Walldorfer Softwarekonzern

SAP verliert Arbeitsdirektorin Sabine Bendiek

Sabine Bendiek will Ende des Jahres beim Softwarekonzern SAP aufhören. Mal wieder beginnt in Walldorf eine Nachfolgesuche im Vorstand. Warum hat es nicht gepasst?

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Alexander Jungert
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Arbeitsdirektorin Sabine Bendiek auf dem SAP-Gelände in Walldorf, im Hintergrund die Zentrale. © SAP SE/Gaby Gerster

Walldorf. Wie es der Zufall so will, fällt die Nachricht genau auf den letzten Arbeitstag von SAP-Finanzchef Luka Mucic. Sabine Bendiek, Arbeitsdirektorin und zudem verantwortlich für operative Prozesse, will ihren Ende 2023 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Die Managerin sollte dabei helfen, aus dem Walldorfer Softwarekonzern eine „Cloud Company“ zu formen - und „Menschen, Prozesse und Systeme“ zusammenzubringen, wie es auf der Internetseite von SAP heißt. Doch nach nur drei Jahren hört sie auf.

Das ist nicht gut für SAP und nicht gut für uns als Beschäftigte.
Eberhard Schick Vorsitzender des Betriebsrats der SAP SE

Die Arbeitnehmervertretung reagiert enttäuscht. „Es ist bedauerlich, dass es auf diesem Posten bei SAP scheinbar keine langfristigen Lösungen gibt. Das Thema Personal sollte bei SAP strategisch angegangen werden“, teilt Eberhard Schick, Vorsitzender des Betriebsrats der SAP SE, dieser Redaktion mit. „Die vielen Personalwechsel an dieser Stelle sprechen aber eher dagegen. Das ist nicht gut für SAP und nicht gut für uns als Beschäftigte.“

Kritische Stimmen von intern

Warum Bendiek SAP verlassen will, ist noch unklar. Aus ihrem Lager heißt es laut „Manager Magazin“, Bendiek sehne sich nach neuen Aufgaben, wolle etwas anderes ausprobieren. Intern soll nicht jeder überrascht sein. „Es gibt den Vorstand, und es gibt Sabine Bendiek“, zitiert das Magazin einen Manager. Sie sei in dem Gremium nicht besonders integriert gewesen.

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Das „Handelsblatt“ zitiert eine Führungskraft, die erklärt, Bendiek sei zwar eine Cloud-Expertin, habe aber als Personalerin bislang nicht punkten können. Bendiek gebe wenig Impulse, heißt es laut dem Blatt in Konzernkreisen - zuletzt bei der Restrukturierung, bei der 3000 Stellen gestrichen werden. Sie habe gemerkt, dass es nicht der richtige Job für sie sei.

Ob Personalverantwortung und operative Prozesse künftig weiterhin in einer Hand sein werden? Bendiek jedenfalls bleibt bis Ende Dezember an Bord; parallel wird die Nachfolge gesucht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass erneut eine Frau den Posten bekommt. Anders wäre Marketing-Chefin Julia White die einzige Frau im Vorstand.

Heißes Eisen

Der Personal-Vorstandsposten ist in Walldorf ein heißes Eisen. Viele erinnern sich noch an Angelika Dammann und Luisa Delgado. Beide Arbeitsdirektorinnen hatten SAP nach nur etwa einem Jahr wieder verlassen. Dammann stolperte 2011 über eine Firmenjet-Affäre. Gegen Delgado (2013) gab es offenbar von Anfang an Vorbehalte, sie sei zu unerfahren in der Softwarebranche.

Bendiek ist zwar in Norddeutschland geboren, kennt sich aber in der Region bestens aus. Sie hat bis zum Abitur in Großsachsen unweit von Weinheim gelebt und in Mannheim Betriebswirtschaft studiert. Zuletzt war sie Deutschland-Chefin von Microsoft.

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Erst vor wenigen Tagen ist die Managerin (Jahrgang 1966) in den Vorstand des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar eingezogen - für den scheidenden SAP-Finanzchef Mucic. Sie wolle vor allem in Sachen Bildung etwas bewegen, sagte Bendiek in einer Videobotschaft. Welche Folgen ihr Abschied bei SAP für das Engagement im Verein haben wird, ist offen. Eine Anfrage beim Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar ist am Freitag unbeantwortet geblieben.

Luka Mucic verabschiedet sich

Quasi sein komplettes Berufsleben hat Luka Mucic (51) bei SAP verbracht. Nun endet seine Zeit beim Softwarekonzern. „Meinen Kollegen und Freunden bei SAP, die ich als meine zweite Familie betrachte, danke ich für die unglaublichen Erinnerungen und Erfahrungen, die wir gemeinsam geteilt haben“, schreibt Mucic auf LinkedIn. „Sie alle machen die SAP zu dem besonderen Ort, der sie für viele von uns ist, und es gibt keine Worte, die meine Dankbarkeit dafür ausdrücken können, mit so talentierten und erstaunlichen Menschen zusammengearbeitet zu haben.“ Neuer Finanzchef bei SAP ist der Ex-Airbus-Manager Dominik Asam. Warum Mucic gegangen ist, bleibt unklar. Erst einmal will er jetzt eine Weltreise mit seiner Tochter unternehmen.

Der Aufsichtsrat von SAP hat indes beschlossen, die bis 2024 laufenden Vorstandsverträge von Julia White (Marketing) und Scott Russell (Kundenzufriedenheit) für jeweils drei Jahre bis 2027 zu verlängern. „Dank ihrer außerordentlichen Fähigkeiten und ihrer Expertise sind wir sicher, dass beide auch weiterhin die nötigen Impulse in ihren Vorstandsbereiche geben, um die vor uns liegenden Chancen und Herausforderungen zu meistern“, wird Hasso Plattner, Vorsitzender des Aufsichtsrats, zitiert. Zumindest bei diesen Personalien also ein Stück Kontinuität.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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