Managergehälter

SAP-Chef Christian Klein gehört zu den Top-Verdienern im Dax

Jedes Jahr arbeitet sich die Technische Universität München im Auftrag der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz durch die Vergütungsberichte der Dax-Konzerne - hier sind die spannenden Ergebnisse

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Alexander Jungert
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Mannheim. Oliver Blume hat es wieder geschafft. Der Chef des Volkswagen-Konzerns ist wie 2023 Deutschlands Spitzenverdiener, zumindest unter den Chefs der größten deutschen, an der Börse notierten Unternehmen. Rund 10,3 Millionen Euro verdiente er im vergangenen Jahr, wie aus dem Vergütungsbericht der Aktionärsschützer der DSW hervorgeht. Bei Konzernen aus der Region ist SAP-Vorstandsvorsitzender Christian Klein mit rund 8,8 Millionen Euro Spitzenreiter. In der Dax-Gesamtwertung reicht das für Platz vier. Dominik von Achten (Heidelberg Materials, rund 6,6 Millionen Euro), Martin Daum (Daimler Truck, rund 6 Millionen Euro) und Martin Brudermüller (BASF, rund 5,2 Millionen Euro) sind im Mittelfeld. Folgend Fragen und Antworten.

Wie kommt die Rangliste zustande?

Jedes Jahr arbeitet sich der Lehrstuhl für Controlling der Technischen Universität München (TUM) im Auftrag der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) durch die Vergütungsberichte der Konzerne und arbeitet die Daten zu den Vorstandsmitgliedern so auf, dass sie sich vergleichen lassen. Denn einheitliche Regeln wie etwa in Frankreich und den USA gibt es in Deutschland nicht. DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler bemängelt deswegen Intransparenz. Entsprechend aufwendig ist die Berechnung. In die Vergütung fließt das Fixgehalt ein, eine kurzfristige variable Vergütung, die sich meist auf ein Jahr bezieht, und eine langfristige Vergütung, die oft an Aktien gebunden ist und sich meist am Kurs orientiert - inzwischen aber immer mehr an Umweltkriterien. Die Zahlen sollen abbilden, was die Manager für ihre Leistung 2023 erhalten haben. Tüngler sagt allerdings auch: „Manchmal kann schon eine Million Euro zu viel sein, manchmal auch zehn Millionen.“

Wie war denn das Geschäftsjahr 2023?

Insgesamt hatten es die deutschen Konzerne im vergangenen Jahr schwer. Der Krieg in der Ukraine und in Nahost belastete. Die Inflation war hoch, die Leitzinsen ebenfalls, die Wirtschaftsleistung schrumpfte. Die Unternehmen im Leitindex Dax setzten kaum mehr um als im Jahr zuvor, der Betriebsgewinn sank leicht. Die Börsenkurse allerdings legten zu. Allein der Dax gewann mehr als 20 Prozent. Die Investoren setzten wohl vor allem auf die Zukunft der Konzerne. Und der Aktienkurs ist ein wesentlicher Messwert für die Vergütung.

Welche Trends lassen sich erkennen?

Im Schnitt bekam ein Vorstandsmitglied 3,59 Millionen Euro, ein Plus von 5,8 Prozent, wie Gunther Friedl von der TUM sagt. Am meisten zahlte der Darmstädter Medizinkonzern Merck seinem Spitzenpersonal mit durchschnittlich 6,66 Millionen Euro, am wenigsten gab es beim Medizintechnikspezialisten Sartorius, der viele Ziele verfehlte: 1,25 Millionen Euro. Im Schnitt verdienten Vorstandsmitglieder etwa das 40-Fache des Durchschnittsverdienstes der „normalen“ Beschäftigten. Der Wert ist über die Jahre gesunken.

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Gibt es in Deutschland eine Obergrenze?

Nein. Hierzulande existiert keine einheitliche Obergrenze für das, was Topmanager verdienen. Allerdings muss in den Vergütungssystemen der börsennotierten Konzerne jeweils festgelegt werden, was Chefs höchstens bekommen dürfen. Oft sind zehn Millionen Euro festgeschrieben. Blume ist ein Sonderfall. Er steuert nicht nur Volkswagen, sondern auch die ebenfalls im Dax notierte Konzerntochter Porsche. Und er ist nicht der erste in Deutschland, der mehr verdiente. Josef Ackermann, bis 2012 Chef der Deutschen Bank, erhielt jahrelang zwischen elf und 13 Millionen Euro. Er hinterließ das Bild eines gierigen Managers. Zumindest nachhaltig war seine Zeit an der Spitze der Bank nicht - seine Nachfolger mussten das Geldhaus in Teilen sanieren.

Wie stehen deutsche Spitzenmanager im internationalen Vergleich da?

Ein Vorstandsvorsitzender in Deutschland erhielt den Zahlen zufolge im Schnitt rund 5,7 Millionen Euro. International gibt es deutlich mehr. Vor allem in den Vereinigten Staaten: Am meisten bekam 2023 Apple-Chef Tim Cook, trotz eines Minus’ von mehr als 41 Prozent im Vergleich zu 2022: umgerechnet 58,4 Millionen Euro. Nur ein einziger US-Topmanager blieb unter der Zehn-Millionen-Grenze: Andy Jazzy, Chef des Online-Händlers und Technologieriesen Amazon, erhielt ein Festgehalt von etwa 1,3 Millionen Euro.

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Fernab vom Dax - wie sehen die Vergütungen bei anderen regionalen Unternehmen aus?

Achtung: Diese Daten sind von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und der TU München nicht zum Vergleich aufbereitet worden. Doch ein Blick in die Geschäftsberichte von regionalen Unternehmen der mittleren Werte (M-Dax) zeigt die Größenordnungen: Thomas Schulz, Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Industrieservicekonzerns Bilfinger, ist für das vergangene Geschäftsjahr auf eine gewährte und geschuldete Vergütung von rund 5,2 Millionen Euro gekommen. Bei Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Schmierstoffherstellers Fuchs, ist die Gesamtvergütung mit rund 2,7 Millionen Euro angegeben. Im S-Dax der kleinen Unternehmenswerte erhält Ludwin Monz (Heidelberger Druckmaschinen) für das Geschäftsjahr 2023/2024 eine Gesamtvergütung von 1,8 Millionen, Niels Pörksen (Mannheimer Südzucker) steht eine gewährte und geschuldete Vergütung von ebenfalls rund 1,8 Millionen Euro zu.

Wer legt die Vergütung von Vorstandsmitgliedern fest?

Der Aufsichtsrat eines Unternehmens, in dem sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmervertreter sitzen. Das Vergütungssystem wird zudem der Hauptversammlung zur Abstimmung vorgelegt.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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