Chorfestival

Die No Names wollen mit groovigem Mix beim Chorfestival punkten

Der Chor No Names, unter der Leitung von Musiklehrer Diether Scheithe, singt beim Chorfestival Rhein-Neckar. Was den Chor auszeichnet - und warum er keinen Namen hat

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Der Chor No Names, der aus der damaligen Nachwuchsgruppierung „Grünschnäbel“ des Gesangvereins Liederkranz Edigheim im Jahr 1999 entstanden ist, hat Sänger jeder Altersgruppe. © No Names

Mannheim. „Wir singen alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist“, lässt Chorleiter Diether Scheithe keine Zweifel daran, dass die No Names offen für alle Genres und Musikrichtungen sind. Klassik, Jazz, Musical oder Neue Musik: Es gibt bei dem rund 35 Personen starken Chor mit Sitz in Edigheim keine „Musik von der Stange“.

Der Gymnasiallehrer und Musiker mit starker Hinwendung zu gemeinschaftlichem Singen und Chorleitung arrangiert vieles selbst und schreibt die gewünschten Stücke für die eigenen Belange um. Der Chor, der 1999 im Gesangverein Liederkranz Edigheim aus der damaligen Generation der Nachwuchsgruppierung „Grünschnäbel“ hervorgegangen ist, kennt kaum Altersgrenzen.

"No Names"-Chor ist eine wahre Chorfamilie

Ab 14 Jahren kann jeder, der für die engagierte Arbeit bei den inzwischen etablierten No Names bereit ist, mitmachen. „Wir sind ein sehr junger Chor geblieben“, sagt Diether Scheithe. „Aus dem Freundeskreis kommen immer neue Sängerinnen und Sänger nach.“ Die Proben sind ein bis zweimal im Monat jeweils samstags: Das heißt auch, dass viele Stücke in Eigenleistung auch zu Hause geprobt werden sollen.

„Ich spiele vieles in midi-files ein, denn ich möchte, dass alle Mitwirkenden für die Proben vorbereitet sind“, sagt der Dirigent, der seit der ersten Stunde dabei ist. Gut ein Dutzend der Mitwirkenden trauen sich inzwischen zu, Solopartien zu übernehmen, treten aber rasch - wenn es die Strategie erfordert - auch wieder in die Reihen des Ensembles zurück.

Das Chorfestival



  • Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar (CFRN) wird vom „Mannheimer Morgen“ in Kooperation mit der Buga 23 und unterstützt vom Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltet. Es findet am 23./24. September in der Baumhainhalle, Luisenpark, statt.
  • Der Wettbewerb richtet sich an nicht-professionelle Chöre jeder Art aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Bewerbungphase ist abgeschlossen.
  • Die Wertungen sind: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Pop- und Jazzchöre sowie Gesangsensembles.
  • Vorgetragen werden drei Stücke mit insgesamt maximal 15 Minuten. Eines der Werke muss einen Bezug zum Thema Natur haben.
  • Die Fachjury wird von Dirigent Tristan Meister geleitet. In jeder Kategorie werden gestaffelte Preise bis zur Höhe von 600 Euro (1. Preis) vergeben.
  • Der Eintritt ist für Gäste der Buga kostenlos.
  • Alle Infos zum Chorfestival unter mannheimer-morgen.de/cfrn

Rhythmische und groovige Elemente arbeitet Dieter Scheithe in seine Arrangements selbst mit ein. „Die Musik muss beim Publikum ankommen. Das ist ein sehr wichtiger Schwerpunkt.“ Und: Das gesamte Repertoire wird auswendig gesungen. Dies ist nicht immer einfach: So haben die No Names etwa Ernst Tochs großartige „Fuge aus der Geographie“ aufgeführt.

Es werden aber auch leichter eingängige Stücke wie das „Haus am See“ von Peter Fox erfolgreich präsentiert. „Wir bürsten die Stücke gegen den Strich“, heißt das Erfolgsrezept der Edigheimer. Konzerte werden a cappella, mit Klavier, zusammen mit einer Band oder einem Sinfonieorchester aufgeführt.

Bei den No Names geht es freundschaftlich zu. Viele kennen sich schon seit vielen Jahren und sind zu einer regelrechten Chorfamilie zusammengewachsen. Die Frage nach einer Teilnahme beim Chorwettbewerb des „Mannheimer Morgen“ ist daher nicht lange offengeblieben. „Egal wie, wir wollen dabei sein“, habe es sofort nach Bekanntmachung des Festivals auf der Bundesgartenschau geheißen. „Unabhängig davon, ob wir gewinnen oder nicht, wir freuen uns schon sehr auf den Dialog und darauf, was die anderen Chöre aufführen“, sagt Dieter Scheithe.

Ohne Namen namhaft in der Region

Und der Name, der keiner ist? Weil ihnen damals kein passender Name einfiel, nannten sie sich zunächst einfach No Names. Doch wie die Zeit vergeht: Nach über 20 Jahren hat sich der Name der groovigen Truppe aus Ludwigshafen nicht geändert und der Chor ohne Namen hat sich seitdem als Konzertensemble in der Rhein-Neckar-Region einen Namen gemacht.

Für die meisten sei der Chor „mehr als nur eine musikalische Freizeitbeschäftigung“, sagt Scheithe. „Hier entstanden Freundschaften und Ehen, in der Chorfamilie rückt inzwischen sogar schon eine Reihe neuer Sängerinnen und Sänger nach, die von klein auf als No-Names-Kinder mit dem Chorvirus infiziert wurden und quasi als nächste Generation mit dabei sind.“

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Das Repertoire der Namenlosen besteht großzügig aus den Stilrichtungen Pop, Gospel, Soul, Musical, Jazz und Klassik, es seien „oft Stücke, die man so normalerweise nicht von einem Chor zu hören bekommt“, wie der Chorleiter erzählt. Bei seinen Arrangements lege er den Akzent darauf, fetzige und ausgefeilte Sätze zu kreieren - und dank der choreigenen Solisten könne man so auch jedem einzelnen Stück „eine ganz eigene Klangfarbe“ verpassen.

Zeitgenössisches neben ABBA

Es versteht sich fast von selbst, dass eine derartige Herangehensweise ohne Scheuklappen zu ganz unerwarteten stilistischen Kombinationen führt: Mozart stehe neben einem Jazz-Standard von Herbie Hancock, zeitgenössische Klänge neben ABBA, ein Renaissance-Madrigal neben Queen. Und damit das alles trotzdem zusammenhält, gibt es oft übergreifende Mottos, die wie ein roter Faden durchs Programm mäandern.

Das Wandeln zwischen den musikalischen Welten ist Scheithe sehr wichtig. Und als gelernter Schulmusiker (er ist Musik- und Deutschlehrer am Thadden-Gymnasium in Heidelberg-Wieblingen) fühlt er sich musikalisch ohnehin überall zuhause. Und dass das einem Chor, der alles singt, „was bei Drei nicht auf den Bäumen ist“, nur guttun kann, liegt auf der Hand.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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