardening-Projekt umgesetzt werden. Unter urbanem Gartenbau versteht man die gärtnerische Nutzung kleiner Flächen in einem Stadtgebiet. Denkbar wäre die Einbindung der Heinrich-Metzendorf-Schule, so Rauber-Jung.

Das städtische Gärtnern soll mobil angelegt werden, damit es im Falle eines Verkaufs des Grundstücks an einem anderen Standort weiterbetrieben werden kann. Wer die Historie des Geländes neben dem Parktheater verfolgt hat, weiß allerdings, dass die Gefahr eines schnellen Umzugs der Pflanzen nicht gegeben sein dürfte.

Punkten will man in Wiesbaden darüber hinaus mit einer Aufwertung des Hostinné-Platzes am Wambolter Hof. Der Bereich fristet bekanntlich und unstrittig ein Schattendasein – könnte aber an Bedeutung gewinnen, wenn das Neumarkt-Center wie angedacht um- und neugebaut wird. Möglich wäre dort aus Sicht der Verantwortlichen ein mobiler Co-Working-Raum. Konkret: Ein Glascontainer, den man als temporären Arbeitsplatz nutzen kann, so die Baudezernentin. Mit entsprechender Begrünung wäre so ein frischer Akzent für den Platz möglich.

„Diese beiden Ideen sind uns wichtig, deshalb haben wir uns entschieden, mit ihnen in das Bewerbungsverfahren zu gehen“, bemerkte die Erste Stadträtin. Im Ausschuss wurde die kurze Information mit Beifall quittiert. Rauber-Jung erläuterte, dass es, um der politischen Kleiderordnung gerecht zu werden, selbstverständlich eine Vorlage für dem Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung geben werde.

Weil die Zeit jedoch drängte, Stichwort Ende der Frist, mussten zunächst die Unterlagen auf den Weg gebracht werden. Mit dem Landesprogramm Zukunft Innenstadt hat Bensheim bekanntlich gute Erfahrungen gemacht. Im vergangenen Jahr belohnte das Wirtschaftsministerium den Ideenreichtum mit 250 000 Euro. Von dem Geld können mehrere Projekte umgesetzt werden, darunter aktuell die Babbelbänke, aber auch die Service-Offensive für den Einzelhandel, das Sommerprogramm auf dem Beauner Platz mit leichtem Strandfeeling und ein Open-Air-Theater mit Jazzkonzert am Wambolter Hof (wir haben berichtet).

110 Städte und Gemeinden wurden 2021 ausgezeichnet, das Land verteilte 27 Millionen Euro. Ob die größte Stadt an der Bergstraße auch in der zweiten Runde zu überzeugen weiß, wird sich zeitnah zeigen. Im Sommer soll die Auswahl abgeschlossen sein. Erhält Bensheim erneut eine Förderung, müsste der Zuschuss bis Ende 2023 ausgegeben sein. Geht man leer aus, dürfte die Umsetzung beider Maßnahmen finanziell schwierig werden.

Abschied von Annemarie Biermas

Im Bauausschuss teilte Nicole Rauber-Jung außerdem mit, dass Annemarie Biermas das Rathaus verlassen wird. Die Diplom-Ingenieurin und Leiterin des Teams Stadtplanung, Mobilität und Demographie wechselt in die Verwaltung ihrer Heimatstadt Viernheim. Die Baudezernentin bedankte sich mit Blick auf das Gremium vor allem für die gute Unterstützung in den Fachausschüssen.

Vorsitzender Thomas Götz (Grüne) wünschte der scheidenden Teamleiterin nach ihrem letzten Auftritt im Ausschuss alles Gute und lobte ihre stets „präzisen und nachvollziehbaren Ausführungen“.

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