Bensheim. Der Sommer in der Innenstadt ist nach vier Wochen Geschichte. Meteorologisch betrachtet werden zwar bis zum Herbst noch ein paar warme Tage dazukommen. Das Spiel-, Spaß- und Entspannungsangebot, auf die Beine gestellt vom Stadtmarketing, auf dem Beauner Platz ging am Wochenende allerdings ins Finale.
Am Montag standen nun die Abbau- und Aufräumarbeiten an. Aus der Wohlfühlzone zwischen Bürgerhaus und Neumarkt-Center wurde so schrittweise wieder die gute, alte Pflasterfläche, die den großen Rest des Jahres (Winzerfest einmal ausgenommen) so viel Aufenthaltsqualität besitzt wie ein Platz am Lagerfeuer bei 35 Grad.
Um den Kehraus zu beschleunigen, konnten Interessierte die rund 1000 Sandsäcke kostenlos abholen, mit denen das Beachvolleyballfeld eingerahmt wurde. Ein taktisch geschickter Zug. Andere zum Mithelfen beim Aufräumen zu motivieren hat schon im privaten Umfeld so manchen Partymorgen wenigsten etwas entspannt.
Abnehmer für die vom THW Bensheim vor geraumer Zeit im Zuge einer Übung gefüllten Beutel fanden sich problemlos. Schließlich schadet es nicht, die Wasserstopper zu Hause zu haben, vor allem, wenn das eigene Haus nah am Wasser gebaut ist. Oder man füllt einfach den heimischen Sandkasten für die Kleinen mit dem Inhalt. Apropos Sand: Die 160 Tonnen, die Unternehmer Sascha Götz für besagtes Spielfeld fachmännisch verteilt hatte, landen nicht auf der Deponie, sondern werden wieder abgeholt und weiterverwendet.
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Dass vier Wochen Sommer, Sonnen, Spaß und Sport in der Innenstadt nicht mit Luft und Liebe finanziert werden können, versteht sich von selbst. Investiert wurden für das Vorhaben Steuergelder aus dem Landesprogramm Zukunft Innenstadt (wir haben mehrfach berichtet). Bensheim hatte sich für die erste Runde (mittlerweile gibt es eine Neuauflage in Wiesbaden) erfolgreich beworben und Mittel in Höhe von 250000 Euro zugesichert bekommen, zuzüglich eines zehnprozentigen Eigenanteils. Das Stadtmarketing hatte mit verschiedenen Akteuren daraufhin mehrere Projekte auf den Weg gebracht, abgesegnet von der Kommunalpolitik.
Für die meisten stand schon frühzeitig fest, welche Summen eingesetzt werden müssen. Bei „Summer in the City“, so der offizielle Titel, erfuhr man darüber nichts. Und auch nach dem letzten Veranstaltungstag am Sonntag gibt es aus dem Rathaus auf Nachfrage weder eine konkrete Summe noch eine Kostenschätzung. „Zum aktuellen Zeitpunkt kann dies noch nicht abschließend beantwortet werden. Wir bitten hierfür um Verständnis“, heißt es.
Dafür gibt es, ebenfalls auf Anfrage, wenig überraschend viele warme Worte, passend zum Wetter. „Mein Fazit nach vier Wochen Summer in the City fällt überaus positiv aus. Viele Bensheimer Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste von außerhalb haben das Angebot des Stadtmarketings sehr gut angenommen. An jedem Tag in der Woche waren an allen Stellen ein reges Treiben und ein wunderbares Miteinander. Viele Besucherinnen und Besucher kamen täglich - nach Feierabend, in der Mittagspause oder gemeinsam mit den Kindern, Familie und Freunden“, ließ Bürgermeisterin Christine Klein mitteilen.
Die ansonsten unbelebte Fläche sei so zu einem generationenübergreifenden Treffpunkt für Jung und Alt geworden. „Summer in the City“ habe nicht nur eine Belebung des Beauner Platzes bewirkt, sondern auch für die gesamte Innenstadt.
Bereits in ihrer Zwischenbilanz hatte die Rathauschefin bemerkt, für eine Wiederholung offen zu sein und sich mittel- und langfristig grundsätzlich eine Umplanung des Bereichs vorstellen zu können, schließlich habe das „Event“ eine hohe Aufenthaltsqualität geschaffen. Die Bürgerinnen und Bürger hätten den Beauner Platz als wirkliche Freizeitfläche angenommen.
„In diesem Zusammenhang möchte ich besonders die Rasenfläche mit den Bäumen ansprechen. Diese ist während Summer in the City zu einer grünen Oase geworden. Die Leute haben sich spontan dort niedergelassen oder mit Freunden und Familie verabredet. Sie verweilten hier im Schatten auf den Liegestühlen und konnten den Sommer in der Stadt genießen“, erläuterte Klein.
Aufgrund des Klimawandels mit immer heißeren Sommermonaten stelle sich immer mehr die Frage, wie man die Innenstadt weiter begrünen könne. Gemeinsam mit der Stadtplanung mache man sich darüber bereits viele Gedanken, um langfristige Lösungen zu schaffen. „Beim Thema Begrünung bietet der Beauner Platz meiner Meinung nach sehr viel Potenzial, das wir nutzen sollten. Gleichwohl darf das kein Schnellschuss werden, vielmehr sind alle Seiten genau zu beleuchten“, betonte die Bürgermeisterin abschließend. Zumal Schnellschüsse in Bensheim in der jüngeren Vergangenheit ohnehin eher eine Seltenheit waren - oder zum Einsatz von Reißleinen geführt haben.
Eine Neuauflage von der Veranstaltung 2023 könnte auch unabhängig von den mittel- und langfristigen Zielen mit dem Gelände ein Thema sein. Wie das jedoch mutmaßlich ohne Fördertopf aus Wiesbaden finanziert werden könnte, blieb am Montag auf Nachfrage ebenfalls offen. Losgelöst von monetären Überlegungen bleibt aber festzuhalten, dass die gute Idee des Stadtmarketings in der Praxis ebenfalls gefruchtet hat - auch wenn es nachvollziehbarer Weise keine offiziellen Besucherzahlen gibt.
Als temporärer Anziehungspunkt hat sich der sonst so triste Beauner Platz in dieser Form jedenfalls bewährt.
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