Kommentar Mehr Transparenz bei Managergehältern

Wie Vorstandsvergütungen zustande kommen, ist leider nur sehr schwer nachzuvollziehen. Es braucht dringend mehr Transparenz, meint Alexander Jungert. Ein Kommentar

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Alexander Jungert
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Rund 5,7 Millionen Euro – so viel bekamen Dax-Konzernchefs 2023 im Schnitt überwiesen. Von dieser Summe können die allermeisten Menschen nur träumen. Wie sie zustande kommt, ist leider nur sehr schwer nachzuvollziehen. Das muss sich ändern! Denn für die emotionale und öffentliche Debatte, die Managergehälter auslösen, ist Transparenz unverzichtbar.

Dax-Unternehmen legen zwar ausführliche Daten für jedes Vorstandsmitglied offen. Was fehlt, sind standardisierte Berichte, um relativ einfach vergleichen zu können.

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Wer schon einen Vergütungsbericht gelesen hat (oder es zumindest versucht hat), weiß: Das ist schwere Kost. Short-Term Incentives, Gewichtungen, Zuteilungen, Tranchen, Performance-Faktoren . . . puh. Dabei heißt es doch im Deutschen Corporate Governance Kodex, einem Regelwerk für börsennotierte Unternehmen: „Der Aufsichtsrat beschließt ein klares und verständliches System zur Vergütung der Vorstandsmitglieder (. . .).“ Klar und verständlich? Selbst Unternehmensvertreterinnen und -vertreter können Fragen zum Vergütungsbericht oft erst nach mühevoller Recherche beantworten.

Zehn Millionen Euro als „Schallmauer“

So braucht es wie bei der Untersuchung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München (TU) einen Professor, Studenten und Doktoranden, um vergleichbare Vorstandsgehälter im Dax zu ermitteln. Eine interessante Beobachtung: Zehn Millionen Euro bei Managergehältern haben sich in der gesellschaftlichen Debatte durchaus als „Schallmauer“ etabliert. Diese Summe steht mittlerweile auch in Vergütungssystemen vieler Dax-Konzerne als Maximalvergütung.

Von Gehaltsexzessen in deutschen Vorstandsetagen kann ohnehin keine Rede (mehr) sein. Heute sind die Gehälter 40 Mal so hoch wie die „normaler“ Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, vor einigen Jahren lag der Wert sogar mal bei 54. Selbst Fußballspieler in der Bundesliga erhalten teilweise höhere Millionengehälter als Spitzenmanager, obwohl sie nicht für Unternehmen mit zehntausenden Beschäftigten Verantwortung tragen.

„ESG-Kriterien“, die sich aus Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) zusammensetzen, sind immer wichtiger. Die Kriterien für die Zahlung von Boni werden geschärft. Das ist gut – aber hier gilt genauso: Transparenz, bitte!

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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