Heidelberg. Goldgelb fließt das Bier ins Glas. Das fängt durch die kalte Flüssigkeit direkt an zu schwitzen. Kleine Perlen bilden sich über dem Logo. Es besteht aus den Türmen der alten Brücke in Heidelberg, verziert mit Herz und Hopfen. Und natürlich prangt da noch die Schrift „Heidelberger“, dick und rot.
Jetzt ist es also da: das neue Bier der Heidelberger Brauerei. Neu, weil im vergangenen Jahr Welde-Geschäftsführer Max Spielmann die Heidelberger Brauerei übernahm. „Seit März 2024 sind wir am Ruder“, sagt Spielmann. Damals hatte der damalige Geschäftsführer der Heidelberger Brauerei, Michael Mack, einen Nachfolger für sein Unternehmen gesucht. Wichtig war ihm damals gewesen, nicht an einen großen Konzern zu verkaufen. Spielmann, der schon damals Geschäftsführer beim Familienunternehmen Weldebräu in Plankstadt gewesen ist, wurde von Mack angesprochen und nahm das Angebot an.
Heidelberger mit neuer Rezeptur und neuen Lieferanten
Neu sind neben dem Geschäftsführer auch Inhalt und Markengestaltung. Ein Jahr lang habe Mack den Prozess jetzt noch begleitet, erklärt Spielmann. Jetzt sei er aber nicht mehr ins Geschäft involviert. Seit der Übernahme haben Spielmann und sein Team die Prozesse im Unternehmen analysiert und durchleuchtet. Jetzt wird das Heidelberger Bier nach neuer Rezeptur hergestellt. Auch die Rohstoffe beziehe Heidelberger jetzt von neuen Lieferanten – und zwar fast nur aus regionalem Anbau. Fast, denn das Malz komme aus dem Kraichgau, der Pfalz und dem französischen Grenzgebiet, der Hopfen aus Bayern, erklärt Spielmann weiter.
Laut Spielmann hat der Prozess, die neue Rezeptur zu perfektionieren, lange gedauert. „Eine Viertelmillion Liter Bier sind dafür im Gully gelandet.“ Rund zwei Millionen Euro und über 20.000 Stunden habe das Team in die Qualitätsverbesserung der Biere investiert. Die Brauereiteams in Heidelberg und Plankstadt unterstützen einander, erklärt Spielmann. Das Team der Weldebräu habe viel bei der Qualitätsverbesserung mitgewirkt. Die Heidelberger dagegen helfen aus, wenn das Personal in Plankstadt mal durch Krankheiten oder Urlaube knapper bemessen sei, so Spielmann. Und: Wie angekündigt, habe man alle 20 Mitarbeiter der Heidelberger Brauerei übernommen.
Durch den Kauf des Unternehmens haben sich Spielmann zufolge auch weitere Synergien ergeben – etwa in der Logistik. Die beiden Brauereien hätten schon immer ähnliche geografische Gebiete abgedeckt. Dadurch habe die Logistik optimiert werden können. „Jetzt fahren sozusagen nicht zwei Lkw nach Angelloch, sondern halt nur einer. Dafür fährt der, der frei geworden ist, woanders hin.“
Vertriebsteams von Welde und Heidelberger zusammengelegt
Auch die Vertriebsteams hat Spielmann eigenen Angaben nach zusammengelegt. Heidelberger habe bei den Kunden einen höheren Anteil in der Gastronomie, also mit dem Fassbier. Welde hingegen habe einen höheren Anteil an Fachhandel und Einzelhandel. „Wir können jetzt voneinander profitieren“, sagt Spielmann. „Welde kann die Heidelberger Biere in den Einzelhandel mitnehmen und die Heidelberger Biere die Welde in die Gastronomie.“
Ganz dieselben Zielgruppen möchte Spielmann jedoch nicht mit beiden Marken bespielen. „Die Weldebräu wird wahrgenommen und soll wahrgenommen werden als eine Marke, die für den gesamten Rhein-Neckar-Kreis steht. Und das Heidelberger Bier ist sehr auf Heidelberg und das Umland positioniert“, sagt der Geschäftsführer. Zwar wolle er das noch ein bisschen „aufbrechen“. Aber Heidelberger „soll die Love-Brand für das Heidelberger Stadtgebiet werden“.
Doch nicht alles ist neu im Hause Heidelberger. Die Produkte werden Spielmann zufolge immer noch in Heidelberg hergestellt. Dort werden auch noch die Fässer abgefüllt. In Flaschen sei in Heidelberg jedoch noch nie abgefüllt worden – und nun passiert das bei Weldebräu in Plankstadt. Circa acht Kilometer trennen die beiden Brauereien.
Umsatz bei Weldebräu stabil
- Spielmann zufolge konnte Weldebräu trotz eines rückläufigen Biermarkts den Umsatz in den letzten Jahren stabil halten. „Was mich sehr gefreut hat, ist, dass wir umsatzseitig wieder auf Vor-Corona-Niveau sind“, erklärt der Geschäftsführer.
- Die Brauereibranche sei sehr abhängig von der Wirtschaftslage der Hauptabsatzkanäle – zum Beispiel der Gastronomie .
- Mittlerweile habe Weldebräu auch die Ertragslage fast wieder auf das Niveau vor Corona bringen können, so Spielmann.
Chancen für regionale Brauereien wie Welde, Heidelberger und Eichbaum
Der nationale und internationale Biermarkt schwächeln, die Absätze sinken eher, als dass sie steigen. Doch gerade in dieser Situation sieht Spielmann für die regionalen Marken einen Vorteil: die Nahbarkeit. „Wir haben als regionale Brauereien einen Riesen-Vorteil, weil hinter den Brauereien Gesichter stehen, Familien stehen, Menschen stehen, die man anfassen und erleben kann.“
Außerdem setzten die Biermarken auf das wachsende Marktsegment des alkoholfreien Biers. Der Zuwachs in diesem Segment könne zwar die Veränderungen im alkoholhaltigen nicht ausgleichen. Aber trotzdem haben die Bierbrauer da einen Vorteil gegenüber Winzern, erklärt Spielmann. Denn: „Die Bierbranche hat schon vor 20 Jahren angefangen, alkoholfreies Bier auf den Markt zu bringen.“ Das bedeute nicht nur 20 Jahre technologischer Vorsprung, sondern auch 20 Jahre Vorsprung in der Akzeptanz bei den Konsumenten. Auch aus der Heidelberger Brauerei gibt es ein alkoholfreies Pils zu kaufen.
In Mannheim denkt man bei regionalen Bieren neben Welde und Heidelberger natürlich auch an Eichbaum. Auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim hatten Weldebräu und Eichbaum – eigentlich Wettbewerber – sogar zusammengearbeitet: Beide Unternehmen bündelten Ausstattung und Lieferwege. Und auch in Zukunft sieht Spielmann die regionalen Unternehmen am gleichen Strang ziehen – nicht unbedingt nur mit Eichbaum, aber auch. „Wenn sich Schnittmengen ergeben, sind wir da immer offen für“, sagt der Geschäftsführer. „Für mich ist einfach die Priorität, dass wir gute Bierkultur und regionales Bier anbieten.“ Die regionalen Bierbrauer könnten nur verlieren, wenn sie den Platz den großen oder internationalen Brauereien überlassen würden.
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