Interview

Peter Görtz: Verpackungssteuer bringt mehr Aufwand und höhere Kosten

Kaffeebecher aus Pappe wären auf jeden Fall von einer Steuer betroffen, wie sie zum Beispiel Heidelberg plant. Der Mitinhaber von Bäcker Görtz sieht das kritisch.

Von 
Bettina Eschbacher
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Peter Görtz hält eine Verpackungssteuer für ungerecht. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Peter Görtz ist Mitinhaber der Ludwigshafener Bäckerei Görtz mit 223 Filialen in der Region. Auch in Heidelberg, wo noch in diesem Jahr die Verpackungssteuer kommen soll, hat er Standorte. Eine solche Steuer hält er für unverhältnismäßig.

Herr Görtz, was halten Sie von einer Verpackungssteuer auf Einweggeschirr?

Peter Görtz : Bäckereien verpacken am wenigsten von allen in der Lebensmittelbranche. Wir stellen ein regionales Produkt her, das unverpackt in die Filiale ausgeliefert und erst in die Tüte gepackt wird, wenn es der Kunde kauft. 99 Prozent unserer Verpackungen sind Papiertüten für Brötchen oder Brot. Eine Verpackungssteuer würde vor allem die Kaffeebecher aus Pappe betreffen, wobei etwa 65 Prozent der Kunden den Kaffee in der Tasse im Café trinken. Zum Vergleich: Bei McDonald’s wird jeder Kaffee im Pappbecher ausgeschenkt. Als Bäcker fühlen wir uns ein Stück weit vorgeführt.

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Wie meinen Sie das?

Görtz: Die Verpackungssteuer ist ungerecht, weil zum Beispiel Online-Händler wie Amazon oder die Supermärkte davon nicht betroffen sind. Dabei ist im Supermarkt einfach alles verpackt. Und in der Papiertonne finden Sie garantiert mehr Amazon-Paketpapier als Brötchentüten. Bei Edeka werden Sie auch nicht gefragt, ob der Schokoriegel für unterwegs ist oder für zu Hause. Genau diese Unterscheidung sollen wir machen.

Das müssen Sie erklären.

Görtz: Das Fleischkäsebrötchen, das Sie bei uns kaufen und daheim essen, wäre steuerfrei - beißen Sie gleich rein, wäre es steuerpflichtig. Da fehlt uns die Idee, wie wir das umsetzen sollen. Ungerecht ist auch die Höhe der Steuer: Auf eine Cola-Flasche gibt es 30 Cent Pfand, auf einen Kaffeebecher beim Bäcker dagegen wohl 50 Cent. Das alles ist nicht verhältnismäßig.

Eine Hand hält einen Einweg-Kaffeebecher vor dem Hintergrund der Tübinger Altstadt. Die Stadt Tübingen hat mit ihrer Verpackungssteuer den Anfang in Deutschland gemacht. Viele Kommunen, auch in der Region, wollen nun nachziehen. © Bernd Weißbrod/dpa

Von Ihren Filialen dürften als erste die in Heidelberg von einer Verpackungssteuer betroffen sein – wie bereiten Sie sich darauf vor?

Görtz : Wir können uns gar nicht vorbereiten, weil wir nicht wissen, was kommt. Wenn die Verpackungssteuer kommt, werden wir damit umgehen. Sie wird mehr Aufwand bringen und höhere Kosten – auch für die Kunden. Und sie wird zu einer Verschiebung im Lebensmittelhandel führen, weil sie uns Bäcker gegenüber Supermärkten benachteiligt. Da werden sicher noch mehr Betriebe aufgeben, weil das Geschäft durch all die Vorgaben inzwischen so komplex und so anstrengend ist.

Was ist mit Mehrweg-Lösungen? Die müssen Sie für To-Go-Artikel ja längst als Option anbieten.

Görtz : Viele trinken ihren Kaffee ja bei uns aus der Porzellantasse. Die, die ihn mitnehmen, nehmen zum großen Teil den Pappbecher – weil er praktischer als der Mehrwegbecher ist auf dem Weg zur Arbeit oder zum Zug. Der To-Go-Becher ist ein Symbol für unser Müllproblem geworden - aber doch nicht der Hebel, um es zu lösen. Wenn es eine gute Alternative gibt, etwa mit essbaren oder sich auflösenden Bechern, dann steigen auch wir gerne um.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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