Walldorf. Der Blick in die Zahlen und die Messung der Performance ist aus Sicht von Dominik Asam „wie Zähneputzen, das muss jeden Tag sein“. So hat er es vor Kurzem der „BörsenZeitung“ gesagt. Zum 1. April wird Asam neuer Finanzchef des Softwarekonzerns SAP. Schon seit fast drei Wochen arbeitet sich der Manager in Walldorf ein. Für die Übergabe hat er Noch-Amtsinhaber Luka Mucic, 51, an seiner Seite.
Erstwohnsitz bleibt in München
Bevor Asam (Jahrgang 1969) zu SAP gekommen ist, war er Finanzchef beim Flugzeugbauer Airbus, davor Manager beim Halbleiterhersteller Infineon. Asam hat Maschinenbau an der Technischen Universität München und der École Centrale Paris studiert sowie einen Abschluss am Europäischen Institut für Betriebswirtschaftslehre. Schon seit seiner Jugend begeistert sich Asam für Technologie. Mit 16 Jahren habe er einen Code programmiert, um Druckvorgänge schneller zu machen, erzählt er der „BörsenZeitung“. In München will Asam seinen Erstwohnsitz behalten und nach Walldorf pendeln.
Die Zeit bei SAP könnte momentan kaum spannender sein. Vorstandssprecher Christian Klein treibt den Umbau des Konzerns voran. Er will das Kerngeschäft mit Softwarelizenzen zur Unternehmenssteuerung in ein cloudbasiertes Abo-Modell wandeln. Die Investitionen in die Zukunft gehen aber zunächst zulasten des Ergebnisses. Doch Klein sieht SAP auf einem guten Weg. Ohnehin wollen die Walldorfer keine Zeit mehr verlieren, denn es herrscht ein knallharter Konkurrenzkampf mit den US-Konzernen Salesforce und Oracle.
An seinen ersten Tagen hat Asam den Verkauf der Mehrheitsanteile am Marktforschungsunternehmen Qualtrics miterlebt. Im nächsten Quartalsbericht wird Qualtrics unter den „nicht fortgeführten“ Aktivitäten stehen, im ersten Halbjahr soll der Verkauf abgeschlossen sein. Die Umsatzanteile von Qualtrics werden also wegfallen, dafür fließen SAP durch den Verkauf rund 7,7 Milliarden Dollar zu. Was tun mit dem Geld? Und überhaupt: Wie wird die Mittelfristplanung von Asam aussehen - wie viel Mucic wird noch darin stecken?
Millionenschwere Abfindung für Luka Mucic
Die Gründe für Mucics vorzeitigen Abschied - er hat quasi sein ganzes Berufsleben in Walldorf verbracht - sind nach wie vor unklar. Klar ist, dass der Abschied teuer wird: Für die Restlaufzeit seiner ursprünglichen Bestellung als Vorstandsmitglied bis 31. März 2026 erhält Mucic laut Vergütungsbericht eine Abfindung von 9,6 Millionen Euro. Sie sei „bemerkenswert“, hatte Eberhard Schick, Vorsitzender des Betriebsrats der SAP SE, zuletzt erklärt. Man muss wissen: Der Softwarekonzern ist gerade dabei, weltweit 3000 Arbeitsplätze abzubauen, um das Cloud-Geschäft zu stärken und insgesamt noch effizienter zu werden.
Nach fast 30 Jahren im Unternehmen will Mucic erst einmal Abstand gewinnen. Gemeinsam mit der Tochter geht es auf Weltreise. Später kann sich der Manager vorstellen, weiter in der Industrie zu arbeiten. Vielleicht sogar im Ausland.
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