Mannheim. Gute Noten für den Standort Mannheim, schlechte für die Arbeit der Stadtverwaltung - das ist das Fazit einer Befragung von Unternehmen, die der Fachbereich für Wirtschafts- und Strukturförderung der Stadt Mannheim nunmehr zum siebten Mal hat durchführen lassen. 1450 Unternehmen waren angeschrieben worden, online oder in Telefoninterviews den Wirtschaftsstandort Mannheim zu bewerten. 40 Prozent (557) nutzten zwischen Mitte Februar und Mitte März die Möglichkeit. Beauftragt mit der Befragung, die alle zwei Jahre durchgeführt wird, war die L Q M Marktforschung GmbH aus Mainz, die sich auf Kommunen spezialisiert hat.
Gesamtbewertung des Standorts Mannheim positiv
Am Dienstagmittag wurden die Ergebnisse im Beisein von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU), Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle (SPD) sowie der Leiterin des Fachbereichs Wirtschaftsförderung, Christiane Ram präsentiert. Die Gesamtbewertung des Standorts Mannheim war danach positiv. Faktoren wie Lebensqualität, Kundennähe und Zugänglichkeit zu geschäftlichen Netzwerken wurden hoch geschätzt, das Angebot an Gewerbeflächen, qualifizierten Arbeitskräften sowie Wohnraum für Mitarbeitende wurde immerhin durchschnittlich bewertet, jeweils mehr als die Hälfte war sehr zufrieden beziehungsweise eher zufrieden, rund jeder Zehnte war unzufrieden mit der Situation, was Wohnraum, Arbeitskräfte und Gewerbeflächen betraf.
2018 Spitzenjahr für Unternehmen
Ein Vergleich mit den Werten der Vorjahre zeigt allerdings: Die Zufriedenheit mit dem Standort nimmt seit 2018 ab. Der Zeitvergleich reicht bis 2012, als der Gewerbemonitor zum ersten Mal durchgeführt wurde, zurück. Die gesamtwirtschaftliche Lage war damals, vor sechs Jahren, aber auch eine andere, nämlich deutlich bessere, die Pandemie stand erst kurz bevor, ein Krieg in der Ukraine war noch weit entfernt.
Ein unmittelbarer Vergleich mit den Vorjahren 2022 und 2020 sowie den Jahren vor 2018 zeichnet demgegenüber ein positiveres Bild. Faktoren wie das Flächenangebot werden 2024 beispielsweise besser bewertet als 2020 oder 2022. Auch das Angebot an Wohnraum und qualifizierten Arbeitskräften schneidet 2024 besser ab. Überhaupt zeigen sich viele Unternehmen mit der Situation heute zufriedener als dies im Zeitraum 2012 bis 2016 der Fall war.
Unternehmen pflegen hohe Loyalität zu Mannheim
Auch die Loyalität zu Mannheim ist hoch: Wer einmal als Unternehmerin oder Unternehmer Fuß gefasst hat, geht so schnell nicht wieder weg. Laut Umfrage bezeichnet die Mehrheit der Unternehmen die Stadt als wirtschaftsfreundliche Kommune. Auch die Frage, ob sie den Standort weiterempfehlen würde, bejahen die meisten.
Einen Vergleich mit anderen Städten, die sowohl kleiner als auch ähnlich groß sind, braucht Mannheim der Umfrage zufolge nicht zu scheuen: Standortzufriedenheit, Standortloyalität, Bewertung der Standortfaktoren und der Wirtschaftsförderung sind danach überdurchschnittlich. Städte, die in den Benchmark eingehen, sind zum Beispiel Mainz, Speyer, Braunschweig, Bochum und Rostock.
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Stadtverwaltung schneidet schlecht ab
Einziger Ausreißer nach unten: die Zufriedenheit mit den Leistungen der Stadtverwaltung. Die Bewertung von Faktoren wie der Bearbeitungsgeschwindigkeit und Transparenz bei Genehmigungsverfahren fällt besonders schlecht aus. Auch die telefonische Erreichbarkeit ist vielen befragten Unternehmen ein Dorn im Auge. Doch nicht nur das: Bei einem Vergleich mit den Vorjahren (zurückgehend bis 2012) nimmt die Kritik zu - nicht ab. Wohlgemerkt: Es geht hier um die Zufriedenheit mit den Leistungen der Stadtverwaltung, die Wirtschaftsförderung selbst wurde allgemein als sehr positiv bewertet.
Specht: Keine Verhinderungsverwaltung
Trotzdem: Für die Stadtspitze ein Grund aufzuhorchen. „Menschen, die bei uns investieren wollen, müssen wir den roten Teppich ausrollen“, betonte Specht. Vor allem der Mindset, die Einstellung müsse sich ändern, anstatt von Problemen zu sprechen müssten die Möglichkeiten aufgezeigt werden. „Wir dürfen nicht als Verhinderungsverwaltung wahrgenommen werden.“ Auch Riehle unterstrich die Notwendigkeit, Abläufe zu ändern und zu vereinfachen. „Das ist ein Wert, der uns nicht passt“, sagte er mit Blick auf das Abschneiden der Verwaltung.
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