Software

Was SAP-Technologie-Chef Jürgen Müller über ChatGPT denkt

ChatGPT ist eine Software auf Basis künstlicher Intelligenz, die trainiert worden ist, Sprache nachzuahmen. Warum sie auch für SAP interessant ist - und warum Menschen weiterhin eine wichtige Rolle spielen

Von 
Alexander Jungert
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SAP-Vorstandsmitglied und Technologie-Chef Jürgen Müller. © SAP/K. Herschelmann

Mannheim/Walldorf. Im Büro von SAP-Technologie-Chef Jürgen Müller hängt ein Poster. Darauf sind die größten Erfindungen unserer Zeit zu sehen: das Rad, der Buchdruck, das Internet. Müller selbst hat die SAP-Datenbank S/4 HANA hinzugefügt. Und Sprachmodelle, die sich auf künstliche Intelligenz (KI) stützen - wie ChatGPT.

„Es ist beeindruckend, wie gut diese Technologie funktioniert“, sagt Müller dieser Redaktion. „Auch auf Unternehmensanwendungen wird sie einen riesigen Einfluss haben.“ Deshalb reagiere der Walldorfer Konzern darauf und evaluiere, wie sich die Technologie bestmöglich in die Produkte integrieren lasse. ChatGPT könne Anstöße für die Softwareentwicklung geben.

ChatGPT des Herstellers OpenAI aus den USA ist eine Software auf Basis künstlicher Intelligenz, die auf gewaltigen Mengen von Texten und Daten trainiert wurde, Sprache nachzuahmen. Das Programm ist schnell populär geworden, hat zugleich aber Bedenken wegen des Schutzes von Urheberrechten und möglichen Plagiaten ausgelöst.

Nur mit Kontrolle

Aus Sicht von Müller ist ChatGPT in der Lage, Menschen bei vielen Dingen zu unterstützen. Im jetzigen Stadium kann er sich aber nicht vorstellen, dass sich ein Unternehmen traut, diese Technologie ohne Kontrolle einzusetzen. ChatGPT mache noch zu viele Fehler. Zudem hebt Müller hervor, dass es darauf ankomme, wer die künstliche Intelligenz mit Daten füttert und zu welchem Zweck. „Theoretisch kann ChatGPT über das Wissen des gesamten Internets verfügen. Das heißt aber nicht, dass das die Wahrheit ist“, erklärt der Manager. „Es wird also etliche Jahre dringend Menschen brauchen, die ganz genau schauen, was dabei herauskommt.“

Müller kann Bedenken gegen ChatGPT und andere KI-Technologien nachvollziehen. „Es hat einen ähnlichen Aufschrei gegeben, als der Taschenrechner erfunden worden ist: Die Menschheit wird komplett verdummen, die Schülerinnen und Schüler werden nichts mehr lernen! Die Gesellschaft musste sich erst daran gewöhnen, in der Schule ist trotzdem weiter Mathematik gelehrt und gelernt worden.“ Gleichzeitig sieht er in künstlicher Intelligenz eine Chance, die genutzt werden sollte. Müller sagt: „Ohne Taschenrechner und Computer hätte es viele Erfindungen in der Welt nicht gegeben. Technologie kann gut und schlecht genutzt werden. Wir wollen sie natürlich gut nutzen. Am Ende passen sich Technologie und Mensch einander an.“

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Kongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe

Müller, Jahrgang 1982, ist gerade Gast auf dem Kongress der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) im Mannheimer Rosengarten. Unternehmen beleuchten SAP von allen Seiten.

Hauptthema ist der Umstieg auf die Cloud, also auf Mietsoftware über das Internet, und die Sicherheitsarchitektur. Nach der umfassenden strategischen Neuausrichtung von SAP wünschten sich die Anwenderunternehmen wieder eine stärkere Rückbesinnung auf das Credo „Customer first“ der Gründerjahre, heißt es in einer Mitteilung der DSAG. „Die Realitäten der Anwenderunternehmen sollten in der SAP-Strategie wieder stärker berücksichtigt werden - gerade vor dem Hintergrund des bevorstehenden Wartungsendes vieler wesentlicher SAP-Lösungen und der daher benötigten Planbarkeit und Verlässlichkeit der SAP-Produktstrategie.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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