Unternehmen

Wie Welde den Ruf der Heidelberger Biere aufpolieren will

Der Plankstadter Welde-Chef Max Spielmann zieht nach gut 100 Tagen der Brauerei-Übernahme Bilanz. Bessere Technik, Produkte und Rezepturen - Spielmann will Welde und Heidelberger als eigenständige Marken halten

Von 
Andreas Lin
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Max Spielmann will die Brauereien Welde und Heidelberger als eigenständige Marken in der regionalen Bierlandschaft halten. © Rita Weis

Heidelberg/Plankstadt. Gut 100 Tage ist es her, seit Max Spielmann, Chef der Welde Braumanufaktur, die Heidelberger Brauerei übernommen und die beiden nach wie vor eigenständigen regionalen Unternehmen zusammengeführt hat. Zeit für den 35-Jährigen, Zwischenbilanz zu ziehen, was von der im März angekündigten „gründlichen Prozessanalyse“ schon umgesetzt wurde. Sein Fazit: Personalstand unverändert, Qualitätsoffensive erfolgreich, die Heidelberger sind in den Startlöchern für den Neustart.

Dabei gibt Spielmann ehrlich zu: „Es waren keine einfachen 100 Tage.“ Schließlich sei man in einem laufenden Betrieb eingestiegen. „Wir mussten erst einmal verstehen, wie das operative Geschäft dort läuft.“ Das Wichtigste für ihn war, die Belegschaft mitzunehmen. „Denn die waren schon verunsichert, wie es weitergeht.“ So sprach er bald mit jedem Mitarbeiter persönlich, um ihre Ängste, Vorstellungen und Wünsche zu verstehen. Das Ergebnis freut ihn: „Sie stehen voll hinter den Veränderungen.“ Auch mit seinem Führungsteam bei Welde hatte er sich Rückendeckung geholt. Er weiß aber auch: „Es gab in der Vergangenheit berechtigte Kritik an der Qualität und Sensorik der Biere.“ Der Ruf der Heidelberger Produkte habe stark gelitten. Deshalb habe er in den ersten 100 Tagen zwei Themen in den Vordergrund gestellt: Erstens, erkennen, welches Wissen und welche Potenziale im Mitarbeiterstamm der Heidelberger liegen und zweitens, radikal alle erkannten und erkennbaren Qualitätsverbesserungen installieren – auch wenn das Geld kostet. Die Qualitätskontrolle wurde umstrukturiert, ein neuer Leiter eingestellt.

Moderne Labore in Plankstadt auch für Heidelberger zugänglich

Zudem seien die modernen Labore bei Welde in Plankstadt jetzt auch für die Heidelberger zugänglich gemacht worden. „Wir können dort mehr testen und bekommen schnellere Ergebnisse. Zudem wurden die sogenannten Reinzuchthefestämme umgestellt. „Je vitaler diese Stämme sind, desto besser schmeckt das Bier“, weiß Braumeister Spielmann. Den Einkauf von Rohstoffen auf internationalen Märkten hat Spielmann abgeschafft und den Heidelbergern eine konsequente Regionalität beim Einkauf der Braugerste verordnet, die jetzt nur noch aus Schriesheim, Heidelberg und Bruchsal kommt. Zudem wird jetzt ausschließlich der teure Aromahopfen verwendet: „All das hat das Geschmacksprofil der Heidelberger Biere deutlich verbessert.“

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Ein für die nächsten zwölf Monate geplantes Investitionsprogramm zeigt erste Auswirkungen. Rund eine halbe Million Euro fließen in die Sanierung der Brautechnologie, etwa durch Austausch von Ventilen, Schläuchen und Hähnen. „Das ist auch ein Zeichen unseres langfristigen Interesses am Standort Heidelberg.“ Ziel ist, beide Brauerein gleichberechtigt am regionalen Markt zu halten – jeweils mit völlig eigenständigen Rezepturen und unterschiedlichen Zielgruppen. „Die Heidelberger Produkte sind für Leute, die sich total mit Heidelberg identifizieren.“

Die ersten Biere, die das volle Qualitätsprogramm erfahren haben, sind seit wenigen Tagen in den Kästen und in den Fässern – die Rückmeldungen aus der Heidelberger Gastroszene machen Mut. Und durch ein neues System werde das Bier sogar günstiger. Jetzt wird – wie bei Welde seit Jahrzehnten üblich – die Zusammenarbeit mit den lokalen Getränkehändlern forciert. Eine großen Markenkampagne Anfang 2025 soll den nächsten Schub bringen. „Es sieht so aus, als ob wir auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Max Spielmann.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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