In Deutschland dürfen die Menschen offen etwas gegen die Regierung sagen, weil … a) hier Religionsfreiheit gilt, b) die Menschen Steuern zahlen, c) die Menschen das Wahlrecht haben oder d) hier Meinungsfreiheit gilt? Putzig ist auch diese Frage: Welches Recht gehört zu den Grundrechten in Deutschland? a) Waffenbesitz, b) Faustrecht, c) Meinungsfreiheit oder d) Selbstjustiz?
Ich habe mich durch 25 der 310 Übungsfragen für einen Einbürgerungstest gekämpft – und es (na, wen denkt ihr, dass ihr vor euch habt?) ohne Fehler geschafft. Okay, die – mit Abstand – schwierigste Frage war: Was versteht man unter dem Recht der „Freizügigkeit“ in Deutschland? Hätte Antwort d) gelautet: Man darf sich in der Öffentlichkeit leicht bekleidet bewegen, dann hätte ich der Versuchung wahrscheinlich kaum widerstehen können. Aber, na ja, da war eben ein (wieder total abwegiges) nur reingerutscht: Man darf sich in der Öffentlichkeit nur leicht bekleidet bewegen. Da lachen ja die Hühner. Man kriegt immer die richtige Antwort raus, weil drei Antworten stets total sinnfrei sind – vorausgesetzt, man versteht Sprache und Unsinn.
Ich kenne einige Leute, die keine Deutschen sind und denen der Einbürgerungstest total leicht fallen würde. Von den 33 Multiple-Choice-Fragen, die man auch mit einem 90er-IQ hinkriegt, muss man sowieso nur 17 richtig beantworten. Da kann man getrost geistig abwesend sein, nebenbei Sudoku machen oder sich am „Zeiträtsel“ die Zähne ausbeißen. Also noch niedrigschwelliger geht es nicht. Die Leute, die ich kenne, wollen aber die 255 Euro Einbürgerungsgebühr nicht zahlen plus die 255 Euro für das Sprachdiplom des Niveaus B1 (beim Goethe-Institut) plus das Geld für die Vorbereitung plus die 60 Euro für den Reisepass und die 37 Euro für den Personalausweis. Deutscher werden kostet mehr als 700 Euro! Pro Person. Für eine Familie mit drei Kindern (die natürlich weniger zahlen) macht das ruckzuck Richtung 2000 Euro. Und sooo wichtig ist denen das Deutschsein dann auch wieder nicht, aber okay: Das sind auch alles EU-Bürger.
Nun könnte man fragen: Wo ist das Problem? Deutsch werden kann eh nur, wer die „eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts für sich und die unterhaltsberechtigten Angehörigen“ nachweisen kann und also auch Geld hat – oder sich als künftiger Bundestrainer der Fußballnationalmannschaft empfiehlt (das war ein Scherz!). Nein, im Ernst: Ich bin sicher, dass einige der blonden blauäugigen Teutonen weder das Sprachdiplom B1 noch den Einbürgerungstest bestehen würden und auch nicht die „eigenständige Sicherung des Lebensunterhalts für sich und die unterhaltsberechtigten Angehörigen“ nachweisen könnten. Sollen wir die wieder ausbürgern (Achtung Satire!)? Ich weiß da nur, dass ich nicht weiß.
Apropos: Frage 307 ist die wohl spannendste für Metropolitaner: Die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg heißt … a) Heidelberg, b) Stuttgart, c) Karlsruhe oder d) Mannheim? Ja wo machen wir Lokalpatrioten denn da unser Kreuzchen? Und wie war das doch mit der Freizügigkeit? Das müsst ihr schon selber rauskriegen…
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